Essen. Das neue Schuljahr geht los, gleichzeitig werden die Tage wieder kürzer. Fünf Tipps für Eltern und Kinder für einen sicheren Schulweg.

  • Allein zur Schule laufen – nicht nur für Schülerinnen und Schüler aufregend.
  • Bevor Kinder den Schulweg ohne Hilfe meistern, gibt es einiges zu beachten. Eltern und Kinder können zum Beispiel vorher üben.
  • Die wichtigsten Tipps von ADAC, TÜV, Verkehrswacht und Polizei zusammengefasst.

Seit unserer eigenen Schulzeit sind die Straßen voller geworden, größer, unübersichtlicher. Der Verkehr fließt (gefühlt) schneller. Umso wichtiger, dass Kinder lernen, wie sie den Weg zur Schule sicher bewältigen.

Wichtig ist vor allem: Eltern müssen sich bewusst sein, dass für Kinder alles neu ist. Erwachsene haben schon viele Gefahrensituationen erlebt und wissen bestenfalls, dass man für andere Verkehrsteilnehmer "mitdenken" sollte – zum Beispiel bei zurücksetzenden Lkw. Kinder wissen das nicht. Und könnten es auch nicht einschätzen.

Hier die wichtigsten Alltags-Tipps von ADAC, TÜV, Verkehrswacht und Polizei:

1. Verkehrsregeln erklären

Kinder sollten genau wissen, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten dürfen – und wie nicht. Dabei geht es nicht darum, schon Sechsjährigen das gebündelte Wissen einer Führerscheinprüfung einzutrichtern, sondern um Grundsätzliches. Haben Kinder nämlich ein paar simple Regeln verinnerlicht, fällt es ihnen auch in unsicheren Situationen leichter, sich entsprechend zu verhalten.

  • Das „Links-Rechts-Links“-Schauen sollte zum Ritual werden, wo auch immer man die Straße überquert. Wenn eine Ampel in der Nähe ist, muss man sie nutzen. Und nicht rennen!
  • Zebrastreifen vermitteln Kindern „oft ein falsches Gefühl von Sicherheit“. Deshalb müssen sie selbst hier auf herannahende Autos achten und Augenkontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern halten.
  • Gleiches gilt für Ampeln: Kinder müssen wissen, dass sie oft zeitglich mit abbiegenden Autos Grün haben. Also: Seit- und Schulterblick!
  • Und nicht vergessen: Fahrradfahrer nutzen die Straße wie Autos, sind aber schwerer zu erkennen. Zudem müssen Kinder beim Überqueren einer Straße daran denken, dass dort gegebenenfalls auch ein Radweg ist. Mitunter dürfen Radfahrer sogar gegen Einbahnstraßen fahren.
Schülerlotsen sollen an einigen Orten in NRW den Schulweg sicherer machen. Lotsin Hanna wurde dafür in Oberhausen ausgebildet.
Schülerlotsen sollen an einigen Orten in NRW den Schulweg sicherer machen. Lotsin Hanna wurde dafür in Oberhausen ausgebildet. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

2. Gefahren zeigen und „mitdenken“

Es geht nicht nur darum, den Weg zur Schule zu kennen – Eltern sollten ihre Kinder auch auf mögliche Gefahren aufmerksam machen. Dazu sollten Eltern ihren Kindern das Bewusstsein mitgeben, nicht nur auf sich selbst zu achten, sondern auch Fehler von Rad- und Autofahrern zu "mitzudenken". Aber: „Kinder haben entwicklungsbedingt ein geringer ausgeprägtes Bewusstsein für Sicherheit und Gefahr als Erwachsene“, sagt Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht.

  • Dass Autofahrer rote Ampeln übersehen können sollte jedes Kind wissen. Deshalb müssen sie auch dann schauen, wenn die Fußgängerampel grün ist. Besonders gefährlich sind Bedarfsampeln, die für Autos meist grün sind, und Ampeln hinter Kurven.
  • Auch beim Überqueren kleinerer Straßeneinmündungen oder beim Vorbeigehen an Einfahrten müssen Kinder aufpassen. Fußgänger haben zwar Vorfahrt, werden aber nicht immer gesehen. Vor allem dann nicht, wenn sie so klein sind wie Kinder – und auch zwischen parkenden Autos nicht zu sehen sind.
  • Kinder müssen zudem wissen, dass sie (wenn die Ampel fehlt) nicht an einer Kreuzung die Straße überqueren, sondern lieber entfernt von Einmündungen oder mittig zwischen zwei Kreuzungen.
  • Achtung vor Lkw! Kinder müssen wissen, dass der Fahrer sie nicht immer sehen kann.

3. Schulweg mehrfach üben

Üben, üben, üben: Es genügt nicht, die Strecke nur einmal gemeinsam abzulaufen – auch wenn sie Erwachsenen simpel erscheint. „ABC-Schützen müssen sich im Straßenverkehr gleich doppelt konzentrieren“, sagt Jürgen Brenner-Hartmann, fachlicher Leiter Verkehrspsychologie beim TÜV Süd. „Zum einen auf den Straßenverkehr und zum anderen, damit sie auf dem richtigen Weg bleiben.“

  • Deshalb ist es wichtig, dass das Kind auch die Seitenstraßen entlang der Strecke kennt, falls es sich einmal verläuft. Es kann auch passieren, dass das Kind an der Schule direkt in die falsche Richtung läuft oder im Gespräch mit Mitschülern falsch abbiegt.
  • Geübt werden sollte zu der Uhrzeit, zu der die Strecke auch im Alltag bewältigt werden muss. „Denn Straßen, die tagsüber wenig befahren sind, können zur morgendlichen Rushhour auf Kinder wie Autobahnen wirken“, so der ADAC.
  • Unterwegs sollten Eltern aufmerksam hinschauen: „Überprüfen Sie von Zeit zu Zeit das Verhalten Ihres Kindes, so können Sie bei falschen Reaktionen erklärend eingreifen“, rät die Polizei Oberhausen.
  • Das alles gilt nicht nur für die Vorbereitungszeit. Auch während des Schuljahres dürfen Eltern ruhig ab und zu mitgehen, um sich davon zu überzeugen, dass das Gelernte nicht in Vergessenheit geraten ist.
  • Um festzustellen, ob das Kind nun bereit für den Schulweg ist, empfehlen die Experten einen Rollentausch: „Lassen Sie sich selbst von Ihrem Kind in die Schule bringen. Dadurch stellen Sie schnell fest, wie sehr es den Weg und die Gefahren bereits verinnerlicht hat.“

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4. Einen sichereren Weg finden

Der kürzeste Weg ist nicht immer auch der beste. „Bei der Wahl des Schulwegs sollte ganz klar die Sicherheit an erster Stelle stehen“, heißt es beim TÜV. Eltern sollten also nach Möglichkeit einen Weg abseits stark befahrener Straßen, Baustellen und Brücken suchen. „Ein kleiner Umweg bietet oft einen sehr großen Sicherheitsgewinn“, so die Verkehrswacht-Experten.

5. Vernünftige Kleidung wählen

Gerade in Richtung Winter, wenn es morgens noch dämmrig ist, kommt es auf die richtige Kleidung an: „Sie sollte hell und reflektierend sein“, empfiehlt die Verkehrswacht. Reflektoren sind ebenfalls wichtig : „Kinder mit reflektierender Kleidung sind im Dunkeln schon auf eine Entfernung von 130 bis 160 Metern zu sehen. Ein dunkel gekleidetes Kind wird erst auf 25 bis 30 Meter wahrgenommen.“