Düsseldorf. Fast jede vierte Stunde wird nicht gemäß dem Stundenplan erteilt. Darunter leidet am Ende die ganze Gesellschaft.

Es lässt sich nicht kaschieren: Das System Schule in NRW ist voller Mängel und Flickschusterei. NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) unternimmt etwas gegen den eklatanten Lehrkräftemangel. Sie wirbt um Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger, ordnet unter dem Protest von Lehrerverbänden Lehrkräfte in Schulen mit besonders großem Personalmangel ab, schränkt Teilzeitmöglichkeiten ein, schickt Alltagshelfer in Grund- und Förderschulen, und doch reicht es nicht.

Die Folgen des Mangels sind heute detailreich ablesbar. Jede ausgefallene Unterrichtsstunde wird erfasst, und Ministerin Feller, die den politischen Auftrag hat, mehr Ruhe in den Schulbereich zu bringen, muss mit einem „vergifteten“ Erbe zurechtkommen, das ihr Ex-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Ex-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hinterließen: Die CDU erhob nämlich 2017 den Unterrichtsausfall zum großen Wahlkampfthema und versprach in ihrem „100-Tage-Sofortprogramm“: „Wir führen die digitale Erfassung des Unterrichtsausfalls zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein – unbürokratisch, schulscharf, in Echtzeit.“

Auch ohne Statistik ist das Problem bekannt

Nach der Pandemie-Unterbrechung funktioniert die Erfassung wieder und setzt die heute Regierenden unter Druck. Fast jede vierte Stunde ist nicht so, wie es der Stundenplan vorsieht. Das hat Folgen für Schullaufbahnen, für die Studier- und Ausbildungsfähigkeit, für den Arbeitsplatz Schule.

Schulkinder und ihre Eltern brauchen keine Statistik, um zu wissen, dass zu viele Stunden ausfallen, dass verdächtig oft ein Deutschlehrer den Mathekollegen ersetzt oder die Bio-Lehrerin in Physik einspringen muss. Unterrichtsausfall ist Alltag und ein Ende nicht in Sicht.