Berlin. Seit dem 7. Oktober habe sich in Deutschland vieles verändert, sagt Margot Friedländer. Sie hofft auf die junge Generation.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer blickt mit Sorge auf die Geschehnisse in Deutschland seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Als sie vor 14 Jahren nach Berlin kam, sei es gut gewesen – über Antisemitismus und Hass sei nicht gesprochen worden, erklärt sie nun in einem Interview mit der „Berliner Morgenpost“. Das habe sich im vergangenen Jahr schlagartig geändert.
„Durch den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober ist alles anders geworden“, sagt die 102-Jährige. „Wir wussten immer, dass dieser Hass nicht völlig verschwunden ist. Dass es Menschen gibt, die andere Menschen nicht als Menschen anerkennen. Aber jetzt ist es herausgekommen, jetzt ist der Hass wieder laut geworden. So hat es damals auch angefangen.“
Friedländers Familie wurde von den Nazis ermordet
Friedländer wurde am 5. November 1921 in Berlin geboren. Ihre Eltern und ihr jüngerer Bruder wurden allesamt von den Nazis ermordet. Sie selbst überlebte das KZ Theresienstadt. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Adolf Friedländer kennen, mit dem sie nach der Befreiung in die USA auswanderte.
Nach dem Tod ihres Mannes 1997 fing Friedländer an, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Inzwischen ist sie eine der bekanntesten noch lebenden Zeitzeugen der Verbrechen des Dritten Reichs – und sie lebt wieder in Berlin, wo sie ihre Erinnerungen vor allem an Schülerinnen und Schüler weitergibt.
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Friedländer: „Ihr habt es in der Hand“
„Ich sage ihnen: Das ist für euch. Ich bin für euch zurückgekommen, um euch die Hand zu reichen. Was geschehen ist, ist geschehen, das können wir nicht mehr ändern. Aber ich will ihnen klarmachen, dass es unmenschlich war, dass es nie wieder geschehen darf. Ich will nicht, dass jemals wieder ein Mensch das erleben muss, was wir erlebt haben, damals in Deutschland“, so Friedländer.
Ihr eindringlicher Wunsch an die Kinder und Jugendlichen: „Ich sage ihnen, ihr müsst dafür sorgen, dass das nicht wieder passiert. Ihr habt es in der Hand. Wir Zeitzeugen sind sehr alt, uns wird es nicht mehr lange geben. Ihr müsst die Zweitzeugen sein.“
Für ihr Engagement wurde Friedländer im vergangenen Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet.