Der DGL lag ein guter Vorschlag bei der Arbeitszeit vor. Die lehnte ab - und zeigt, dass sie jede Kompromissbereitschaft verloren hat

Die Umstände des in der Nacht zum Donnerstag auch im Personenverkehr startenden Streiks der Lokführer werden immer abstruser. Was die beiden – je einer von beiden Seiten berufenen – Moderatoren am Dienstag veröffentlichten, legt den Schluss nahe, dass man bei den heimlichen Verhandlungen mit der Bahn doch viel näher dran war an einer Einigung als bisher bekannt – und dass letzten Endes die sture Kampflinie der GDL-Verhandler zum Scheitern führte.

Tarifverhandlungen setzen bei allen klaren Zielsetzungen der Kontrahenten doch immer eine gewisse Kompromissbereitschaft voraus. Genau dieser hätte es bedurft, und schon würden wir nicht mehr über die nächsten 35 Stunden Teilweise-Stillstand auf deutschen Eisenbahngleisen reden. Zwei der drei eingeforderten Stunden Arbeitszeitabbau waren doch damit schon eingetütet, vielleicht wäre durch geschicktes Nachverhandeln noch ein bisschen mehr auf der Zeitschiene drin gewesen – warum die Lokführer über diesen wirklich sehr tief hingehaltenen Stock nicht sprangen, ist nicht mehr nachvollziehbar.

Es schadet den Reisenden, der Wirtschaft - und der Schiene

So geht der verfahrene Konflikt in die nächste Runde. Er wird auf dem Rücken Tausender Reisender ausgetragen. Er wird die deutsche Wirtschaft viel Geld kosten. Er schadet dem ohnehin angeschlagenen Renommee der Schiene. Vielleicht ist die Veröffentlichung des Kompromissvorschlags das letzte Ass im Ärmel der neutralen Beobachter, diesen Irrsinn doch noch in letzter Minute auszubremsen?

GDL-Chef Claus Weselsky sollte jedenfalls darüber nachdenken.