Berlin. Welche Länder sind in der Nato und wie funktioniert der Verteidigungspakt? Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Bündnis.
Wofür steht Nato?
Die Abkürzung Nato steht für „North Atlantic Treaty Organization“ oder zu Deutsch auch „Nordatlantikpakt“. Die Nato ist ein militärisches Verteidigungsbündnis von derzeit 31 Mitgliedsstaaten. Ihre wichtigste Aufgabe: Die territoriale Souveränität der Mitgliedsstaaten sichern und im Kriegsfall zu verteidigen. Dafür gibt es die Beistandsklausel im Gründungsvertrag der Nato.
Wann wurde die Nato gegründet?
Die Nato wurde 1949 von zwölf Ländern gegründet. Deutschland war kein Gründungsmitglied der Nato. Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen weite Teile Europas in Trümmern. Zwischen den damaligen Supermächten USA und der Sowjetunion entfaltete sich nach und nach ein Konflikt, der als Kalter Krieg beschrieben wird. Die Nato hatte bei ihrer Gründung mehrere Ziele. Zum einen sollte ein Gegengewicht zum sowjetischen Expansionsstreben entstehen.
Zum anderen sollte ein erneutes nationales Wettrüsten auf dem europäischen Kontinent verhindert und stattdessen die europäische Integration gestärkt werden – auch durch eine militärische Präsenz der USA auf dem europäischen Kontinent.
Wie viele Länder sind in der Nato?
Der Nato gehören derzeit 31 Länder an. Darunter die zwölf Gründungsmitglieder von 1949. Durch die Nato-Osterweiterung kamen in mehreren Schritten vierzehn weitere Länder hinzu. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine beantragten zudem Schweden und Finnland die Nato-Mitgliedschaft. Schwedens Beitritt verzögerte sich, durch eine Blockade der Türkei und Ungarns. Alle Mitgliedsstaaten mit Eintrittsdatum:
Gründungsmitglieder | Hinzugekommen 1952-1999 | Hinzugekommen 2004 - 2023 |
Belgien (1949) | Griechenland (1952) | Bulgarien (2004) |
Dänemark (1949) | Türkei (1952) | Estland (2004) |
Frankreich (1949) | Deutschland (1955) | Lettland (2004) |
Island (1949) | Spanien (1982) | Litauen (2004) |
Italien (1949) | Polen (1999) | Rumänien (2004) |
Kanada (1949) | Tschechien (1999) | Slowakei (2004) |
Luxemburg (1949) | Ungarn (1999) | Slowenien (2004) |
Niederlande (1949) | Albanien (2009) | |
Norwegen (1949) | Kroatien (2009) | |
Portugal (1949) | Montenegro (2017) | |
USA (1949) | Nordmazedonien (2020) | |
Großbritannien (1949) | Finnland (2023) |
Was ist die Beistandsklausel?
Die Beistandsklausel ist der wohl wichtigste Teil des Nordatlantikvertrags. Sie ist in Artikel fünf des Vertrages festgelegt. Darin heißt es: „Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, dass im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen [. . .] Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten.“
Wurde die Nato oder ein Mitgliedsland schon mal angegriffen?
Erst einmal in ihrer Geschichte beriefen sich die Nato-Staaten auf Artikel fünf. Das geschah nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA. Die Folge waren unter anderem zwei Großoperationen der Nato, die „Operation Enduring Freedom“ und die „Operation Active Endeavour“. Die deutsche Marine war an beiden Einsätzen beteiligt.
Daneben operieren Streit- und Sicherheitskräfte der Nato aber immer wieder in Konfliktgebieten, etwa 1999 im Kosovo oder zwischen 2003 und 2021 in Afghanistan.
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Was versteht man unter „nuklearer Teilhabe“?
Die sogenannte „nukleare Teilhabe“ stammt aus Zeiten des Kalten Krieges zwischen den Westmächten und der Sowjetunion. Die US-Amerikaner stationierten Atomwaffen in Europa – darunter auch Deutschland. Teilweise wurden diese Waffen wieder abgezogen, 180 blieben jedoch. Die Waffen sollen der Abschreckung dienen. Sollten sie jemals zum Einsatz kommen, werden sie von Soldaten der beteiligten Länder zum Einsatzort geflogen und abgeworfen – Deutschland hält dafür Tornados bereit. Das heißt auch, dass Länder wie Deutschland, die keine eigenen Atomwaffen haben, in die nukleare Planung der Nato einbezogen werden.
Wie viele Soldaten hat die NATO?
Die Truppenstärke aller Nato-Länder zusammengerechnet umfasste 2023 nach vorläufigen Zahlen rund 3,37 Millionen Soldaten und Soldatinnen. Die größte Truppe stellen die USA mit rund 1,35 Millionen. Dahinter folgen die Türkei (461.000), Frankreich (207.000) und Deutschland (192.000).
Was ist das Zwei-Prozent-Ziel der Nato?
Die Nato-Länder haben 2014 vereinbart, ihre Verteidigungsausgaben zu steigern. Ziel dieser Vereinbarung war es, sich innerhalb von zehn Jahren auf den Richtwert von zwei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung zuzubewegen. 18 der 31 Nato-Länder werden das Ziel 2024 einhalten – darunter auch Deutschland.
Wie kann man die Nato verlassen?
Ein Land kann die Nato mit einer einjährigen Kündigungsfrist verlassen. Der Austritt muss der US-Regierung mitgeteilt werden, die wiederum die anderen Mitgliedsländer darüber informiert. Daneben gilt es, die gesetzlichen Bestimmungen des jeweiligen Mitgliedslands für einen Austritt zu beachten. Mehr dazu: Wie kann ein Land die Nato verlassen?
Welche Militärbündnisse gibt es außer der NATO?
Neben der Nato gibt es eine Reihe weiterer militärischer Bündnisse und Kooperationen. Die „Organisation des Vertrages für Kollektive Sicherheit“ (OVKS) beispielsweise wurde einst als Gegengewicht zur Nato gegründet. Derzeit gibt es noch sechs Mitgliedsländer: Russland, Armenien, Belarus, Kasachstan, Tadschikistan und Kirgisistan. Allerdings gilt das Bündnis als nicht gefestigt, insbesondere Armenien nahm zuletzt an keinerlei Treffen mehr Teil.
Die USA kooperieren neben der Nato noch im sogenannten Aukus-Bündnis mit Australien und Großbritannien. Im Pazifikpakt haben sich Neuseeland, Australien und die USA zusammengeschlossen.