Berlin. Am heutigen Dienstag ist es wieder so weit: Die OECD stellt die aktuelle Pisa-Studie vor. Was Schülervertreter vorab fordern.
Darauf dürften viele Lehrer, Eltern und Bildungsexpertinnen gespannt sein: Am heutigen Dienstag stellt die OECD die erste Pisa-Schulleistungsvergleichsstudie seit der Corona-Pandemie vor. Wie immer wurden die Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern beim Lesen, in der Mathematik und in den Naturwissenschaften erfasst; in diesem Jahr steht Mathematik im Mittelpunkt – sowie die Frage, wie stark Corona die Bildungsgerechtigkeit beeinflusst hat.
Die Bundesschülerkonferenz erwartet in dieser Hinsicht nichts Gutes. Florian Fabricius, Bundesgeschäftsführer der Schülerkonferenz, erklärt, woran es in der Bildungspolitik eine Umkehr braucht – und stellt drei klare Forderungen.
Pisa und die Folgen: Die Politik muss stärker in sozial schwache Schüler investieren
An erster Stelle stehe für den Abiturienten die Bildungsgerechtigkeit. Der Bildungserfolg hänge „zu sehr von der Geburtenlotterie und dem eigenen Elternhaus“ ab. „Ich befürchte, dass uns die PISA-Studie da den Spiegel vorhalten wird“, sagte er dieser Redaktion. Ein erster „netter“ Schritt sei zwar das Startchancen-Programm, mit dem Bund und Länder in den kommenden zehn Jahren 20 Milliarden Euro für sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler investieren wollen. Doch das reiche noch lange nicht aus.
Schülervertreter: Wir brauchen mehr Schulpsychologen
Am Herzen liegt dem Schüler der 13. Klasse einer Schule im hessischen Geisenheim zudem die mentale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. „Ich erlebe jeden Tag, wie viele meiner Mitschüler von Depressionen, Zukunftsängsten und Stress geplagt werden“, sagt er und vergleicht es mit einer „Epidemie psychischer Krankheiten in den Schulen“.
Doch trotz aller Warnhinweise schaue die Politik nur zu. „Wir brauchen dringend mehr Schulpsychologen, mehr Stressprävention und weniger Leistungsdruck“, fordert er. Sozusagen eine politische „180-Grad-Wende“ beim Thema mentale Gesundheit. Schule solle ein Ort von Lernen und persönlicher Entfaltung sein – und nicht ein Ort, in dem Angst und Stress vorherrschten.
„Wir brauchen ein Zehn-Milliarden-Sofortprogramm für Schulgebäude“
Hinzu komme der katastrophale Zustand vieler Schulgebäude. „Unsere Schulen werden kaputtgespart“, sagt Fabricius und verweist auf einen Investitionstau an Schulen in Deutschland, die von der staatlichen Förderbank KFW im vergangenen Jahr auf 45 Milliarden Euro taxiert wurden. Der Schülervertreter zählt auf, was es im Alltag bedeutet: „Decken sind verseucht, Toiletten schimmeln, Gebäude sind einsturzgefährdet.“
Dabei sei die Ausstattung von Gebäuden die „Grundlage von fruchtbarem Lernen“ – und keineswegs eine nachgelagerte Frage. Es brauche nun ein Förderprogramm von zehn Milliarden Euro, sagt er, „und zwar sofort“.
Pisa ist die größte internationale Vergleichsstudie. Der Name steht für „Programme for International Student Assessment“. Die erste Pisa-Studie kam im Jahr 2000 heraus. Sie sorgte damals für den sogenannten Pisa-Schock: Die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler schnitten nicht nur überraschend schlecht ab. Auch der klare Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen sorgte für Zündstoff. Die Folge war eine heftige Bildungsdebatte – mit der Folge, dass die späteren Studien zunächst bessere Ergebnisse erzielte. Doch seit 2016 werden die gemessenen Leistungen wieder schlechter.
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