Essen. Dass der Verfassungsschutz für eine hohe Anschlagsgefahr sensibilisert, ist gut. Aber die Angst darf nicht zu unserem Begleiter werden
Wenn Deutschlands oberster Verfassungsschützer an die Öffentlichkeit geht und vor wachsender Terrorgefahr warnt, tut er das sicher nicht ohne Grund. Die Ermittlungslage wird so weit Anzeichen dafür geliefert haben, dass Thomas Haldenwang die Bevölkerung mit seriösem Hintergrund sensibilisiert.
Folgt man den veröffentlichten Erkenntnissen der Sicherheitsexperten, sind „einsame Wölfe“ die größte Gefahr. Das ist zwar ein höchst unheimliches Phänomen, aber irgendwie auch ein gutes Zeugnis für die präventive Arbeit unserer Sicherheitsbehörden. Denn sie scheinen die Szene insoweit überblicken zu können und im Griff zu haben, dass ein großer, strukturiert ausgeführter Angriff einer Terrorzelle derzeit wenig wahrscheinlich ist. Die gefährlichen einzelnen potenziellen Täter aufzuspüren, ist allerdings eine Herkulesaufgabe. Der Fall der beiden aktuell festgenommenen Teenager belegt das.
Es gibt keinen Grund, etwas an unserem Alltag zu ändern
Oft sind es wohl junge Männer aus patriarchalischen Strukturen, die sich im Verborgenen radikalisieren, es sind Menschen, die in unserer Gesellschaft nie Fuß fassen konnten. Oder wollten. Dass es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Erfolge gab, solche potenziellen Täter aufzuspüren, bevor sie zuschlagen konnten, ist ein gutes Zeichen für die Arbeit unserer Sicherheitsbehörden. Aber es wird immer wieder Attentäter geben, denen es gelingt, durchs Fahndungsraster zu schlüpfen.
Gleichwohl besteht kein Grund, unser alltägliches Leben, die gewohnten Abläufe zu verändern. Natürlich ist es kein bisschen leichtsinnig, entspannt über den Weihnachtsmarkt zu bummeln. Natürlich darf es weiter Spaß machen, Geschenke einzukaufen. Die Gefahr, dass ein extremistischer Wirrkopf zuschlägt, darf uns nicht eine Sekunde lang davon abhalten, unser Leben zu leben. Die Angst darf nicht zu unserem ständigen Begleiter werden. Denn dann hätten die Terroristen schon gewonnen.