Berlin. Der Überraschungsangriff auf Israel zeigt, dass die Hamas technisch und militärisch mit der Zeit geht. Sie lernte viel von der Ukraine.
Die Hamas hat Israel überrumpelt. Das räumt auch die israelische Armee ein. „Sie haben uns erwischt“, sagen Militärs. Vom Überraschungsmoment war viel die Rede. Aber vielleicht hat Experten verblüfft, dass die Milizen auch technologisch und taktisch dazu gerlernt haben.
Der Militärkorrespondent der „Times of Israel“, Emanuel Fabian, hat im sozialen Netzwerk X, ehemals Twitter, anhand von Videoclips der Terrororganisation dokumentiert, wie die Kämpfer den Grenzzaun vom Gazastreifen nach Israel überwunden hat. Zuerst attackierten sie die Beobachtungstürme.
Eine Drohne platzierte einen Sprengsatz auf einen der Türme. Drohnen beschädigten auch einen Merkava Mark IV, einer der modernsten Kampfpanzer der Welt. Es ist zwar bestens gegen Panzerabwehrraketen gewappnet, aber offenbar weniger gegen einen banalen Angriff mit Sprengstoff von einer Drohne. Auch interesaant: Israels neuer Superpanzer kann durch Stahl sehen
Das Netz ist voll von solchen Videos, allerdings aus einem ganz anderen Schauplatz: aus dem Ukraine-Krieg. Dort setzen beide Seiten, die wie Russland, oft kleine, vergleichsweise billige Drohen ein – zur Beobachtung, aber auch zur Zerstörung, auch in einer Kamikaze-Variante, von zumeist modernen und ungleich teuren Waffen. Es ist auch ökonomisch eine smarte Form der Kriegsführung.
Der Hamas-Kampf gegen Israel: Billigdrohnen versus High-Techwaffen
Genauer gesagt begann der Trend im Nahen Osten. Schon die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) setzte einfache Drohnen gegen die High-Tech-Waffen der USA ein. Solche Vorgehensweisen wurden in der Ukraine übernommen und seien nun „in Gaza angekommen“, wie Liran Antebi, Forscherin am Institute for National Security Studies, der israelischen Zeitung „Haaretz“ sagte.
Alles, was man in der Ukraine gesehen habe, „werden wir auch hier sehen“, sagt sie.. Die Systeme seien nicht nur billig, sondern auch kinderleicht von einem gesicherten Kontrollraum aus zu bedienen. „Alles, was Sie brauchen, ist eine Drohne, ein Softwaresystem, das Sie herunterladen können, einen Sprengstoff und ein schwarzes Isolierband.“
Hamas setzt auch motorisiserte Gleitschirme ein
Tückisch ist, dass die Drohnen schwer zu erkennen sind: Zum einen sind sie langsam, zum anderen ist ihre Radarfläche klein. Natürlich kann man sie abschießen, elektronisch stören oder schlicht die GPS-Navigationssysteme unterbrechen.. Noch einmal durften sich die Israelis nicht überraschen lassen.
Aber man kann schon sagen, dass ihnen die Innovationen der Hamas militärisch Respekt abnötigten. So wie die motorisierten Gleitschirme, mit denen ihre Kämpfer die Grenze zwischen Gaza und Israel lautlos überwanden, um auf einem Open-Air-Rave für Angst und schrecken zu sorgen. Lesen Sie auch: Krieg in Gaza: Was Israels Armee im Häuserkampf erwartet
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