Fast 160.000 Menschen wurden vergangenes Jahr Opfer häuslicher Gewalt. Innenministerin Faeser fordert ein hartes Vorgehen gegen Täter.

Die Anzahl der Fälle häuslicher Gewalt in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Wie die „Bild am Sonntag“ („BamS“) berichtet, registrierten die Behörden laut dem Bundeskriminalamt (BKA) 157.550 Fälle von Gewalt in Partnerschaften – das entspricht 432 Fällen pro Tag. Im Schnitt kommt es damit in Deutschland alle 3 Minuten und 20 Sekunden zu einem Vorfall.

Im Jahr 2021 Lag die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt noch bei 144.044, der Anstieg beträgt 9,4 Prozent. Rund 80 Prozent der Opfer waren demnach Frauen, 78 Prozent der Tatverdächtigen waren Männer. Diese Werte blieben im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. 40 Prozent der Täterinnen und Täter waren Ex-Partner, 60 Prozent aktuelle Partnerinnen und Partner.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) fordert ein strikteres Vorgehen gegen Gewalt in Partnerschaften. „Gewalttäter dürfen nicht schnell wieder vom Radar verschwinden. Sie müssen nach dem ersten gewaltsamen Übergriff aus der Wohnung verwiesen werden“, sagte Faeser der „Bild am Sonntag“. Das müsse konsequent kontrolliert werden, ergänzt sie. Jede Betroffene müsse sich vor erneuter Gewalt sicher fühlen können. Gewalt gegen Frauen dürfe nicht als privates Schicksal abgetan werden.

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Fallzahlen bei Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen stiegen ebenfalls

Auch die Fallzahlen bei Vergewaltigungen, sexueller Nötigung und bei sexuellen Übergriffen stiegen dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr um 20 Prozent. Faeser: „Keine Frau darf sich schämen, Gewalttäter anzuzeigen. Wir müssen helfen, das Schweigen zu brechen.“ Gewalt gegen Frauen sei kein Frauenproblem und dürfe nicht als privates Schicksal abgetan werden.

Bei Körperverletzungen oder massiven Bedrohungen können Gerichte es Tätern nach dem Gewaltschutzgesetz zum Beispiel untersagen, in die gemeinsame Wohnung zurückzukehren oder sich der Wohnung des Opfers zu nähern. Faeser, Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA) Holger Münch stellen am Dienstag in Berlin das bundesweite Lagebild zum Thema häusliche Gewalt vor. (fmg/epd/afp/dpa)

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