Berlin. Es war eine schwere Sicherheitspanne, als ein Mann am Flughafen den Kanzler umarmte. Jetzt sind Details geklärt – aber nicht alle.

„Inakzeptabel“, nannte das Bundesinnenministerium die Sicherheitspanne beim Besuch des Bundeskanzlers in Frankfurt am Main: Ein Mann hatte sich am 24. Mai auf dem Flugfeld Olaf Scholz genährt und den eigentlich streng bewachten Regierungschef sogar umarmt. Die Behörden versprachen Aufklärung – können diese aber gut sechs Wochen später nur in Teilen liefern.

Nach dem Vorfall am 24. Mai war der Verdacht aufgekommen, dass sich der Eindringling mit seinem Auto unbemerkt der Wagenkolonne des Kanzlers angeschlossen hatte und so auf das Flughafengelände gelangt war. Es sei „zu einer unkontrollierten und unberechtigten Einfahrt in den Sicherheitsbereich des Frankfurter Flughafens“ gekommen, bestätigte das für den Personenschutz von Scholz zuständige Bundeskriminalamt (BKA) dieser Redaktion nun. Aber: „Das Fahrzeug war weder Teil der Kolonne des Bundeskanzlers, noch fuhr es im direkten Anschluss an diese in den Sicherheitsbereich ein.“

Eindringling reihte sich in Kolonne ein – aber nicht in die des Kanzlers

Wie also konnte der Mann dorthin gelangen? Das BKA betont, für die Zufahrtskontrolle zum Sicherheitsbereich nicht zuständig zu sein, die Absprachen zur Einfahrt mit dem Flughafenbetreiber Fraport habe die hessische Landespolizei koordiniert. Eine Nachfrage dort ergibt, dass sich der Eindringling zwischenzeitlich sehr wohl in einen offiziellen Konvoi eingereiht hatte – allerdings nicht in den des Bundeskanzlers.

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Demnach fiel das unbefugte Fahrzeug in der Kolonne eines slowakischen Staatsgastes auf und wurde „seitens der hessischen Polizei aus dieser verwiesen“, teilte das Polizeipräsidium Frankfurt am Main dieser Redaktion mit. Der Mann sei nicht innerhalb einer der von der Polizei begleiteten Konvois auf das Flughafengelände gefahren. „Vielmehr fuhr der Wagen im Anschluss, also nach den Kolonnen, in den Luftsicherheitsbereich ein.“

Bundeskanzler Olaf Scholz macht bei einem Fest in der Hessischen Landesvertretung in Berlin mit Besuchern Selfies. Links hinter Scholz ein Personenschützer des Kanzlers.
Bundeskanzler Olaf Scholz macht bei einem Fest in der Hessischen Landesvertretung in Berlin mit Besuchern Selfies. Links hinter Scholz ein Personenschützer des Kanzlers. © dpa | Christoph Soeder

Sicherheitspanne konnte „bislang nicht vollends aufgeklärt werden“

Das Polizeipräsidium räumt ein, dass „die konkreten Gründe für die unberechtigte Zufahrt in den Luftsicherheitsbereich bislang nicht vollends aufgeklärt werden konnten“. Die Ursachen der Sicherheitspanne seien neben den „besonderen Umständen einer solchen Begleitfahrt“ auch „ungenügenden Absprachen“ zwischen dem Sicherheitspersonal des Flughafenbetreibers und der Kolonnenbegleitung geschuldet. Für zukünftige Einsätze seien mit Fraport bereits „feste Absprachen zu einem verbesserten Verfahren für die Zufahrt zu Sicherungsbereichen“ getroffen worden.

Bleibt die Frage, wie der Mann auf dem Flughafengelände dem Bundeskanzler so nah kommen konnte. Auf dem Flugfeld gab es laut BKA einen Austausch zwischen Scholz und den eingesetzten Polizisten aus Hessen. „In dieser Situation näherte sich eine männliche Person, die den Bundeskanzler aus einem Händeschütteln heraus spontan umarmte.“

Gegen Eindringling laufen Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch

Die Situation sei „weder stürmisch noch aggressiv“ gewesen. Angesichts dieser „Gesamtumstände“ habe es keinen „Anlass für ein unmittelbares Einschreiten“ der „im direkten Nahbereich anwesenden“ Personenschützer gegeben. Der Mann wurde im Anschluss in seinem Fahrzeug von der Bundespolizei im Sicherheitsbereich aufgegriffen. Gegen ihn laufen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch.

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