Berlin. Wie die Finanzhilfe für Studenten und Fachschüler umgesetzt ist, macht ein strukturelles Problem in Deutschland sichtbar. Mal wieder.

Als der Energiepreisschock Millionen Menschen in Deutschland traf, versprach die Bundesregierung, auch Studenten und Fachschülern finanziell unter die Arme zu greifen. Der Plan: einmalig 200 Euro als Entlastung. So weit, so gut. Doch bis jene jungen Menschen – die in Studium oder Ausbildung sowieso schon jeden Cent umdrehen müssen – den Antrag aber überhaupt stellen konnten, verging: ein halbes Jahr!

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Wenn schnelle Hilfe so lange dauert und unkomplizierte Verfahren so aussehen, dass sich junge Menschen offenbar erst mit Elster-Zertifikaten und Online-Funktionen des Personalausweises herumschlagen müssen, dann ist vorher etwas gewaltig schief gelaufen. Die Einmalzahlung ist nur ein Beispiel von vielen dafür, dass die Verwaltung seit Jahrzehnten hinterherhinkt, Systeme zu digitalisieren und bürokratische Hürden zu senken.

Junge Menschen sind Opfer eines strukturellen Problems

Während es in anderen Ländern längst üblich ist, nach einem Umzug seine Adresse digital zu ändern, muss man in Deutschland vielerorts wochen- oder gar monatelang auf einen persönlichen Termin beim Amt warten. Dass für 200 Euro pro Empfänger über sechs Monate eigens eine Online-Plattform eingerichtet werden musste, hat dieses strukturelle Problem mal wieder sichtbar gemacht.

Janina Abendroth ist Volontärin in der FUNKE Zentralredaktion
Janina Abendroth ist Volontärin in der FUNKE Zentralredaktion © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

In der Theorie klingen die Vorzüge der Digitalisierung gut: Alles soll schneller und effizienter funktionieren. Wenn das endlich auch im Alltag spürbar werden würde, wäre Deutschland ein ganzes Stückchen weiter. Allen Studenten und Fachschülern, die das Kleingedruckte auf der Online-Plattform nicht gelesen haben, sei noch gesagt: Der Antrag dauert nur ein paar Minuten – mit einfachem PIN von der Ausbildungsstätte.

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