Städteregion Aachen. . Demonstranten schließen sich zu einer 90-Kilometer-Menschenkette gegen belgische Pannen-Meiler zusammen: „Der größte Protest seit Fukushima“.
Zehntausende Atomkraftgegner haben gestern im Dreiländereck bei Aachen eine gut 90 Kilometer lange Menschenkette gebildet, um gegen die maroden Atommeiler Tihange und Doel in Belgien zu protestieren. „Mit unserem grenzüberschreitenden Protest wollten wir der Atomwirtschaft die Grenzen aufzeigen“, sagte Jochen Stay, einer der Organisatoren vom Bündnis Ausgestrahlt, der NRZ. Man habe „heute den größten Anti-Atom-Protest seit den Demonstrationen nach der Katastrophe von Fukushima erlebt“.
50 000 Teilnehmer versammelten sich nach Angaben der Organisatoren zum Protest, der sich von Huy bei Lüttich über die Niederlande bis nach
Auch interessant
Aachen zog. Die Demonstranten forderten ein sofortiges Abschalten der Atomkraftwerke, deren Sicherheit wegen tausender Haarrisse in den Reaktorbehältern umstritten ist. Bis auf kleine Lücken sei die Menschenkette geschlossen gewesen, sagte Stay. Ganze Firmenbelegschaften hätten sich eingereiht, aber auch viele Bürgermeister aus der Region.
Die Meiler in Tihange und Doel laufen seit über 40 Jahren und waren immer wieder durch Zwischenfälle aufgefallen. Betreiber und Aufsicht halten die Reaktoren für sicher. Experten und Bürger auf deutscher Seite freilich sehen das anders. „Die Menschen in der Region Aachen sind sehr beunruhigt“, sagte Jochen Stay vom Anti-Atombündnis Ausgestrahlt.
Nur 60 Kilometer Luftlinie von Aachen entfernt
Im Falle eines schweren Atomunfalls sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass „die Region unbewohnbar wird“, so Stay weiter. Aachen liegt nur gut 60 Kilometer Luftlinie von Tihange. Aber auch wer weiter weg wohnt, ist nicht unbedingt aus der Gefahrenzone: „Je nachdem wie das Wetter ist und wie der Wind die nukleare Fracht trägt, kann es auch im Ruhrgebiet zu Evakuierungen kommen.“
Die scheidende NRW-Landesregierung hatte intensiv auf ein Abschalten der beiden belgischen Reaktoren gedrängt, war etwa auch einer Zivilklage der Städteregion Aachen gegen den Betrieb von Tihange beigetreten und hatte versucht, auf EU-Ebene gegen die Meiler Druck zu machen. Der designierte Ministerpräsident, Armin Laschet (CDU), selbst Aachener, hat angekündigt, die neue schwarz-gelbe Landesregierung werde die Abschaltung des AKW Tihange im Bund zum Thema machen.