62 Millionen Deutsche entscheiden Sonntag über den neuen Bundestag. Demoskopen sehen Kopf-an-Kopf-Rennen

Berlin. Großes Finale des Superwahljahres 2009: Am Sonntag sind zwischen 8 und 18 Uhr rund 62 Millionen Deutsche zur Wahl des Deutschen Bundestages aufgerufen. Gleichzeitig werden in Schleswig-Holstein und Brandenburg die Landtage gewählt. Es sind die letzten drei von insgesamt 16 Wahlgängen in diesem Jahr. Die Meinungsforscher sagen für morgen im Bund ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Mitte-Links- und dem Mitte-Rechts-Lager voraus. Mit nur zwei wahrscheinlichen Regierungs-Alternativen: entweder CDU/CSU und FDP - die schwarz-gelbe Lösung mit Angela Merkel und Guido Westerwelle an der Spitze. Oder CDU/CSU und SPD - die schwarz-rote Neuauflage der großen Koalition mit Merkel und Frank-Walter Steinmeier.

Viele Unentschlossene

Weil sich jeder vierte Wahlberechtigte in Umfragen zuletzt noch unentschlossen zeigte, ob er an der Wahl teilnimmt und wenn ja, wo er sein Kreuz machen wird, ziehen die Parteien den Wahlkampf bis zur letzten Minute. Ob durch verstärkte Präsenz auf Straßen und Plätzen oder durch massenhafte Nutzung von Telefon- und E-Mail-Werbung - die Parteien lassen im Endspurt heute keine Chance ungenutzt. Zumal die Demoskopen befürchten, dass die Wahlbeteiligung unter den Wert von 2005 sinken könnte, als 77,7 % zur Wahl gingen.

Nach den zuletzt veröffentlichten Umfragen von Mittwoch dieser Woche werden CDU/CSU auf 34-35 % geschätzt, die FDP auf 12-13,5 % lag, die SPD auf 24-27 %, Linke und Grüne jeweils auf 10-12 %. Wie belastbar die Zahlen sind, wird sich nach Schließung der 80 000 Wahllokale zeigen. 2005 schnitt die Union deutlich schwächer ab als prophezeit worden war; ein Desaster für die Meinungsforscher. Entscheidende Bedeutung könnten morgen die so genannten „Überhangmandate” erlangen. Im Extremfall kann das bedeuten: Union und FDP haben - dank dieser Ex-tra-Sitze - die Mehrheit im Reichstag, obwohl sie zusammen nur 45 % der Stimmen erringen. Überhangmandate entstehen dann, wenn eine Partei in einem Land in den Wahlkreisen mehr Erststimmen-Sitze gewinnt als ihr nach den Zweitstimmen zustehen. SPD und Linkspartei rechnen für diesen Fall mit Anfechtungen des Wahlergebnisses.