An Rhein und Ruhr. . Ihre Zahl ging im vergangenen Jahr um 12 000 auf 458 000 zurück. Die Grünen drängen mittelfristig auf eine Halbierung.

Streitfall Tierversuche: 458 000 Versuchstiere wurden im vergangenen Jahr in Laboren in Nordrhein-Westfalen eingesetzt – rund 12 000 weniger als im Vorjahr, wie das Umweltministerium in Düsseldorf auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Norwich Rüße, der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, drängt darauf, dass sich die Zahl der eingesetzten Tiere in NRW mittelfristig halbiert: „Ich habe bisher nicht den Eindruck, dass dieser Bereich des Tierschutzes bei der Landesregierung Priorität hat.“

Gegenüber der NRZ nannte Rüße den Rückgang positiv, gleichwohl nicht ausreichend. Als Rot-Grün noch in NRW in der Regierungsverantwortung war, habe man Forscher und Firmen in Gesprächen stets nachdrücklich daran erinnert, möglichst wenige Tiere bei Versuchen einzusetzen und das wachsende Potenzial an Alternativen zu nutzen (z. B. Tests an Zellkulturen). Rot-Grün brachte auch das Forschungsprojekt Cerst in Düsseldorf auf den Weg, das Alternativen weiterentwickeln soll.

Verband beklagt „Dunkelziffer“

Laut NRW-Umweltministerium fanden die meisten Versuche an Mäusen, Fischen und Ratten statt. Bei 25% der Versuche gehörte die Tötung der Tiere den Angaben zufolge schon zum Versuchsdesign. Egal, ob es sich nun um Arzneimitteltests, Grundlagenforschung oder die Erkundung von Krankheiten durch Umweltgefahren handelt: Forscher müssen Tierversuche den Behörden melden.

Die in Köln ansässige Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“ kritisiert, dass es eine beträchtliche Dunkelziffer gebe. So würden auf Vorrat gezüchtete, genveränderte Tiere häufig getötet, wenn sie mangels eines bestimmten Genes nicht in Versuchen eingesetzt werden können. Diese tauchten in der offiziellen Statistik nicht auf.

Versuche an trächtigen Affen

Nach Baden-Württemberg gilt NRW bundesweit als eine Hochburg der Tierversuche. Laut „Ärzte gegen Tierversuche“ gibt es z. B. in Düsseldorf zahnmedizinische Versuche an Beagle-Hunden. Ebenfalls in der Landeshauptstadt untersuchen Neurologen an Ratten den Zusammenhang zwischen dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron und Depressionen. In seiner Niederlassung in Münster führt das amerikanische Covance den Angaben Versuche an trächtigen Affen durch. Es werde untersucht, welche Wirkungen verabreichte Medikamente oder Chemikalien auf den ungeborenen Nachwuchs haben.

>>> RICHTER SETZEN TIERVERSUCHEN GRENZEN

Kürzlich hatte das Kölner Verwaltungsgericht ein Verbot des Landes NRW bestätigt, wonach Studenten der Uni Bonn keine Standard-Tierversuche an Mäusen durchführen dürfen. Über die entsprechenden Versuche gebe es genügend Videomaterial, das zur Ausbildung der Studenten eingesetzt werden könne, urteilte das Gericht.