Wesel/Duisburg. Die fünf Angeklagten machten ihr Opfer für das Verschwinden von Marihuana verantwortlich. Der junge Weseler leidet noch heute unter der Tat.

Weil sie einen jungen Weseler - wahrscheinlich zu Unrecht - für das Verschwinden von 40 Gramm Marihuana verantwortlich machten, verhielten sich fünf Männer aus Wesel im Alter zwischen 21 und 47 Jahren zwischen dem 8. und 10. Oktober 2017 wie mittelalterliche Folterknechte. Zwei Nächte und einen Tag lang quälten und demütigten sie ihr Opfer auf schlimmste Weise. Die beiden Haupttäter wurden am Mittwoch vom Landgericht Duisburg wegen erpresserischen Menschenraubes und gefährlicher Körperverletzung zu fünf Jahren und drei Monaten beziehungsweise eine vierjährigen Jugendstrafe verurteilt.

Drei weitere Angeklagte wurden wegen Beihilfe zu Haftstrafen zwischen drei Jahren und zwei Jahren drei Monaten verurteilt. Ein sechster Mann, der zwischenzeitlich auf das Opfer aufgepasst hatte, das während seines Martyriums mehrfach von einer Wohnung in eine andere gebracht worden war, kam mit einer neunmonatigen Bewährungsstrafe davon.

Hände an einen Koffer genagelt

33 Stunden lang hatten die Angeklagten das Opfer auf schlimmste Weise gefoltert und gedemütigt. Sie schlugen es unter anderem mit einer Peitsche und einem Dildo, hielten dem Mann eine Schusswaffe an den Kopf, zwangen ihn dazu, Desinfektionsmittel und Gewürze durch die Nase zu ziehen, traktierten ihn mit Nadeln und kleinen Spießen und malten sein Gesicht an. Zuletzt nagelten sie seine Hände an einen Aluminiumkoffer.

So zugerichtet zerrten die Täter das längst zu keiner Gegenwehr mehr fähige Opfer an einem Hundehalsband durch eine Parkanlage in Feldmark. Erstaunten Passanten erklärte man, es handele sich um eine Probe für Halloween.

Opfer ist selbstmordgefährdet

Der Mann sollte schließlich in einem Laden in der Weseler Innenstadt Elektronikartikel stehlen, um seine Drogen-Schulden zu begleichen. Diese Gelegenheit nutzte er zur Flucht.

Der Geschädigte, der während der Tat unter großen körperlichen Schmerzen und ständiger Todesangst litt, ist seitdem selbstmordgefährdet und wurde fast durchgehend in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung therapiert. Der Vorsitzende der Strafkammer sprach davon, dass die Angeklagten aus „sadistischer Neigung einen Mann fertig gemacht“ hätten, den einige von ihnen als Freund bezeichnet hatten. Außer ihrem eigenen Drogenkonsum hätten sie keine Erklärung für die Gewaltexzesse geliefert.