Berlin. Ein Weißer Hai wurde vor der Küste Australiens zur Beute von Killerwalen. Die Schwertwale hatten es vor allem auf ein Organ abgesehen.

Haie stehen im Meer eigentlich an der Spitze der Nahrungskette. Doch in Australien wurde im Oktober 2023 ein toter 4,7 Meter langer Weißer Hai angespült, an dem eine große Bisswunde klaffte. DNA-Tests von Abstrichen der Wunde konnten nun bestätigen, dass der Weiße Hai von einem Orca angegriffen worden sein muss. Der „Killerwal“ riss durch den Biss die Leber aus dem Hai.

Der Fund aus dem Südwesten des australischen Bundesstaats Victoria reiht sich ein in eine Vielzahl von seltsamen Orca-Verhaltensweisen, die Forscher in den letzten Jahren beobachteten. Vor dem US-Bundesstaat Washington wurden Orcas gesichtet, die einen toten Lachs wie einen Hut auf dem Kopf balancierten. Und vor der Küste Spaniens und Portugals versenken Orcas immer wieder Boote.

Orcas machen großflächig Jagd auf Weiße Haie

Dass Orcas auch vermehrt Jagd auf Weiße Haie machen, wurde in den vergangenen Jahren in Südafrika großflächig dokumentiert. Hier vertreiben die Orcas mit ihrer Vorliebe für Hai-Leber die Weißen Haie aus ganzen Küstenabschnitten. In einem Fall machte ein Orca einen Weißen Hai innerhalb von zwei Minuten bewegungsunfähig und riss ihm die Leber aus.

Ein toter Weißer Hai liegt an einem Strand (undatiertes Handout).
Ein toter Weißer Hai liegt an einem Strand (undatiertes Handout). © Christiaan Stopforth/Drone Fanatics SA/dpa | Unbekannt

In Australien ist es der erste Fall eines Weißen Haies, der von einem Orca getötet wurde. Die Forscher veröffentlichten die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Ecology and Evolution“.

„Dass ein Weißer Hai kurz nachdem er gejagt wurde, mit genügend Rest-DNA angespült wurde, um zu bestätigen, dass Killerwale für dieses Ereignis verantwortlich waren, ist spektakulär“, zitiert „ABC News“ die Hauptautorin der Studie, die Doktorandin Isabella Reeves von der australischen Flinders University.

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Leber macht ein Drittel des Weißen Hais aus

Die Studie sei ein wichtiger Schritt zum Verständnis, warum Haie eine Vorliebe für bestimmtes Gewebe haben. Beim Fressen mit anderen Orcas wurde bereits beobachtet, wie sie Walzungen und -haut fraßen. „Die Leber macht etwa ein Drittel des Weißen Hais aus, es ist also ein wirklich saftiger Teil … zum Verzehren“, sagte sie.

Für die Forscher sei auch interessant, was das wählerische Essverhalten für andere Aasfresser und das Ökosystem bedeutet. Wer profitiert von dem spezifischen Jagdverhalten der Killerwale?

Orcas jagen mit ausgeklügelten Srategien

Orcas, auch Schwertwale genannt, sind für ihr außergewöhnlich intelligentes und koordiniertes Jagdverhalten bekannt. Sie jagen oft in Gruppen und nutzen ausgeklügelte Techniken, die sie innerhalb ihrer Familien weitergeben. Eine beeindruckende Methode ist das sogenannte „Wellenjagen“, bei dem mehrere Orcas synchron schwimmen, um durch eine gezielte Welle Beutetiere wie Robben von Eisschollen zu spülen.

In anderen Regionen treiben sie Fischschwärme durch Blasenringe oder Schwanzschläge zusammen, um sie leichter zu fressen. Manche Orca-Gruppen haben sich sogar darauf spezialisiert, große Wale zu jagen, indem sie diese ermüden und strategisch angreifen. Ihre Fähigkeit, Jagdstrategien je nach Umgebung und Beuteart anzupassen, zeigt ihre bemerkenswerte Intelligenz.