Berlin. Eine britische Studie zeigt, dass ADHS die Lebenserwartung erheblich verringert. Die Autoren nennen die Ergebnisse „besorgniserregend“.
Eine Studie mit mehr als 30.000 britischen Erwachsenen, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, zeigt, dass sie im Durchschnitt früher sterben als die Allgemeinbevölkerung – etwa sieben Jahre früher bei Männern und neun Jahre bei Frauen. „Wir sind der Ansicht, dass dies wahrscheinlich auf veränderbare Risikofaktoren und nicht erfüllte Unterstützungs- und Behandlungsbedürfnisse zurückzuführen ist“, so die Forscher der im British Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie.
Obwohl die Studie keine spezifischen Todesursachen identifizieren konnte, zeigt sie, dass Menschen mit ADHS doppelt so häufig rauchen oder Alkohol missbrauchen und deutlich öfter unter Autismus, selbstverletzendem Verhalten und Persönlichkeitsstörungen leiden als die Allgemeinbevölkerung.
Auch frühere Forschungen hatten bereits auf erhöhte Risiken durch Armut, psychische Störungen sowie Rauchen und Drogenmissbrauch hingewiesen. Erwachsene mit ADHS erzielen im Durchschnitt schlechtere Bildungs- und Berufsergebnisse und haben eine schlechtere körperliche und geistige Gesundheit.
ADHS-Studie „äußerst besorgniserregend“: Forscher warnen vor ungelösten Problemen
Die Forscher bezeichneten die Ergebnisse als „äußerst besorgniserregend“ und warnten vor ungelösten Problemen, die dringend angegangen werden müssten.
Dass ADHS die Lebenserwartung reduziert, ist schon länger erwiesen: Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2022, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Jama Pediatrics, zeigte, dass Menschen mit ADHS fast dreimal so häufig durch unnatürliche Ursachen wie Unfälle oder Suizid sterben wie die Allgemeinbevölkerung. Eine Studie aus 2019, die versicherungsmathematische Daten zur Vorhersage der Lebenserwartung nutzte, ergab, dass Erwachsene mit einer ADHS-Diagnose in der Kindheit im Durchschnitt 8,4 Jahre kürzer leben als die Allgemeinbevölkerung.
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