Rom. Italien ist für seine günstigen Kaffee-Preise bekannt. Doch jetzt soll es vorbei sein mit dem billigen Genuss. Das erwartet Touristen.
Kaffee gehört in Italien zum Kulturgut. Der Absatz ist reißend: Fast zehn Milliarden der kleinen Espresso-Tässchen schaffen die 59 Millionen Italiener im Jahr. Für ihren Kaffee-Kult sind sie in der ganzen Welt berühmt, Espresso ist ein fester Bestandteil des Alltags. Und darf natürlich auch nicht zu teuer sein. Auch Touristen haben sich an die niedrigen Preise gewöhnt.
Und in der Tat ist das Kaffeetrinken in Italien äußerst günstig: Ein Kaffee im Stehen kostet in den meisten Bars in Bella Italia nur einen Euro. Das ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr günstig. Doch der billige Kaffee an den Bars ist jetzt von der internationalen Preiserhöhung der Kaffeebohnen ernsthaft gefährdet.
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Italiens Barbesitzer unter Druck: Deshalb wollen sie die Preise erhöhen
Italienische Kaffeeröster warnen vor bevorstehenden Preiserhöhungen. Und die von der Inflation belasteten Italiener bangen um ihren Espresso. Viele kleine Bars, die von dem massiven Koffein-Konsum der Einheimischen und der Touristen leben, zittern. Nach Angaben von Altoga, dem nationalen Verband der Kaffeeröster, -importeure und Lebensmittelgroßhändler, haben sich die Börsennotierungen für Kaffee in den letzten sechs Monaten praktisch verdoppelt: Sie sind um mehr als 90 Prozent gestiegen, die Notierungen für die Sorte Arabica sind um 55 Prozent in die Höhe geschossen.
Aber warum dieser Anstieg? Ausschlaggebend dafür sind vor allem ein starker Rückgang des Angebots aus Vietnam, schwierige Witterungsbedingungen in Brasilien und der ungünstige Wechselkurs aufgrund der Aufwertung des Dollars gegenüber dem Euro. Wegen des Klimawandels könnte sich die Kaffeeanbaufläche auf globaler Ebene bis 2050 halbieren. Und nicht nur das Klima macht dem Kaffeemarkt zu schaffen: Spekulationen mit Rohstoffen könnten die Preissituation in den nächsten Monaten weiter verschärfen, warnen Experten.
Italiener reagieren auf höhere Preise: Espressomaschine für daheim liegt im Trend
Viele Barinhaber kapitulieren und erhöhen die Preise wider Willen, denn sie wissen, dass sich die Teuerung negativ auf die Zahl der Kunden auswirken könnte. „Seit dem 1. Juli verlange ich 1,30 Euro für einen Espresso. Die zunehmenden Kosten für Kaffee, aber auch für Milch und Zucker erlauben es mir nicht, den Preis niedriger zu halten“, sagt Violetta Sambotin vom Butterfly Caffè in Verona. Wenn man den Espresso im Sitzen genießen will und eine Bedienung wünscht, steigt der Preis auf drei Euro. Gerade in teuren Städten wie Venedig, Florenz und Rom, die alljährlich von Touristen überlaufen werden, kann ein Espresso auch schon mal über sechs Euro kosten oder sogar noch mehr.
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„Der Kaffeemarkt befindet sich in einer äußerst instabilen Lage, da der Preis für Rohkaffee weiterhin extreme Schwankungen und einen noch nie dagewesenen Aufwärtstrend aufweist. Derzeit kostet Rohkaffee durchschnittlich 66 Prozent mehr als im letzten Jahr und mehr als das Doppelte des Preises von vor drei Jahren. Das erklärt, warum der Preis für eine Tasse Kaffee, die wir im Café trinken, in den letzten drei Jahren um 15 Prozent gestiegen ist“, so Cristina Scocchia, Geschäftsführerin der in Triest ansässigen Rösterei Illycaffè, laut Medienangaben.
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10.000 Menschen arbeiten in Italien in Cafés, die Espresso servieren. Landesweit sind 800 Kaffeeröster mit 7.000 Beschäftigten aktiv. Für Kaffee geben die Italiener mehr als acht Milliarden Euro pro Jahr aus, das sind etwa 392 Euro pro Familie. Wer auf Sparkurs setzen will, verzichtet auf Bar-Besuche und macht sich Kaffee mit einer Mokka-Maschine zu Hause. Immer beliebter sind in Italien auch Kaffee-Kapseln für den Espresso-Genuss zu Hause oder im Büro. Sie generieren inzwischen einen jährlichen Wert von 595 Millionen Euro, während Mokka-Kaffee einen Umsatz von 640 Millionen Euro verzeichnet.
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Um den billigen Kaffee zu schützen, der zur gastronomischen Kultur des Landes wie Pizza, Spaghetti und Gelato zählt, hat Italien einen Antrag eingericht, damit der Espresso auf die Liste des immateriellen Kulturerbes der UN-Kulturorganisation UNESCO kommt. Kaffee sei ein Ausdruck italienischer Kultur und müsse dementsprechend geschützt werden, betonten die Initiatoren der Kampagne für den Espresso, zu denen der Verband FIPE, der die Cafés-Inhaber in Italien vereint, sowie der Branchenverband der italienischen Kaffeeröster und der Kaffeemaschinen-Hersteller gehören.
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