Berlin. Es putscht auf, stärkt vorübergehend das Selbstbewusstsein und ist bei Deutschen immer beliebter: Kokain. Eine Gruppe ist besonders anfällig.
Die Barmer warnt vor einem deutlichen Anstieg von Kokainmissbrauch in Deutschland. Laut Informationen der Krankenkasse hat sich die Zahl der sich deshalb in ärztlicher Behandlung befindenden Personen in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Das ergebe eine aktuelle Auswertung des Barmer-Instituts für Gesundheitsforschung am Freitag. Waren 2013 bundesweit 19.700 Patienten wegen Kokainmissbrauch in Behandlung, stieg die Zahl im Vorjahr auf 65.000 an. Besonders viele Fälle gab es in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin.
Die wenigsten Betroffenen gab es im Saarland mit 490, in Thüringen mit 810 und in Mecklenburg-Vorpommern mit 960 Frauen und Männern. Dabei habe es in allen Bundesländern im Zehnjahresvergleich teils „enorme Zuwächse“ gegeben, hieß es in der Auswertung. In Sachsen verzehnfachten sich die Patientenzahlen demnach beinahe, von 100 auf 980 Betroffenen. Die geringste Steigerung gab es in Hamburg, wo sich die Zahl von 2680 auf 5500 etwa verdoppelte.
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„Die enorme Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs ist alarmierend. Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen“, sagte die leitende Medizinerin der Barmer, Ursula Marschall. Die Kriminalstatistik zeige ebenfalls einen deutlichen Anstieg an Kokaindelikten.
Kokain: Wirkung ist besonders bei Männern gefragt
Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte Marschall zufolge „auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen“. Besonders Männer zwischen 20 und 59 Jahren greifen zum weißen Pulver. „Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet“, so Marschall.
In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Hier sei Kokain oft zu teuer und Cannabis weiter verbreitet. Im Alter gebe es eher einen Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. lro/KNA/AFP