Berlin. Wochenlang irrt ein Frachter mit einer heiklen Ladung durch die Nordsee, niemand will ihn anlegen lassen. Doch jetzt läuft die „Ruby“ ein.

Wochenlang irrte die „MV Ruby“ durch die Nordsee. Kein Hafen wollte das Schiff einlaufen lassen – und das womöglich mit gutem Grund. Denn der Frachter hat rund 20.000 Tonnen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat an Bord. Das Schiff wurde vermutlich in einem Sturm beschädigt – vielen Staaten schlicht zu heikel. In England geht man das Risiko nun aber ein. Im ostenglischen Great Yarmouth legte die Ruby an, wie aus Daten des Schiffs-Trackingsdienstes „Vesselfinder“ hervorgeht. Der Hafen komme seinen Verpflichtungen nach und unterstütze das Schiff beim Umladen seiner Ladung, sagte Hafenchef Richard Goffin.

Ein gewagtes Unterfangen: Selbst Malta, unter dessen Flagge die „Ruby“ fährt, lehnte eine Heimkehr ab. Zuletzt lag das Schiff in der Nähe des englischen Orts Margate vor Anker.

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Ammoniumnitrat: Explosion sorgte für Katastrophe von Beirut

Der Weg des Frachters wird wegen seiner Ladung von Behörden mehrerer Staaten verfolgt. Ammoniumnitrat gilt als Auslöser der Katastrophe im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut im August 2020, wo über Jahre große Mengen der Chemikalie unsachgemäß im Hafen gelagert worden waren. Mehr als 200 Menschen kamen damals bei einer Explosion ums Leben. Ammoniumnitrat dient vor allem als Hauptbestandteil von Düngemittel, kann aber auch als Sprengstoff verwendet werden.

Die „Ruby“ war ursprünglich auf der nordrussischen Halbinsel Kola in See gestochen. Unter unklaren Umständen zog sie sich kurz nach dem Verlassen des russischen Hafens Schäden am Rumpf zu, fuhr jedoch weiter. Nach einigen Wochen in Tromsö forderte der norwegische Hafen den Frachter zur Abfahrt auf. Seitdem war die „Ruby“ auf offener See unterwegs.

lro/dpa