Grünheide. Bereits zum zweiten Mal hat Tesla ein Betriebsratsmitglied entlassen. Die IG Metall geht von einem gezielten Vorgehen aus.
Der Elektroautobauer Tesla hat innerhalb von drei Monaten bereits zum zweiten Mal einen gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter entlassen, wie zunächst das „Handelsblatt“berichtete. Bei dem Mann soll es sich um einen Schichtarbeiter handeln. Der Mann, ein Ersatzmitglied des Betriebsrates, soll eine Kollegin bedroht haben. Der Tesla-Mitarbeiter bestreitet dies. Trotzdem sei er fristlos entlassen worden, heißt es. „Dieser Angriff gegen unsere Kollegen wird so nicht stehen bleiben“, erklärte der zuständige Bezirksleiter der IG Metall, Dirk Schulze, laut Handelsblatt.
Bereits im Juli war ein Betriebsrat, auch er Mitglied der IG Metall, gekündigt worden. Der Vorwurf damals: Der Schichtleiter soll falsche Arbeitszeiten eingetragen haben. Zuvor habe der Mann, ein junger Vater, in Teilzeit arbeiten wollen. Einen entsprechenden Antrag habe er auf Wunsch der Personalabteilung zurückziehen sollen. Ihm sei mit einer Abmahnung und Kündigung gedroht worden, falls er dies nicht tue. Bei Tesla werde „grundsätzlich Vollzeit“ gearbeitet, hieß es. Der Mann hatte einen Aufhebungsvertrag nicht unterschrieben. Das Brandenburger Landesamt für Arbeitsschutz wies diese Kündigung im September zurück.
Betriebsräte genießen in Deutschland einen besonderen Kündigungsschutz. Der Betriebsrat bei Tesla ist allerdings gespalten. 16 Mitgliedern der IG Metall stehen 23 andere Arbeitnehmervertreter gegenüber, die sich zur sogenannten „Fraktion 23“ zusammengeschlossen haben. Diese gilt laut IG Metall als arbeitgeberfreundlich. Die „Fraktion 23“ soll beide Kündigungen unterstützt haben.
Werksleiter verteidigt Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern
Laut IG Metall geht Tesla gezielt gegen Mitglieder der Gewerkschaft vor. Gegen 25 seien in diesem Jahr bereits Abmahnungen ausgesprochen worden. Die Gewerkschaft sprach von einem „aggressiven Vorgehen von Tesla gegen den Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen“. Immer wieder gibt es auch Berichte über einen außergewöhnlich hohen Krankenstand von teilweise 15 Prozent in Grünheide. Der Werkschef von Tesla hatte Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitern zuletzt als normales und übliches Vorgehen verteidigt.
Das Werk in Grünheide soll derzeit ausgebaut werden. Dagegen regt sich erbitterter Widerstand in der Bevölkerung. Aktivisten hatten zuletzt mit einem Baumstamm eine kürzlich angelegte Straße für Vorarbeiten der Deutschen Bahn blockiert. Tesla will sein Gelände in der 9.200-Einwohner-Gemeinde nahe Berlin erweitern, um einen Güterbahnhof und Lagerflächen zu bauen. fmg