San Francisco. 78 Jahre hat die US-Marine nach einem Zerstörer gesucht, den sie selbst versenkt hatte. Nun wurde das letzte Rätsel des „Geisterschiffs“ gelöst.
Nach über 78 Jahren hat die US-Marine vor San Francisco das lange gesuchte „Geisterschiff des Pazifiks“ gefunden: den Zerstörer „USS Stewart“. Meeresarchäologen, Militärhistoriker und die Marine sind in Sektlaune.
Das Schiff wurde 1920 in den Dienst gestellt und hat eine wechselhafte, eine filmreife Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte es auf beiden Seiten, für die USA wie für Japan. 1946 dann das jähe Ende als Zielschiff: Bei einer Übung wurde es zwei Stunden lang beschossen, bis es unterging.
„USS Stewart“: Suche hat für Forscher nationale Priorität
Niemand nahm Notiz davon, niemand markierte die Stelle, wo das Schiff unterging. Aber wie aus einer Erklärung der Air Sea Heritage Foundation und von Search Inc. hervorgeht, fühlten sich in den folgenden Jahrzehnten Historiker, Archäologen und Marine-Fans auf den Plan gerufen: „Die Wiederentdeckung ihres Wracks wurde zu einer nationalen Priorität für die Erforschung.“
Anfang August wurde es dann in über 1.000 Metern Tiefe etwa 80 Kilometer nordwestlich von San Francisco von Unterwasserforschern ausfindig gemacht, genauer gesagt: von drei Drohnen-U-Booten, die 24 Stunden lang den Meeresboden – etwa 127 Quadratkilometer – abgesucht hatten, bis das Mehrstrahl-Echolot den Hinweis auf die „Stewart“ lieferte.
Es ist nicht auseinandergefallen, sondern ruht den Angaben zufolge „fast aufrecht auf dem Meeresboden“. Es werde Einblicke in die Schiffsarchitektur und -technologie des frühen 20. Jahrhunderts geben.
Gekapert, versenkt, gehoben
Das Schiff wurde im November 1941 nach Borneo beordert und begleitete alsbald in den ersten Monaten des Pazifikkriegs andere amerikanische Kriegsschiffe. Bei der Schlacht in der Badungstraße in der Nähe von Bali im Februar 1942 wurde es von den Japanern beschossen und schwer beschädigt.
Es wurde nach Surabaya auf der Insel Java gebracht, wo es die Japaner erneut angriffen, von seiner eigenen Besatzung versenkt und ein Jahr später von den Japanern wieder gehoben wurde. Da hatten die Amerikaner seine Spur längst verloren.
Letzte Verwendung: Zielschiff
Allerdings wunderten sich alliierte Piloten immer wider über einen amerikanischen Zerstörer, „der tief hinter den feindlichen Linien operierte“. Sie nannten es das „Geisterschiff“.
Das Rätsel wurde erst nach Kriegsende gelöst, als die Amerikaner das Patrouillenboot Nr. 102 der Kaiserlich Japanischen Marine in Kure in der Nähe von Hiroshima als ihre alte „Stewart“ identifizierten. Nach der japanischen Kapitulation kam es erneut unter die Kontrolle der USA, wurde von der US Navy in den Dienst gestellt und nach San Francisco gebracht. Ab Mai 1946 erschien sie der Marine nur noch gut genug für Schießübungen.
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