Berlin. Nilpferde so groß wie Wildschweine, Elefanten so groß wie Pferde. Vor Tausenden Jahren lebten kuriose Zwergarten auf Mittelmeerinseln.
Vor 14.000 Jahren hätte man auf Mittelmeerinseln einen wunderbaren Streichelzoo eröffnen können – mit winzigen Flusspferden und Elefanten. Auf Inseln wie Kreta, Malta, Sizilien oder Sardinien hatten die Zwergarten einen einzigartigen, geschützten Lebensraum. Doch wie Wissenschaftler anhand von Zypern erforscht haben, fanden sie dort ein trauriges Ende.
Bislang traute die Forschung frühen Menschen nicht zu, ganze Populationen so schnell auslöschen zu können. Doch laut einer neuen Untersuchungen war genau ihr Eintreffen dafür verantwortlich, dass die kleinen Säugetiere auf den Mittelmeerinseln ausstarben. In einem Beitrag auf der Wissenschaftsplattform „The Conversation“ berichtet ein Forschungsteam davon, was sich vor 14.000 bis 13.000 Jahren auf Zypern abspielte.
Forscher verblüfft: Inseln fördern Entwicklung von Zwergarten
Dass sich überhaupt so kleine Arten entwickeln konnten, liegt an der sogenannten „Inselverzwergung“. Dabei führen die Abwesenheit von Fressfeinden und die begrenzten Ressourcen auf einem begrenztem Raum dazu, dass große Tiere immer kleiner werden. Dadurch werden sie besonders anfällig für Umweltveränderungen wie beispielsweise das Eintreffen eines neuen Jägers.
Auf Zypern lebte einst das kleinste, ungefähr 150 Kilogramm schwere Zwergflusspferd, das sich vor ungefähr 1,5 Millionen Jahren vom gemeinen Flusspferd abspaltete, wie die Forscher schreiben. Der nur 500 Kilogramm schwere zypriotische Zwergelefant erreichte demnach sogar nur 10 Prozent der Körpergröße seines Verwandten vom Festland, dem Europäischen Waldelefanten, der in Europa und Asien lebte.
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Forscher enthüllen tragisches Ende für winzige Giganten: Ankunft der Menschen veränderte alles
„Lange Zeit glaubten viele Archäologen und Paläontologen nicht, dass der Mensch etwas mit dem Aussterben dieser beiden Megafauna-Arten auf Zypern zu tun hatte“, schreiben die Forscher auf „The Conversation“. In ihrer Anfang des Jahres in der Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlichten Studie bewiesen sie die frühe Ankunft des Menschen auf Zypern vor etwa 14.000 bis 13.000 Jahren.
Innerhalb weniger Jahrhunderte wuchs die Zahl der Menschen auf mehrere Tausend an. Reichte diese Zahl, um die Elefanten und Flusspferde aussterben zu lassen? Mithilfe von Computermodellen konnten die Wissenschaftler diese Frage in einer neuen Studie beantworten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ vorgestellt.
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Einerseits berechneten sie die Zahl der Tiere, andererseits die Effizienz der menschlichen Jäger, die benötigte Zeit für die Verarbeitung ihrer Beute sowie wie viel Energie die Menschen brauchten. Daraus schlossen die Forscher, dass schon eine kleine Zahl von 3000 bis 7000 Menschen ausgereicht hätte, um die Zwergflusspferde und -elefanten in Zypern innerhalb von 1000 Jahren aussterben zu lassen.
Zypern habe sich für die Erforschung der Auswirkungen der Ankunft von Menschen besonders geeignet, weil die Insel mit 11.000 Quadratkilometer verhältnismäßig klein sei und es hier nur zwei Arten von Megafauna gab. Megafauna bezeichnet große Tierarten, meist Säugetiere wie Mammuts oder Elefanten. Die Forschung helfe zu verstehen, wie schon kleine Menschengruppen Ökosysteme stören und große Artensterben verursachen können, insbesondere in Zeiten sich rasch verändernder Umweltbedingungen.
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