Berlin. Etwa 90 Prozent allen Lebens wurde vor rund 250 Mio. Jahren ausgelöscht. Forscher rätseln bis heute, wie es dazu kam. War El Niño schuld?

Es muss eine dramatische Zeit in der Geschichte des Planeten gewesen sein. Vor rund 250 Millionen Jahren wurde beinahe das gesamte Leben auf der Erde ausgelöscht. Das Klima veränderte sich rasant, die Erde erhitzte sich. Den meisten Arten gelang es nicht, sich rechtzeitig anzupassen. Etwa 90 Prozent starben aus.

Die Temperaturen nahmen in dieser Zeit um etwa 8 bis 10 Grad zu. An Land kam es zu extremer Trockenheit, die Ozeane versauerten und alles Leben in ihnen starb ab. Zudem fiel sauerer Regen vom Himmel. Bis heute erforschen Wissenschaftler, was den rasanten Klimawandel damals anheizte. Als Hauptursache gelten seit Jahren vulkanische Aktivitäten im heutigen Sibirien. Dabei sei so viel CO₂ in die Atmosphäre gelassen worden, dass die Klimaveränderungen einsetzten.

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Doch diese Erklärung ist für das dann einsetzende gigantische Massensterben nicht ausreichend. Eine Studie, die vor wenigen Tagen im Wissenschaftsjournal „Science“ erschien, präsentiert nun eine mögliche Lösung des Rätsels. Demnach könnten die dramatischen Klimaveränderungen zwar durch Vulkanausbrüche eingeleitet, dann aber durch das Wetterphänomen El Niño verschärft worden sein.

El Niño: Wetterphänomen könnte verstärkt aufgetreten sein

Der massive CO₂-Ausstoß und die Erderwärmung setzten demnach eine Kettenreaktion in Gang: „Entwaldung, das Absterben der Korallenriffe und die Planktonkrise markierten den Beginn einer sich selbst verstärkenden Umweltkatastrophe.“ Eine verringerte Kohlenstoffbindung und wärmende Treibhausgase hätten schließlich auch zu stärkeren El Niños geführt, heißt es in der Studie.

El Niño bezeichnet ein Wetterphänomen, das etwa alle zwei bis sieben Jahre auftritt. Dabei verändern sich Ozeanströmungen vorübergehend. In der Folge kommt es unter anderem zu extrem hohen Temperaturen. In Europa sind etwa länger anhaltende Hitzewellen die Folge.

Videografik: Die Wetterphänomene El Niño und La Niña

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    Die Forscher glauben, dass ein ähnliches Phänomen auch vor rund 250 Millionen Jahren verstärkt und gehäuft aufgetreten sein könnte. Sie nennen es „Mega El Niño“. „Wir glauben, dass das Massenaussterben durch das Klima verursacht wurde. Es war jedoch nicht nur die Erderwärmung, sondern auch die Art und Weise, wie das gesamte Klima darauf reagierte“, sagte einer der Studienautoren, Paul Wignall, Professor für Paläoumwelt an der Universität Leeds gegenüber CNN.

    „Wenn die Bedingungen schlecht, aber konstant gewesen wären, hätte sich Leben entwickeln können, um damit zurechtzukommen. Aber Tatsache ist, dass es im Laufe der Jahrzehnte immer wieder von einem Extrem ins andere schwankte.“ Die Modelle würden zeigen, dass sich durch die steigenden Temperaturen die El Niños verstärkt hätten.

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    Die Folge: Wechselnde Wetterperioden mit Überschwemmungen, dann wieder sengende Hitze, Dürre und Walbrände. Diese Extreme, so legt es das Modell der Wissenschaftler nahe, hätten etwa für einen Zeitraum von 100.000 Jahren angehalten und zahlreiche Arten nach und nach vernichtet.

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    Der „Mega El Niño“ dürfte seinen Ursprung im Panthalassischen Ozean gehabt haben, ein Gewässer weitaus größer als der heutige Pazifik. Das, so die Studienautoren, hätte auch deutlich mehr Wärme speichern können, was wiederum die El-Niño-Effekte verstärkt und aufrechterhalten hätte.

    Nun stellt sich auch die Frage, was sich daraus für den Klimawandel heute lernen lässt. Schließlich sind einige Forscher überzeugt, dass wir uns bereits im sechsten Massensterben befinden. Doch Wignall will wohl keine voreiligen Schlüsse ziehen. El Niños sorgen zwar auch heute für Waldbrände und Korallensterben, doch die Erde sei vor 250 Millionen Jahren ein anderer Ort gewesen, mit einem gewaltigen Ozean auf der einen und einem Superkontinent auf der anderen Seite. Das habe sie für klimatische Veränderungen extrem verwundbar gemacht. „Ich glaube nicht, dass wir jemals wieder auch nur annähernd solche Bedingungen erreichen“, beschwichtigt Wignall gegenüber CNN.