Berlin/Glücksburg. Die Bässe wummern, da erblickt ein Böckchen das Licht der Welt. Besitzer Dag wunderte sich über dessen Fell – und hat einen Verdacht.
Auf einem Resthof in der Flensburger Förder geht ein fast schon mythisches Wesen um, so selten ist es. Ein Böckchen namens Flumo ward dort geboren und hat Hofbesitzer Dag in Staunen versetzt. Denn in der Schafsherde, die auf der Koppel hinter Dags Haus lebt, gibt es nur einen Schafsbock mit dunklem Fell – Flumo aber hat ein weißes, mit braunen Flecken. Genauso wie Rune, ein Ziegenbock, der mit den Schafen grast.
Der Verdacht liegt auf der Hand: Flumo, der seinen Namen dem Techno-Festival „Flugmodus“ verdankt – es fand während der Geburt des Böckchens auf demselben Gelände statt – ist kein Schaf. Und auch keine Ziege, nein, Flumo soll eine Schiege sein. Ein Hybrid, halb Schaf, halb Ziege. Für Dag den Hofbesitzer ist die überraschende Fellfarbe klares Indiz, dass Rune im fremden Harem unterwegs war. Außerdem ähnelt die Fellstruktur des kleinen Bocks eher dem einer Ziege als einem Schaf. Und wenn Flumo blökt, dann meint man eher Rune zu hören.
Tatsächlich hat Dag überhaupt nicht mit Nachwuchs gerechnet. Dann habe seine Tochter ihn gefragt, ob es das Lamm seiner Moorschnucke Selma schon gesehen habe? Er hielt dann nach einem Schafslamm Ausschau, denn seine Herde hat erst im Januar Zuwachs bekommen, von einem Schafsbock. Locke der Name.
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Als er dann das Lamm fand, da sei ihm sofort klar gewesen: Locke kann nicht der Vater sein, hier war Rune am Werk. Und der dürfte einen Millionentreffer gelandet haben. Schafe und Ziegen gehören biologisch zur gleichen Unterfamilie der Ziegenartigen. Sie haben aber einen unterschiedlichen Chromosomensatz. Während Ziegen 60 Chromosomen aufweisen, haben Schafe nur 54. Dies macht Kreuzungen ausgesprochen schwierig.
Hybride Tiere: Cappuchino-Bären erstaunten ihre Pfleger
Zwar steht ein Gentest, der den extrem seltenen Hybriden zweifelsfrei beweisen könnte, noch aus. Recht teuer, so ein Test. Aber ich fände das schon interessant“, sagte Dag der Deutschen Presse-Agentur. Mit der Universität Göttingen habe er bereits Kontakt aufgenommen.
Hybride sind im Tierreich bekannt. Immer mal wieder zeugen etwa Grizzlys und Eisbären gemeinsame Nachkommen oder werden Pferde und Esel zu Maultieren gekreuzt. Manchmal aber, da kommt es zu eher überraschenden Kreuzungen, solchen mit Schlagzeilenwert.
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So hatte vor rund zehn Jahren im Landkreis Göttingen eine Schiege für ein Medienecho gesorgt. Damals sagte der mittlerweile verstorbene Nutztierforscher Prof. Christoph Knorr von der Universität Göttingen, eine Kreuzung aus Schaf und Ziege gebe es nur in absoluten Ausnahmefällen. Das Tier aus dem Landkreis Göttingen war seiner Kenntnis nach damals die weltweit einzige wissenschaftlich bestätigte Schiege.
Im Zoo Osnabrück hingegen trieben es die Bären bunt und zeugten sogenannte Cappuchino-Bären, das Produkt einer Haltung verschiedener Bärenarten in einem gemeinsamen Gehege. Dass ein Eisbär mit einer Braunbärin Nachkommen zeugt, hätten Tierpfleger damals nicht für möglich gehalten. Nach der Geburt der Geschwister 2004 wurden die Arten sofort getrennt.
Flumo darf bleiben – wenn er nicht zum Problem-Bock wird
Flumo weiß wohl nichts davon, dass er sehr wahrscheinlich ein ganz besonderes Tier ist. Er hält sich viel an seine Mutter – zumindest, wenn Fremde in der Nähe sind. Sonst springt er auch schon mal den anderen Schafen auf den Rücken, wie Dag erzählt. Auch das erinnert eher an eine Ziege.
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Dag möchte den kleinen Bock auf jeden Fall behalten – solange sich die gemischte Herde versteht. Kritisch könnte es werden, wenn er erwachsen und aus ihm und Rune Konkurrenten werden würden. „Ich könnte mir vorstellen, dass Flumo ein anderes Kaliber wird und dann könnte es auch zu Kämpfen kommen.“ Aber das müsse man abwarten, sagt Dag.
mit dpa