Rom. In Südtirol fordert eine anonyme Gruppe das Ende des Massentourismus. Ihre Slogans sind überall in der Region zu finden. Nun wird ermittelt.
Südtirol wie Barcelona: Auch in den Dolomiten wächst der Protest gegen den Massentourismus. In den vergangenen Wochen sind in Südtirol wiederholt Slogans aufgetaucht, die denen aus anderen Urlaubsregionen der Welt ähneln. „Tourists go home“ und „Boycott South Tyrol“ ist da auf Schildern, Wegweisern und Felsen zu lesen. Die Schriftzüge prangen entlang der Brennerstaatsstraße, an Supermärkten oder touristischen Einrichtungen.
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In einer Pressemitteilung, die den Redaktionen lokaler Medien zugesandt wurde, klagen die anonymen Initiatoren des Protests über „überfüllte Straßen, überfüllte Städte, überfüllte Bergortschaften“. „Die Zunahme des Tourismus und die damit verbundenen Probleme beeinträchtigen die Lebensqualität vieler Südtirolerinnen und Südtiroler“, bemängelt die anonyme Gruppe, die nach eigenen Angaben etwa 50 Mitglieder zählt.
Proteste gegen Urlauberansturm: „Der Tourist ist König“
„Das Leben wird immer teurer, die Mieten und Immobilienpreise erreichen unvorstellbare Höhen. Der Kunde (der Tourist) ist König, zum zunehmenden Nachteil der Einheimischen.“ Alles, so heißt es in dem Schreiben weiter, werde dem Tourismus untergeordnet. Die Protestler beklagen, dass Südtirol immer mehr einem „Disneyland“ ähnele. Die Einheimischen müssten die „Kommerzialisierung des Landes“ ertragen, schreiben sie. „Unser Ziel ist es, ein lebenswertes Südtirol zu schaffen, ohne dass der Tourismus und seine Förderer das tägliche Leben der Bewohner negativ beeinflussen.“ Ihre Forderung: „ein ökologischer, verträglicher Tourismus“.
Viele Südtiroler zeigen Verständnis für den anonymen Protest. Wie sehr das Thema spaltet, zeigt die Debatte im Netz. Die Preise seien in Südtirol unerschwinglich geworden. „Auch Familienbetriebe, die bis vor einigen Jahren das Preis-Leistungs-Verhältnis, beziehungsweise die Qualität respektierten, sind unverschämt geworden“, protestieren User.
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Wer hinter den Slogans steckt, ist derweil noch unklar. Die Behörden ermitteln auf Hochtouren. Bei lokalen Tourismusverbänden, -Unternehmen und -Veranstaltern sorgen die Botschaften zunehmend für Unbehagen. Sie fürchten um einen wachsenden Wirtschaftszweig, dem lautstarker Protest schaden könnte. So wies etwa die für Tourismus zuständige Brixner Stadträtin Sara Dejakum die Vorwürfe entschieden zurück: Obwohl in den Sommermonaten Juli und August viele Besucher in die Stadt strömten, leide der Ort noch lange nicht unter Massentourismus. „Im Vergleich zu anderen Regionen haben wir in Brixen die Lage gut im Griff, selbst während der Weihnachtsmärkte, wenn der Andrang am größten ist“, so Dejakum. Die Infrastruktur halte dem Verkehr und den Menschenmassen stand.