Berlin. Wird der Japankäfer zur Gefahr? Die Politik reagiert auf die drohende Ausbreitung und setzt auf präventive Maßnahmen – auch für Urlauber.

  • Der Japankäfer gilt in Europa als invasive Art und Schädling
  • In Deutschland könnte er zur Gefahr für die Landwirtschaft werden
  • Deshalb ergreift die Politik nun präventive Maßnahmen

Er ist nur etwa einen Zentimeter klein, kann jedoch große Schäden anrichten: Ein metallisch glänzender Käfer mit einem grünen Kopf und braunen Flügeln breitet sich derzeit vor allem in der Schweiz aus und droht auch nach Deutschland zu kommen. In Baden-Württemberg rüstet man sich bereits gegen den Japankäfer.

Schon Mitte Juli löste der Fund einer großen Käferkolonie in der Schweiz in Basel Alarm aus. „Durch die neuen Käferfunde in der Grenzstadt hat sich die Bedrohungslage für Baden-Württemberg und für Deutschland verschärft“, teilte damals Bernhard Schäfer mit, der am Julius Kühn-Institut in Braunschweig, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, das zuständige Fachinstitut für Pflanzengesundheitsfragen leitet.

Landwirtschaftsministerium rüstet sich für Japankäfer: „Noch haben wir eine Chance“

Inzwischen hat sich sogar die Bundesregierung des Themas angenommen. Zwar sind für die Überwachung und Bekämpfung der Käfer vor Ort die Bundesländer zuständig, doch auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft will seine Vorkehrungen verschärfen. „Die Früherkennung ist das A und O bei der Bekämpfung von Pflanzenschädlingen wie dem Japankäfer“, erklärt Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL. Ziel sei, einen Ausbruch durch präventive Maßnahmen zu verhindern. „Noch haben wir eine Chance.“

Experten befürchten, dass der Käfer nach Deutschland eingeschleppt werden könnte; etwa als „Blinder Passagier“ auf Fahrzeugen, auf Pflanzen oder Pflanzenteilen, die importiert werden. Aber warum wäre das so schlimm?

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Japankäfer bedroht Deutschlands Pflanzenwelt

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    Japankäfer ist Gefahr für die heimische Pflanzenwelt – und frisst mehr als 300 Pflanzenarten

    Das liegt vor allem daran, dass der Japankäfer (Popillia japonica) hierzulande keinerlei Fressfeinde hat. Der aus Asien stammende Käfer gilt als sogenannte invasive Art und wird von der Europäischen Union als Schädling eingestuft. Die Käfer können massive Schäden anrichten, sie breiten sich zügig aus und fressen mehr als 300 Pflanzenarten. Obstplantagen, Weinberge, Wälder, Grünanlangen, Gärten und selbst Graswurzeln – wenn die Käfer einmal loslegen, können sie alles kahlfressen.

    „Invasive und gebietsfremde Organismen stellen weltweit eine der Hauptbedrohungen für die Artenvielfalt, natürliche Lebensräume und Ökosysteme dar“, heißt es beim Bundesumweltministerium. Neu auftretende Schädlinge und Unkräuter könnten Schäden in der Land- und Forstwirtschaft verursachen; bisher unbekannte Insekten könnten gefährliche Krankheiten verbreiten oder Allergien gegen neu auftretende Blütenpflanzen könnten auftreten. 

    Houston, We may have a Problem Japankäfer
    Japankäfer ernähren sich von zahlreichen Pflanzenarten und breiten sich schnell aus. © iStock | Renman1605

    2024 bisher keine Japankäfer in Deutschland

    Die gute Nachricht: Bislang hat es laut LTZ in Deutschland in diesem Jahr noch keine Käferfunde gegeben. In den Vorjahren seien zwar Funde von einzelnen Käfern registriert worden, sagte LTZ-Pflanzengesundheitsexpertin Frauke Rinke. Diese seien aber damals sehr wahrscheinlich mit Waren aus Befallsgebieten eingeführt worden und nicht eingewandert.

    Dennoch gilt es, wachsam zu bleiben. Breitet sich der Käfer einmal aus, ist die Bekämpfung mitunter schwierig und kostenintensiv. Das zeigen Erfahrungen aus Italien und den USA. Die amerikanische Landwirtschaftsbehörde schätzt die Kosten für die Eindämmung des Japankäfers auf mehr als 460 Millionen Dollar (ca. 424 Mio. Euro) im Jahr.

    Japankäfer gefunden: Das sollten Sie jetzt tun

    Um das zu verhindern, wurde im Süden der Republik erste Regeln erlassen. So dürfen in Baden-Württemberg aufgrund des höheren Risikos Grünmaterial und Erde aus dem Befallsgebiet und der Pufferzone nur noch unter strengen Auflagen weitertransportiert werden. Zudem werden in allen Bundesländern regelmäßige Erhebungen mit speziellen Lockstoff-Fallen durchgeführt. 

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    Zusätzlich sind auch Laien gefragt. Das LTZ bittet die Bevölkerung, Käfer, auf die die Merkmale des Japankäfers zutreffen, zu fangen, einzufrieren und zu fotografieren. Das Foto soll mit Angabe des Fundortes an das LTZ geschickt werden. Besonders zu beachten: Der Japankäfer hat fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibseite und zwei weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs. Verwechslungsgefahr besteht mit Gartenlaubkäfer oder dem größeren Rosenkäfer.

    Eine weitere Maßnahme, die vor allem Urlauber ergreifen sollten: Rückkehrer aus stark befallenen Regionen – etwa Norditalien und der Südschweiz – werden gebeten, ihre Fahrzeuge und das Gepäck gründlich zu überprüfen. Pflanzen, Schnittblumen, Gemüse oder Früchte aus diesen Regionen sollten sie eher nicht nach Deutschland einführen. 

    mit dpa