Berlin. Vor 3000 Jahren ging ein Krokodil in Ägypten seinen Häschern in die Falle. Nun können Forscher seine letzten Stunden rekonstruieren.

Forscher sind in den Eingeweiden eines über 3000 Jahre alten Krokodils auf eine kleine Überraschung gestoßen – und das, ohne in die Tiefen des mumifizierten Tieres physisch vorzustoßen. Das Team von der Universität Manchester nutzte stattdessen modernste 3D-Bildgebungsmethoden der Archäologie, um das Innere der Kroko-Mumie nach außen zu kehren.

Dabei kam nicht nur die letzte Mahlzeit des Reptils zum Vorschein, wie die Universität unlängst mitteilte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscherinnen in der Fachzeitschrift „Digital Applications in Archaeology and Cultural Heritage“.

Lidija McKnight, Hauptautorin der Arbeit, ist fasziniert. „Die Krokodilmumie war eine einmalige Gelegenheit, die Forschungsmethode an einer großen Tiermumie anzuwenden“, sagte sie. Mittels einer Spezialsoftware, Röntgenstrahlen und Computertomografie, konnte das Team virtuell einen Haken aus der Mumie ziehen, eine Nachbildung anfertigen und diese schließlich in Bronze gießen.

Todesursache: angebissen. Nachbildung eines Hakens, der vermutlich dazu diente, das Krokodil an Land zu ziehen.
Todesursache: angebissen. Nachbildung eines Hakens, der vermutlich dazu diente, das Krokodil an Land zu ziehen. © Universität Manchester

Damit war die wahrscheinliche Todesursache festgestellt – das Krokodil dürfte angebissen haben und ward anschließend als Opfer für den ägyptischen Gott Sobek dargebracht.

„Unsere Arbeit hat eine Menge an Informationen zutage gefördert, über das Leben des Krokodils und die Behandlung seiner Überreste nach seinem Tod“, hält McKnight fest. Mumien seien in Museen für Besucher aller Altergruppen faszinierend. „Wir haben jetzt die einzigartige Möglichkeit, unseren Besuchern die Geschichte dieses Krokodils näherzubringen.“

Forscher finden Steine im Krokodil

Besonders beachtenswert dabei: die Mumie konnte intakt bleiben. „Frühere Forschungsarbeiten mussten solche Mumien noch auswickeln und aufschneiden. Die 3D-Radiografie ermöglicht es uns, das Innere einer Mumie zu sehen, ohne diese Artefakte zu beschädigen.“

In den Innereien fanden die Forscher indessen nicht nur einen Haken und kaum verdauten Fisch. Auch mehrere Steine hatte das Krokodil kurz vor seinem Tod verschlungen. Wohl, um bei der Verdauung zu helfen und den eigenen Auftrieb zu regulieren, wie es von der Universität heißt.

Virtueller Blick in die Eingeweide des Krokodils. Gut zu erkennen: ein Haken.
Virtueller Blick in die Eingeweide des Krokodils. Gut zu erkennen: ein Haken. © Universität Manchester

Die Gegenwart sogenannter Gastrolithen im oberen Verdauungstrakt deute darauf hin, dass das Tier wohl versucht hatte, seine Henkersmahlzeit zu zerkleinern – es starb aber, bevor die Steine am rechten Ort ankamen. Auch waren die Fische kaum verdaut.

All das lässt die Forscher davon ausgehen, dass das Krokodil bewusst gefangen und nur wenig später schon mumifiziert wurde. Gesunde Krokodile waren in Ägypten mit Fruchtbarkeit und besonders ertragreicher Landwirtschaft assoziiert. Kleidung aus Krokodilhaut galt zudem als Schutzbringer gegen Gefahren.

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