Neapel. Der Supervulkan bei Neapel macht die Menschen in der Region nervös. Jetzt hat ein folgenschweres Erdbeben für Aufregung gesorgt.
Plötzlich zerreißt ein lauter Knall die fröhliche Stimmung der Badenden am Strand von Monte di Procida südlich von Neapel. Ein riesiger Fels löst sich vom Bergkamm und stürzt vor den Augen der Urlauber ins Meer. Eine große Staubwolke verbreitet sich über eine verlassene Gegend, die Badenden nicht zugänglich ist. Die Anwesenden erleben aus der Ferne Momente des Schreckens, einige Touristen nehmen die Szene mit ihren Handys auf. Glücklicherweise wird niemand wird verletzt.
Kurz davor war es im Gebiet des Supervulkans der „Campi flegrei“ zu einem Erdbeben der Stärke 2,6 gekommen. Kleinere und stärkere Beben sind in dem 150 Quadratkilometer großen Areal des Supervulkans in den vergangenen Monaten keine Seltenheit. Inzwischen hat sich die Bevölkerung an die täglichen Erschütterungen gewöhnt. Erst am 20. Mai war es in der Region zu einem Erdbeben der Stärke 4,4 gekommen, dem stärksten der letzten 40 Jahre. Neu ist jedoch, dass es nach einem Erdbeben zu einem Felssturz kommt. Ob die beiden Phänomene zusammenhängen, wird jetzt von Experten untersucht.
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Zusammenhang zwischen Erdbeben und Supervulkan? Experten sind sich uneinig
Der Direktor des Beobachtungszentrums des Vulkans Vesuv, Mauro Di Vito, schließt ausdrücklich einen Zusammenhang zwischen dem Felssturz und dem Erdbeben aus. „In Monte di Procida ist es zu einer Ablösung von Steinmaterial gekommen, die eine vom Wind aufgewehte Staubmasse verursacht hat, wie es in diesem bereits gesperrten und stark erdrutschgefährdeten Gebiet häufig vorkommt“, meint der Experte. Die Befürchtung eines Zusammenhangs zwischen den beiden Ereignissen veranlasste die Behörden in Neapel jedoch, eine Sitzung des Koordinationszentrums für Rettungseinsätze einzuberufen.
Name | Campi Flegrei (Phlegräische Felder) |
Lage | Westlich von Neapel, Italien |
Typ | Supervulkanische Caldera |
Bedeutende Eruptionen | Campanian Ignimbrite (vor 39.000 Jahren), Neapolitan Yellow Tuff (vor 15.000 Jahren) |
Größe | 13 km breit |
Historische Bedeutung | Zwei massive Eruptionen führten zum Kollaps der Caldera |
Gerardo Della Ragione, Bürgermeister von Bacoli, einer nahegelegenen Siedlung, schlägt Alarm: „Es ist notwendig, mehr in die Sicherheit der Küste zu investieren, die ständig den Erschütterungen des Bradyseismus, den Erdbeben-Bewegungen im Vulkangebiet, ausgesetzt ist.“ Nach dem Felssturz sei es notwendig, die steilen Berghänge zu verfestigen, die direkt aufs Meer und auf zahlreiche Strandabschnitte blicken.
Einzigartige Römersiedlung durch Felsstürze in Gefahr
Er selber habe an Bord eines Bootes beobachtet, wie das Geröll ins Meer stürzte. „Die Gebirgskämme werden durch ständige Erschütterungen belastet. Dabei sind sie bereits von Natur aus erdrutschgefährdet“, meint Della Ragione. Er befürchtet unter anderem, dass Erdrutsche der versunkenen Stadt Baia schaden könnten, einer einmaligen Touristenattraktion in der Gegend.
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Vulkanische Aktivitäten sorgten vor circa 1700 Jahren dafür, dass Baia, einst als Urlaubsort der alten Römer bekannt, nach und nach im Meer versank und das Wasser die pompösen Villen mit Statuen und Verzierungen verschlang. Die Siedlung 80 Kilometer nördlich von Pompeji ging unter. Noch heute sind im klaren Wasser aber die Überbleibsel der versunkenen Stadt zu erkennen.