Berlin. Drei Wanderer verschwanden 2002 bei einer Lawine in den peruanischen Anden. Einer der Bergsteiger wurde erst vor wenigen Wochen entdeckt.

Vor zwanzig Jahren versuchte der 58-jährige Bergsteiger Bill Stampfl zusammen mit Matthew Richardson und Steve Erskine seine Reise, um den höchsten Berg Perus, den Huascarán, zu erklimmen. Was als Abenteuer begann, endete in einer Tragödie: Keiner der drei Bergsteiger kehrten lebend zurück. Am 24. Juni 2002 erfasste sie eine Lawine. Seitdem blieb Stampfl vermisst – bis jetzt. Durch das Schmelzen der Gletscher infolge des Klimawandels, ist sein Körper nach 22 Jahren wieder aufgetaucht. 

Entdeckt wurde er von den amerikanischen Brüdern Ryan Cooper und Wesley Waren, die ebenfalls den Huascarán besteigen wollten. Beim Abstieg fiel ihnen eine ungewöhnliche Silhouette im Schnee auf, berichtet der amerikanische Nachrichtensender „CNN“. Bei näherer Betrachtung stellten sie fest, dass es sich um einen mumifizierten menschlichen Körper handelte. Der Leichnam trug noch Helm, Stiefel, Jacke und einen goldenen Ehering. In einer Gürteltasche fanden die Brüder eine Sonnenbrille, einen Reisepass, Bargeld, eine Kamera und einen Personalausweis – sie hatten Bill Stampfl gefunden.

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„Jemand liebte ihn und wollte, dass er nach Hause kommt“, erzählte Cooper gegenüber „CNN“. „Als ich herausfand, dass er ein amerikanischer Bergsteiger war, fühlte ich mich verpflichtet, seine Familie zu benachrichtigen.“ Coopers Gruppe hatte versucht, den Gipfel des Huascarán zu erreichen, musste jedoch wegen gefährlicher Bedingungen umkehren. Zufällig nahmen sie eine alte Route und entdeckten Stampfls Leiche auf etwa 5200 Metern Höhe.

Leichenfund auf dem Huascarán: Familie hat nach 22 Jahren endlich Gewissheit

„Zunächst war ich enttäuscht, dass wir es nicht bis zum Gipfel geschafft hatten“, berichtete Cooper gegenüber einer „KTLA“-Reporterin. „Aber nach der Entdeckung von Bill wusste ich, dass das der eigentliche Zweck unserer Reise war.“ Noch auf dem Berg habe er seine Frau in Las Vegas angerufen und sie gebeten, bei der Suche nach Stampfls Familie zu helfen.

Vor über 20 Jahren verschollen: Leiche in Perus Anden gefunden
Bei der Leiche, bei der Kleidung und Kletterwerkzeuge noch intakt waren, handelt es sich um Bill Stampfl, der 2002 nach einem Lawinenabgang auf dem Berg Nevado Huascarán verschwand. © DPA Images | Uncredited

Zwei Tage später konnte Cooper Stampfls Sohn Joseph, heute 51 Jahre alt, erreichen und ihm von dem Fund berichten. Er sprach auch mit Stampfls Witwe Janet und Tochter Jennifer, die heute 53 Jahre alt ist, und schickte ihnen Fotos von den gefundenen Gegenständen. Die Familie war schockiert, aber auch froh, endlich Gewissheit zu haben. Sie organisierten ein Bergrettungsteam, um Stampfls Leiche am 5. Juli zu bergen. Seine sterblichen Überreste werden nach Lima gebracht, wo sie eingeäschert und der Familie in den USA übergeben werden.

Seit 22 Jahren vermisst: Die Familie plant, Stampfls Asche zu verstreuen

Die Familie plant, Stampfls Asche auf dem Mount Baldy in Kalifornien zu verstreuen, wo er für seine Expeditionen trainierte, indem er mit einem 27 Kilogramm schweren Sack Katzenstreu im Rucksack auf- und ablief. Während Stampfls Leiche gefunden wurde, bleibt sein Kletterpartner Matthew Richardson weiterhin vermisst. Nach der Lawine im Juni 2002 wurde nur eine Leiche aus der Gruppe geborgen – die von Steve Erskine.

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Für Cooper war die Entdeckung ein erschreckendes Beispiel dafür, wie der Klimawandel die Landschaften verändert und lang verschollene menschliche Überreste freilegt. Schmelzende Gletscher und austrocknende Seen haben auch an anderen Orten wie dem Mount Everest, dem Theodulgletscher in der Schweiz sowie den Seen Mead und Powell Leichen freigelegt. „Der Berg zerfällt im Grunde genommen“, sagte Cooper der „New York Times“.

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