Berlin. Engländer toben: Ein Berliner pfeift das Halbfinale gegen Holland. Wie unparteiisch ist Zwayer? Die Ansetzung gilt als unglücklich.

Er steht unter verschärfter Beobachtung. Felix Zwayer ist das gewohnt. Und doch ist das EM-Halbfinale zwischen England und den Niederlanden für den Berliner Schiedsrichter ein Salto mortale ohne Netz. Ob er das übersteht?

Die Ansetzung wird viel kritisiert, gerade auf der Insel. Uefa-Schiedsrichterchef Roberto Rosetti reist eigens nach Dortmund. Und natürlich weiß der Italiener nur zu gut, was nicht nur Engländer empört:

  • Der Referee war 2005 in den Wettskandal um Robert Hoyzer involviert.
  • Ein Engländer hatte Deutschland gegen Spanien gepfiffen, viele meinen: verpfiffen.

Wenn Zwayer keine glückliche Hand hat, wird der Boulevard toben und ihm Revanche unterstellen. Dann wird der „Albtraum“ (The Sun) wahr. Der frühere Bundesliga-Profi und heutige TV-Reporter Jan Aage Fjörtoft fragt auf X: „Wie ist die UEFA darauf gekommen?“

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Pikant ist auch, dass er auf einen Spieler trifft, der schon mal Zwayers Unabhängigkeit in Zweifel gezogen hat, Jude Bellingham. Koscher wäre allerdings auch das andere Halbfinale nicht gewesen. Da hätte Zwayer Spanien gepfiffen, das Team, das den Gastgeber aus dem Turnier herauskegelte. Auch dann hätte schnell die Frage im Raum gestanden, wie unparteiisch Felix Zwayer sein kann.

Sieben Deutsche im Halbfinale

Bislang hat Zwayer drei EM-Spiele gepfiffen, weitgehend tadellos. Sportlich ist dieses Spiel für ihn ein Highlight, eine weitere Sprosse seiner Karriereleiter. Er ist der letzte verbliebene Deutsche im Turnier, nachdem die Nationalmannschaft ausgeschieden ist.

Streng genommen ist ein halbes Team im Dortmunder Stadion dabei: die Linienrichter Stefan Lupp und Marco Achmüller, Daniel Siebert als vierter Offizielle, dazu die Videoreferees Bastian Dankert, Christian Dingert und Marco Fritz.

Englands Team hält den Ball flach

In England äußern Fans und Experten überwiegend Unverständnis. Das Team hält den Ball flach. Luke Shaw bemerkt: „Wir müssen die Uefa respektieren, egal wen sie als Schiedsrichter auswählt.“ Nationaltrainer Gareth Southgate macht sich nach eigenen Worten keine Sorgen. „Er wird auf einem sehr hohen Niveau pfeifen.“ Ob er das heute Abend nach Abpfiff noch mal wiederholen wird?

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Die umgekehrte Argumentationskette liegt griffbereit. „Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland“, hatte Bellingham im Dezember 2021 nach einer 2:3-Niederlage gegen den FC Bayern München gesagt. Die Argumentation lässt sich mühelos auf das Halbfinale übertragen.

Man trifft sich immer zweimal im Leben

Bellingham spielte auf den Manipulationsskandal um Robert Hoyzer im Jahr 2005 an. Zwayer war Hoyzers Assistent, auch als Geld floss. Manipulation konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Mehr noch: Er trat als Kronzeuge auf. Nach einer sechsmonatigen Sperre konnte er weitermachen.

Bellingham wurde für das Nachkarten vom DFB mit einer Geldstrafe belegt. Zu einer Aussprache zwischen Spieler und Schiedsrichter kam es nie. Nun gilt: Man trifft sich immer zweimal im Leben; wie der Zufall so spielt: sogar im selben Stadion.

Sie nennen ihn den „Spielmanipulator“

DFB und Uefa mögen die Causa Zwayer als gelungene Resozialisierung abhaken. Der Boulevard hingegen – er vergisst nicht, er verzeiht nicht. Die „Daily Mail“: „Englands Halbfinal-Schiedsrichter ist ein verurteilter Spielmanipulator.“

Auch in Schiedsrichterkreisen ist der Mann aus Berlin umstritten. Ex-Kollege Manuel Gräfe kritisierte schon Zwayers EM-Nominierung als „Skandal“. Er bezeichnete die jetzige Ansetzung als „Wahnsinn“ und Machtdemonstration, „unabhängig von Leistung und Vergangenheit“.

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