Berlin. In einem Dorf am Gardasee klagen Hunderte Menschen über Erbrechen und Übelkeit. Nun konnte dort das Norovirus nachgewiesen werden.
Eine Norovirus-Welle hat das Dorf Torri del Benàco am Ufer des Gardasees erfasst: Hunderte Menschen wurden in den vergangenen Tagen mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfen und Fieber in Krankenhäuser gebracht, wie die italienische Zeitung „La Repubblica“ berichtet. In Proben mehrerer Patienten wurden lokalen Medien zufolge Noroviren nachgewiesen.
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Als Ursache für die Magen-Darm-Erkrankungen vermuten die örtlichen Behörden kontaminiertes Leitungswasser. Bürgermeister Stefano Nicontra erließ aus diesem Grund eine Verordnung, die eine weitere Leitungswasser-Nutzung verbietet. Bewohnerinnen und Bewohner sollen stattdessen abgefülltes Wasser verwenden. Tausende Wasserflaschen wurden von den Behörden verteilt. Bilder, die die Gemeinde bei Facebook veröffentlichte, zeigen, wie Plastikflaschen angeliefert und an die Betroffenen abgegeben werden.
Italien: Starke Regenfälle sorgen für Überflutungen von Dörfern am Gardasee
Das Dorf Torri del Benàco erhält sein Leitungswasser aus einem Trinkwasserreservoir, das sich aus den Tiefen des Gardasees speist. Behörden lassen das Wassernetz nun untersuchen, mit ersten Laborergebnissen wird am Montag gerechnet. In der Zwischenzeit wurde die beigefügte Chlor-Konzentration im Leitungswasser erhöht, so ein Vertreter der Wasserwerke am Gardasee.
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In den vergangenen Tagen hatte es in der beliebten Urlaubsregion viel geregnet. Der Pegel des Gardasees, der im vergangenen Jahr nach langer Trockenheit stark gesunken war, stieg binnen einer Woche um zehn Zentimeter – ein Anstieg des Wasservolumens von 50 Millionen Kubikmetern. An manchen Orten in der Region fiel seit Beginn des Jahres mehr Regen als 2022 und 2021 das gesamte Jahr über. In Peschiera im Süden des Sees stand der Pegel bei 1,46 Meter über dem hydrometrischen Nullpunkt, ein Wert, der zuletzt 1977 erreicht worden war.
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Laut örtlichen Medienberichten war es durch die Regenfälle teilweise zu Überflutungen gekommen: Abwasser gelangte in die Straßen und möglicherweise auch ins Trinkwasser.
Urlaub am Gardasee: Alle Strände sind geöffnet
Die Tourismus-Verantwortlichen versicherten jedoch, dass der hohe Pegelstand für Urlauber keine Erschwernisse mit sich bringe. Vonseiten der Gebietskörperschaft Comunita del Garda hieß es: „Alle Strände sind geöffnet, und auch die Schifffahrt verläuft regelmäßig.“ Wegen des vielen Regens fürchten die Besitzer von Hotels und Strandbädern allerdings ums Geschäft. Ihre Hoffnung ruht darauf, dass es im Juli besser wird.
Der Norovirus-Ausbruch war ein weiterer Dämpfer. Ausgebuchte Hotels müssen teures Wasser in Flaschen an ihre Gäste verteilen. Viele Anwohner beklagen indes, sie seien zu spät über die Gastroenteritis-Welle alarmiert worden. Rund 50 Personen wurden Berichten zufolge in die Notaufnahmen der Krankenhäuser von Peschiera del Garda, Villafranca, Bussolengo und Malcesine aufgenommen. Keiner von ihnen musste stationär behandelt werden. Weitere Personen wandten sich jedoch wegen ähnlicher Symptome an Allgemeinmediziner oder örtliche Apotheken. „Wäre ich nicht in die Apotheke gegangen, hätte ich gar nichts davon erfahren“, erklärt eine Anwohnerin gegenüber italienischer Medien.
Noroviren verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sind sehr ansteckend und verbreiten sich rasend schnell – besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, etwa in Kindergärten, Altenheimen oder Krankenhäusern. Eine Infektion verläuft meist kurz und heftig. Betroffene fühlen sich schwach, haben oft Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leichtes Fieber.
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In der Gemeinde Torri del Benaco litt sogar der öffentliche Dienst unter der Krankheitswelle: Mehrere Beamte und lokale Polizisten fielen aus, weshalb Kräfte aus anderen Gemeinden aushelfen mussten. „Als Arzt habe ich schon mehrere Norovirus-Fälle behandelt, die aber alle sporadisch auftraten“, erklärte Damiano Bragantini, Infektiologe im Krankenhaus „Pederzoli“ in Peschiera del Garda gegenüber lokalen Medien. „Dies ist das erste Mal, dass ich so viele Menschen gleichzeitig infiziert sehe.“