Berlin. Selbst aus dem EU-Ausland sollten keine Pflanzensouvenirs mitgebracht werden, sagen Experten. Worauf Urlauber achten sollten.
Es ist Sommer, die Urlaubssaison hat begonnen, und viele Reisende bringen gerne Pflanzen oder Pflanzenteile als Souvenirs von ihren Reisen mit nach Hause. Doch was als harmloses Mitbringsel erscheint, kann schwerwiegende Folgen haben. Das Julius-Kühn-Institut (JKI) warnt eindringlich davor, Pflanzenmaterial in die Europäische Union einzuführen, da damit unbemerkt Schädlinge und Krankheiten eingeschleppt werden können.
„Schadorganismen aus Nicht-EU-Ländern können in der EU und Deutschland erhebliche wirtschaftliche und ökologische Schäden verursachen“, erklärt Dr. Bernhard Schäfer, Leiter des zuständigen Fachinstituts am JKI. „Selbst innerhalb der EU sollte man darauf verzichten, Pflanzen oder Bodenmaterial unkontrolliert zu transportieren.“
Ein besonders gefährliches Beispiel ist das Bakterium Xylella fastidiosa, das über Mandelbäume aus Mallorca eingeschleppt werden könnte und zahlreiche Pflanzenarten infiziert, darunter Weinreben, Olivenbäume und Zierpflanzen wie Oleander.
Pflanzensouvenirs aus dem Urlaub: Schädlinge sind gefährlich
Schädlinge und Krankheiten, die durch Pflanzenimporte eingeschleppt werden, können erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Landwirtschaftliche Kulturen, wie Obstplantagen und Weinberge, sind besonders gefährdet. Ein Ausbruch des Bakteriums Xylella fastidiosa hat bereits zu massiven Ernteverlusten und hohen Kosten für die Bekämpfung und Ausrottung geführt. Das Bakterium wurde erstmals 2013 auf Olivenbäumen im süditalienischen Apulien entdeckt, wie die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mitteilte.
Das Bakterium wird durch Insekten, insbesondere durch Zikaden, übertragen, die es beim Saugen an infizierten Pflanzen aufnehmen und dann beim Saugen an gesunden Pflanzen übertragen. Das macht die Bekämpfung besonders schwierig, da viele verschiedene Insektenarten beteiligt sind. Außerdem zeigen infizierte Pflanzen oft monatelang keine Symptome, was die Ausbreitung lange unentdeckt lässt.
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Ökologische Schäden sind ebenfalls gravierend. Eingeschleppte Schädlinge können heimische Pflanzenarten verdrängen und somit die Biodiversität und die Gesundheit von Ökosystemen beeinträchtigen. Ein Beispiel ist der Japankäfer, der sich von einer Vielzahl von Pflanzen ernährt und erhebliche Schäden in Gärten, Landwirtschaft und Naturgebieten verursacht.
Wie die Pflanzengesundheit geschützt werden kann
Um die Pflanzengesundheit in der EU zu schützen, empfiehlt das JKI, auf pflanzliche Souvenirs aus Nicht-EU-Ländern zu verzichten. Sollte dennoch der Wunsch bestehen, Pflanzen mitzubringen, ist es wichtig, sich vorab bei dem Pflanzenschutzdienst des jeweiligen Bundeslandes zu informieren, so das Institut.
Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse aus Nicht-EU-Ländern benötigen in der Regel ein Pflanzengesundheitszeugnis des Urlaubslandes. Fehlt dieses oder ist es fehlerhaft, kann der Zoll die Pflanzen beschlagnahmen und vernichten.
Was bedeutet Pflanzengesundheit?
Pflanzengesundheit umfasst alle Maßnahmen und Regelungen, die verhindern sollen, dass nicht-heimische Schaderreger in die EU gelangen. Diese Vorschriften betreffen insbesondere den globalen Handel, gelten jedoch auch für Privatpersonen.
Neue Schaderreger können ohne natürliche Feinde enorme Schäden in der Land- und Forstwirtschaft verursachen, die Ernährungssicherheit gefährden und die Biodiversität beeinträchtigen.
EU-Kampagne für Pflanzengesundheit
Um die Bedeutung dieses Themas zu verdeutlichen, hat die Europäische Kommission die Kampagne #PlantHealth4Life ins Leben gerufen. Das Julius-Kühn-Institut unterstützt diese von der EFSA durchgeführte Kampagne, die in den kommenden Wochen auch in Deutschland startet. Sie richtet sich an Pflanzenliebhaber, Reisende und junge Familien.
„Die Pflanzengesundheit ist von grundlegender Bedeutung für unser Wohlergehen und die Umwelt. Die EFSA, die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten arbeiten gemeinsam daran, die EU vor Pflanzenschädlingen und -krankheiten zu schützen“, sagt der Geschäftsführende Direktor der EFSA, Bernhard Url in einer Mitteilung. „Wir wollen eine kollektive Verantwortung für die Gesunderhaltung der Pflanzen schaffen, indem wir Menschen in der gesamten EU ansprechen.“ Ein Informationsvideo der EU mit „Regeln für Reisende“ zur Pflanzengesundheit ergänzt die Kampagne.
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Tipps für Reisende
- Aufklärung und Information: Informieren Sie sich vor Ihrer Reise über die Einfuhrbestimmungen für pflanzliches Material.
- Verantwortungsbewusstes Einkaufen: Kaufen Sie Pflanzen und Pflanzenteile nur bei seriösen Händlern und vermeiden Sie das Sammeln in freier Natur.
- Gesundheitszeugnisse: Achten Sie darauf, dass Pflanzen und Pflanzenteile aus Nicht-EU-Ländern mit einem Pflanzengesundheitszeugnis versehen sind.