Berlin. FBI und Europol suchen meist Männer. Nur fünf Frauen stehen auf den „Most wanted“-Listen. Diese Verbrechen werden ihnen vorgeworfen.
Drogenhandel, Betrug, Mord – die Liste an gesuchten Straftätern ist lang, ihre Taten sind teils brutal. Mehr als 50 Personen stehen zurzeit auf der „Most wanted“-Liste des europäischen Polizeiamts Europol, zehn weitere werden vom FBI gesucht. Zwischen all den Gesichtern stechen nur wenige Frauen heraus. Fünf, um genau zu sein. Das sind die meistgesuchten Frauen der Welt.
Ruja Ignatova: die einzige Frau auf der Top-Zehn-Liste des FBI
Dr. Ruja Ignatova, auch „Crypto Queen“ genannt, ist aktuell die einzige Frau auf der Top Zehn „Most wanted“-Liste des FBI. Die 43-jährige Deutsch-Bulgarin ist in dem kleinen Ort Schramberg im Schwarzwald aufgewachsen, promovierte später in Jura und ist der Kopf des wohl größten Wirtschaftsverbrechens der vergangenen Jahre. Im Februar 2018 wurde sie wegen Überweisungsbetrug, Geldwäsche und Aktienbetrug angeklagt.
Most wanted Listen
Die „Most wanted“-Liste des FBI gibt es seit dem 14. März 1950. Im Laufe der Zeit standen insgesamt 532 flüchtige Verbrecher:innen auf der Liste – nur 11 davon waren Frauen. 494 Flüchtige der Liste wurden festgenommen oder lokalisiert.
Seit Januar 2016 führt Europol eine ähnliche Liste. Insgesamt standen 408 Flüchtige darauf, 146 davon konnten bereits festgenommen werden.
2014 gründete Ruja Ignatova die Firma OneCoin, die eine angebliche Kryptowährung vermarktet hat. Sie sollte eine europäische Alternative zu Bitcoin sein, zumindest hatte Ignatova das ihren Opfern versprochen. Schnell wurde aus der Firma ein gigantisches Schneeballsystem, bei dem Kunden weitere Kunden anwarben. Millionen von Investoren sind so auf die Lüge reingefallen und haben ihr Geld in eine Kryptowährung investiert, die nie existiert haben soll. Viele dieser Investoren haben auch ihre Freunde und Familie zu OneCoin geführt, fest in dem Glauben, eine wahrhaftige Goldgrube gefunden zu haben.
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„Viele Menschen haben alles verkauft, einige haben sogar Kredite aufgenommen“, so OneCoin-Verkäufer Derick Nangalama aus Uganda gegenüber dem WDR. Nichts ahnend von der Lüge hat Nangalama auch seine Familie angehalten zu investieren. Ein großer Fehler. „Es ist unerträglich, immer wenn sie mich sehen, bin ich ein Dieb. Sie verachten mich“, so der Verkäufer zum WDR. Auch Daniel Leinhardt und seine Familie aus Uganda haben viel Geld in die Kryptowährung gesteckt. Insgesamt 3500 Dollar, die Ersparnisse vieler Jahre harter Arbeit. Das Geld ist weg, die Familie wird es wohl nie wieder sehen. Im Laufe der Jahre soll Ignatova so ihre Opfer insgesamt um mehr als vier Milliarden Dollar betrogen haben.
2017 reiste die 43-Jährige von der bulgarischen Hauptstadt Sofia nach Athen, Griechenland. Danach verwischen ihre Spuren, wo sie sich heute aufhält, ist unbekannt. Laut Berichten der Bild soll Ignatova bereits im November 2018 gestorben sein – ermordet im Auftrag des bulgarischen Drogenbosses Hristoforos Amanatidis, „Taki“, der als Sicherheitschef eng mit OneCoin und Ruja Ignatova verbunden sein sollte.
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Das FBI jedoch nimmt an, dass Ignatova noch lebt, in Begleitung von bewaffneten Wachleuten reist und sich möglicherweise einer Schönheitsoperation unterzogen hat. Das FBI setzt eine Belohnung von bis zu 250.000 Dollar aus für Informationen, die zur Festnahme von Ruja Ignatova führen.
Marina Kramberger – deshalb steht sie unter Verdacht
Marina Kramberger steht als eine von vier Frauen auf der „Most wanted“-Liste von Europol. Sie wird wegen mehrfacher Betrugsdelikte gesucht. Ihre Vorgehensweise: Laut der Slovenia Times erzählt Kramberger ihren Opfern Lügengeschichten und überzeugt diese so, ihr Geld oder eine Unterkunft zu geben. Auch miete sie Autos an, zahlen tut sie dafür jedoch nicht.
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Die 34-jährige Frau aus Slowenien sollte eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten verbüßen, ist jedoch nicht vor Gericht erschienen. Seit Juli 2021 ist sie auf der Flucht, es wird angenommen, dass sie in Begleitung einer anderen Frau reist. Weitere Informationen zu Kramberger oder ihrem derzeitigen Aufenthalsort sind akutell nicht bekannt.
Europol sucht Tania Gomez: Tierretterin wird zur Schmugglerin
Die 31-jährige Schwedin Tania Gomez wird seit März 2021 wegen schwerer Drogendelikte und Geldwäsche gesucht. Als Leiterin der Rettungsorganisation „HundGärin“ für streunende Hunde ist Gomez in der Vergangenheit noch nie behördlich aufgefallen. Dabei war alles nur Tarnung: Gomez soll für verschiedene Verbrecherorganisationen große Mengen an Geld und Betäubungsmitteln geschmuggelt haben. Und obwohl sie sich in den sozialen Medien als Tierretterin präsentierte, soll sie mutmaßlich auch noch mit einem Netzwerk illegaler Tierhaltung und deren Transport ins Ausland verwickelt sein. Seit März 2021 ist Tania Gomez untergetaucht.
Marzia Marimar Calleja Maatouk – in Drogengeschäfte verwickelt
Die 23-jährige Marzia Marimar Calleja Maatouk aus Malta wird ebenfalls wegen Drogenhandels von Europol gesucht. Mit gerade mal 19 Jahren wurde sie wegen Drogenbesitzes mit Lieferabsichten angeklagt und später zu 15 Monaten Haft, 3.500 Euro Strafe und der Zahlung der Gerichtskosten verurteilt. Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt, doch sie flüchtete, bevor die Verhandlung wieder aufgenommen wurde.
Laut ihrem Bruder sei Maatouk im August 2023 nicht wie gewohnt zur Arbeit erschienen. Die Familie sorgt sich um die Sicherheit der 23-Jährigen, nachdem ihr gemeinsames Haus mit ihrem Ehemann im Chaos aufgefunden wurde, wie sie gegenüber der Times of Malta erzählte.
Die Polizei geht davon aus, dass Maatouk mit einem privaten Boot die maltesischen Inseln verlassen habe, berichtet die Malta Independent. Geheimdienstinformationen zufolge soll sie in Begleitung ihres Ehemannes Jomic Calleja Maatouk sein, der ebenfalls auf der Liste von Europol steht. Er wurde wegen illegalen Handels mit Waffen, Munition und Sprengstoff zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Eva Zámečníková: Sie soll versucht haben, ihren Ehemann zu ermorden
Die letzte flüchtige Frau auf der Liste ist die Slovakin Eva Zámečníková. Sie wurde wegen versuchten Mordes zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Ihr anvisiertes Mordopfer? Ihr Ehemann.
Am 15. Januar 2014 soll die Floristin die Ermordung ihres Mannes beauftragt haben – gerade mal zwei Monate nach der Hochzeit. Für 50.000 Euro sollte Martin Adamkovič den Mord für Zámečníková ausführen. Geplant war die Tat für nur wenige Tage später, den 24. Januar.
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Die Floristin plante den Mord genau und gab Adamkovič die Adresse, wo er ihren Mann finden würde. Der beauftragte Killer jedoch wandte sich an die Polizei: In Zusammenarbeit mit der Polizei und Zámečníkovás Ehemann stellten sie den Mord nach und lockten die 42-Jährige so in eine Falle, wie die CNN Prima News berichtete.
Adamkovič wurde später Kronzeuge in dem Fall. Eigentlich wollte Zámečníková ihren Mann zwei Jahre nach der Tat als vermisst melden und so den Rest des Hauses bekommen. Der Grund für die Tat sei nach Zeugenaussagen, dass sie „ihren Mann nicht ernähren“ wollte. Zámečníková ist immer noch auf der Flucht.