Berlin. Die Schauspielerin schlüpft in die Rolle einer Schuldirektorin. Im Interview verrät sie, wie sie über Lehrer und die Jugend denkt.

Bettina Zimmermann ist TV-Zuschauern aus Reihen wie „Ein Fall für zwei“ bekannt. Das neueste Projekt der 48-Jährigen: das Hörspiel „Pretty Dead Girl“ (ab 6. März bei Audible), ein Thriller im Milieu einer jugendlichen Clique. Im Interview erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen in der Pubertät, ihrer Sicht auf die Generation Z – einschließlich ihrer beiden Kinder – und erklärt, warum das heutige Schulsystem komplett überholt werden sollte.

Im Hörspiel „Pretty Dead Girl“ sprechen Sie eine Schuldirektorin. Welche Meinung haben Sie generell von Lehrern?

Bettina Zimmermann: Es wird wahnsinnig viel auf Lehrer geschimpft, aber ich möchte mit diesen Menschen nicht tauschen. Ich bin mittlerweile so vielen Lehrern begegnet und kann nur sagen: Ich freue mich über jeden, der von Herzen Lehrer oder Lehrerin werden wollte. Es gibt ganz tolle, die immer wieder versuchen, auf Kinder einzugehen und auch die schwierigen nicht einfach als Störenfried abhaken. Ich finde, es ist eine Kunst, eine Klasse zu gestalten und die kleinen Wesen zu einem Ganzen zusammenzufügen, so, dass trotzdem noch jeder seinen Freiraum hat. Ich ziehe auch meinen Hut davor, wenn Lehrer immer wieder neue Lösungsmethoden suchen. 

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Aber nicht alle Lehrer sind so großartig ... 

Zimmermann: Es gibt einige, die den Kindern wirklich die Freude am Lernen vermiesen können. Die mit so einer Miesepetrigkeit schon in den Unterricht kommen, wo ich mich immer frage: Warum hast du diesen Beruf gewählt?! Klar ist es nicht immer einfach mit einer Horde vielleicht auch noch Pubertierender, aber das weiß man eigentlich auch schon vorher.

Ich kann nicht nachvollziehen, dass man dann als Lehrer nicht vielleicht mal etwas anderes ausprobiert und nicht seine abgetrampelten Lernpfade abläuft, die nicht mehr zeitgemäß und demnach auch langweilig sind. Das ist aber meist dem Schulsystem geschuldet, und das gehört sowieso schnellstens generalüberholt. Aber da es da ja nur um unsere Kinder geht, die noch keine Steuerzahler sind, stehen sie erst mal ganz hintenan in der Politik. Wirklich traurig.

Bettina Zimmermann freut sich, dass ihre Kinder nicht faul sind.
Bettina Zimmermann freut sich, dass ihre Kinder nicht faul sind. © Getty Images | Simon Hofmann

Würde Sie der Beruf einer Direktorin reizen?

Zimmermann: Ich finde das schon spannend, weil eine Direktorin über alles den Überblick hat und auch ganz anders reagieren kann. Wenn ich könnte, würde ich das gerne mal ausprobieren – aber nicht länger als eine Woche. Danach verabschiede ich mich dankend.

Bettina Zimmermann über ihre Kinder: „Sie sind auf keinen Fall faul“

Die Hauptprotagonisten des Thrillers stammen aus der Generation Z. Inwieweit können Sie moderne Jugendliche verstehen?

Zimmermann: Unsere Eltern haben sich auch gefragt, ob man unsere Generation verstehen kann. Diese Frage stellt sich also immer. Das Problem der Generation Z ist, dass alle möglichen Probleme und Sorgen über sie hereinbrechen, vom Klima bis zum Weltfrieden, während wir noch relativ verwöhnt waren. Auf diese Herausforderungen sind die jungen Leute nur bedingt vorbereitet, auch wenn sie jetzt eigentlich aufwachen und anpacken müssten. Es bringt aber nichts, mit erhobenem Zeigefinger dazustehen und zu sagen „Hey, ihr seid so faul.“

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Das trifft hoffentlich nicht auf Ihre Kinder zu, die in dem Alter sind?

Zimmermann: Sie sind auf keinen Fall faul. Wir haben sie so erzogen und erziehen sie so, dass sie allem offen begegnen. Sie können und sollen sich gerne ausprobieren, aber sie wissen auch ganz genau, dass sie ihren Teil in der Gemeinschaft leisten müssen, damit das Miteinander funktioniert. Der Generation Z wird ja auch vorgeworfen, dass sie nur an sich denkt. Das können wir bei unseren Kindern nicht bestätigen. Sie sind in einer großen Familie aufgewachsen, in der man immer teilen und auf den anderen mit achten muss.

Diese Erinnerungen hat Bettina Zimmermann an ihre Pubertät

Für die jungen Protagonisten ist ja die Pubertät sehr leidvoll. Bei Ihnen war das hoffentlich nicht der Fall.

Zimmermann: Meine Zeit ab 13, 14 war der Wahnsinn. Ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück. Ich hatte einen richtig tollen Freundeskreis, und damit steht und fällt sowieso alles. Wenn man in der Pubertät an einen falschen Freundeskreis gerät, wo es um Lügen und Intrigen geht, so wie im Hörspiel, ist das etwas anderes. Aber bei mir war wirklich alles schön. Wir haben ständig Zeit miteinander verbracht. Das war in einem Dorf, wo jeder jeden kannte, und das hat auch für einen großen Zusammenhalt gesorgt. 

Wenn Sie so positive Erinnerungen haben, frischen Sie die bei Klassentreffen auf?

Zimmermann: Am Anfang hat sich keiner so richtig um ein Klassentreffen gekümmert. Beim 15-Jährigen war ich dann eingeladen. Da gab es eine Facebook-Gruppe, bei der manche Fotos von sich hochgeladen haben. Eigentlich sind mir solche Bilder total egal, aber es gab eben Leute, wo ich dachte: Wer ist das denn? Ich habe dann den Namen darunter gelesen und dachte mir: Das kann doch nicht sein. Ich hatte doch ein ganz anderes Bild von der Person. Eigentlich wollte ich den Menschen lieber so wie damals in Erinnerung behalten.

Letztlich hat sich das dann mit der Anreise nicht ergeben, aber wenn nochmals eines stattfinden sollte, würde ich auf jeden Fall hingehen. Allerdings bestand meine Clique nicht unbedingt aus meinen Klassenkameraden. Zu einigen der Freunde von damals habe ich noch Kontakt.

An ihre eigene Pubertät denkt die Schauspielerin gerne zurück.
An ihre eigene Pubertät denkt die Schauspielerin gerne zurück. © picture alliance/dpa | Frank Hammerschmidt

Wie war eigentlich Ihr Verhältnis zu Ihren Eltern in der berühmt-berüchtigten Pubertät?

Zimmermann: Ich war, glaube ich, total pflegeleicht. Meine mittlere Schwester hat da so gut vorgearbeitet, dass meine Eltern nichts mehr schocken konnte. Nicht dass sie was Schlimmes angestellt hätte, aber sie ist eben schon feiern gegangen, und insofern war sie eine Vorkämpferin für mich. Und auch ein Vorbild. Meine Eltern haben sich gesagt: Schlimmer kann es nicht kommen.