Berlin. Michael Ostrowski schätzt viele seiner deutschen Kollegen – aber eine gewisse Macke bemerkt der Österreicher hierzulande immer wieder.
„Ein Krimi aus Passau“ (nächste Folge am 1. Februar um 20.15 Uhr in der ARD) ist die Reihe, für die Michael Ostrowski aktuell bekannt ist. Doch die Talente des österreichischen Schauspielers, der unter anderem zum Ensemble der „Eberhofer“-Filme gehört, reichen viel weiter. So ist der 51-Jährige auch als Romanautor und Filmregisseur hervorgetreten. Wie er im Interview erklärt, ist er überdies ein begabter Würfelspieler und beweist sich in den vielen Herausforderungen eines vierfachen Vaters, für die er seine persönlichen Rezepte hat.
Ihre „Passau“-Krimis spielen in einer Kleinstadt, Sie selbst sind in einem 5000-Einwohner-Ort in den Bergen aufgewachsen. Wie beengend ist so ein Umfeld?
Michael Ostrowksi: Für mich war es super. Mir hat nichts gefehlt. Ich habe eine schöne, unbeschwerte Jugend mit den üblichen kleinen Problemen gehabt. Durch meine Eltern und meine Freunde habe ich die Liebe zu Kunst, Literatur und Film vermittelt bekommen. Und es gab einen Kulturverein, der mir ermöglicht hat, tolle Künstler zu sehen – Gerhard Polt habe ich dreimal erlebt. Und dann bin ich eben mit 18 studieren gegangen, weil ich einen größeren Tapetenwechsel brauchte.
Eine der Figuren der Krimis ist ein Mädchen, das ein Ventil für seine kreative Energie sucht. So ging es Ihnen also nicht?
Ostrowksi: Nein, weil ihre Jugend wesentlich problematischer ist als meine. Ich habe mir mit 14 gedacht: „Jetzt müssen wir was machen.“ Und so habe ich einfach eine Band gegründet, mit der ich aufgetreten bin. Außerdem habe ich viel Sport getrieben – Fußball und Tennis. So habe ich genug zu tun gehabt.
Michael Ostrowski: Deswegen sprach er für „Krimi aus Passau“ vor
Viel zu tun haben Sie auch jetzt. Sie haben Drehbücher und einen Roman geschrieben, moderiert und Regie geführt. Aktuell drehen Sie als Hauptdarsteller eine Improvisationsserie. Können Sie eigentlich Ihre kreative Ader in einem klassischen deutschen Krimi ausleben?
Ostrowksi: Im klassischen Krimi nicht. Aber bei den „Krimis aus Passau“ haben wir als Schauspieler viel Mitspracherecht, was Dialoge und Geschichte angeht. Ich habe die Freiheit, die Texte so zu verändern, dass sie sich für mich richtig anfühlen. Aber ich gebe zu, das alleine würde mir nicht reichen. Mir ist es schon sehr wichtig, etwas Eigenes aus mir heraus zu schaffen.
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Sind Krimis eigentlich Ihr Fall?
Ostrowksi: Nicht so sehr. Deshalb wollte ich auch gar nicht erst zum Vorsprechen für den „Krimi aus Passau“, aber die Casterin war sehr gut und das Buch auch. Also wollte ich mir das mal anschauen. Und ich habe gemerkt, dass da gemeinsam mit meiner Partnerin Marie Leuenberger etwas entstehen kann. Wenn ich dieses Gefühl nicht gehabt hätte, hätte ich es sicher nicht gemacht.
Ostrowski über seine vier Kinder: „Das ist schon eine Herausforderung“
Sie haben vier Kinder. Wie schaffen Sie es da noch, all Ihre künstlerischen Interessen zu verfolgen?
Ostrowksi: Das ist schon eine Herausforderung. Die meistert man nur mit einer guten Kinderbetreuung, Flexibilität und Offenheit. Als Schauspieler hat man Arbeitszeiten, die nicht unbedingt zum klassischen Kindergartenplan passen. Da braucht man dann die Unterstützung von Oma und Kindermädchen. Alle helfen zusammen und kommen einander entgegen. Aber wenn man dann nicht dreht, kann man viel Zeit mit den Kindern verbringen. Es ist halt ein ganz anderer Rhythmus.
Wird man dadurch zum besseren Schauspieler?
Ostrowksi: Man wird dadurch zu einem reiferen Menschen. Und wenn man Glück hat, führt das dazu, dass man auch ein reiferer Schauspieler wird.
Wie schaffen Sie es eigentlich, Zeit zum Schreiben zu finden?
Ostrowksi: Ich habe den Vorteil, dass ich überall schreiben kann. Ich brauche nur Kopfhörer und vielleicht Musik. Eine fixe Zeit gibt es dafür nicht. Aber ich kann das nicht nebenbei machen. Schreiben ist eine ganz normale Arbeit, da muss man sich anstrengen.
„Ein paar meiner Humorvorbilder kommen aus Deutschland“
Sie pendeln ja mit Ihrer Arbeit zwischen Deutschland und Ihrer österreichischen Heimat. Was für Unterschiede stellen Sie in der Mentalität fest?
Ostrowksi: Wenn ich es sehr vereinfacht ausdrücke, dann würde ich sagen, dass die Deutschen mit einer grundsätzlichen Ernsthaftigkeit an Dinge herangehen. Und ich tue das mit einem größeren Understatement und Lässigkeit. Bei der Arbeit fällt mir das schon auf. Aber wenn ich dann eine andere Note hereinbringe, wird das vom Team sehr gern aufgenommen.
Heißt das, dass die Deutschen weniger Humor haben?
Ostrowksi: Überhaupt nicht. Ein paar meiner größten Humorvorbilder kommen aus Deutschland, wie Loriot oder Karl Valentin oder Gerhard Polt. Ein anderes Beispiel ist Anke Engelke, die die weibliche Hauptrolle in meinem Film „Der Onkel – The Hawk“ gespielt hat und mit der ich auch gemeinsam Lesungen mache. Sie hat das gleiche Humorverständnis wie ich. Wir lachen über dieselben Dinge. Insgesamt finde ich ohnehin, dass uns mehr verbindet als uns trennt.
Ostrowski: Darauf kommt es beim Würfelspiel an
Abgesehen von kreativen Projekten haben Sie auch noch eine Passion fürs Würfelspiel, wie Sie einmal sagten. Wie gewinnt man denn beim Würfeln?
Ostrowksi: Mit absoluter Konzentration auf das, was passiert. Man muss im Moment sein und dann loslassen. Das ist die Geheimrezeptur für alles im Leben.
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Und dann kommen automatisch die Sechser?
Ostrowksi: Nichts kommt automatisch. Alles ist ein großes Geschenk und ein Glück. Aber ich glaube tatsächlich, dass man das Würfeln beeinflussen kann.
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