Berlin. Paläontologen haben anhand eines Stoßzahns das Leben einer Mammutkuh rekonstruiert. Menschen spielten darin eine entscheidende Rolle.
Forscher aus den Vereinigten Staaten und Kanada haben in einer Studie mithilfe eines uralten Stoßzahns das Leben einer Wollhaarmammutkuh rekonstruiert. Die Mammutkuh Elma lebte demnach in der Eiszeit vor 14.000 Jahren. Die Forschungsergebnisse wurden jüngst in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht. Sie geben Hinweise auf die Beziehung zwischen den prähistorischen Riesen und Menschen in dem Gebiet. So vermuten die Forscher, dass die Menschen in Alaska ihre saisonalen Jagdlager dort aufschlugen, wo sich Mammuts sammelten.
Mammut „Elma“ wanderte 1000 Kilometer durch Alaska und den Nordwesten Kanadas
Um das Leben des Mammuts zu rekonstruieren, spalteten die Forscher Elmas 14.000 Jahre alten Stoßzahn und untersuchten die dünnen Elfenbeinschichten, die sich im Laufe des Mammutlebens bildeten wie eine Baumrinde. Die chemischen Elemente und Isotopenverhältnisse der Rinden enthielten Informationen über die Ernährung und den Aufenthaltsort des Mammuts. Das ermöglichte dem Team um Audrey Rowe von der University of Alaska Fairbanks (UAF), die Schritte von Elma zurückzuverfolgen.
Laut der Studie wanderte Elma 1000 Kilometer durch Alaska und den Nordwesten Kanadas. „Das ist eine riesige Menge an Bewegung für ein einzelnes Mammut“, sagt der Co-Autor der Studie, Hendrik Poinar, Professor für Anthropologie an der McMaster University in Kanada, in einem von der Universität veröffentlichten Video. Elma wanderte bis nach Alaska und wurde schließlich langsamer, so Poinar.
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Studie: Mammut und Mensch lebten mindesten 1000 Jahre in Koexistenz
Die Wissenschaftler analysierten zudem die alte DNA in Elmas Stoßzahn und verglichen sie mit denen von Überresten von acht weiteren Wollhaarmammuts, die in der gleichen Ausgrabungsstätte „Swan Point“ in Alaska gefunden wurden. Die Analyse zeigte, dass die Mammuts von mindestens zwei verschiedenen Herden stammten. Möglicherweise haben sie sich mit anderen Mammutherden in der Region um Swan Point versammelt.
Die Wanderungen und der Lebensraum von Elma überschnitten sich laut den Studienergebnissen mit denen von Menschen. Die Forschung ergab, dass Menschen und Mammuts in der Region mindestens ein Jahrtausend koexistierten, basierend auf den frühsten archäologischen Stätten und den neusten Mammutexemplaren.
Archäologie: Mammut könnte von Menschen getötet worden sein
Wollhaarmammutkuh Elma war laut den Analyseergebnissen gesund und nicht unterernährt. Sie hatte dickes Fell und war somit an die Bedingungen der letzten Eiszeit angepasst. Elma soll mit 20 Jahren im „Blütejahr des frühen Erwachsenenalters“, wie es in der Studie heißt, gestorben sein. Der Zeitpunkt ihres Todes fällt in dieselbe Jahreszeit, in der Menschen ihr saisonales Jagdlager in Swan Point aufschlugen.
Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Elma und die anderen Mammuts durch Menschenhand gestorben sind. „Indigene Jäger sahen, dass die Mammuts den Ort als wichtigen Nahrungsplatz nutzten“, sagt Poinar im Video. „Die Daten deuten für mich darauf hin, dass es sich um indigene Völker handelte, die diese phänomenalen Tiere, die durch diese Landschaft wandelten, schätzten, betrachteten und liebten. Aber es würde auch Sinn ergeben, dass sie die Mammuts in Zeiten der Not töteten. Ein Mammut könnte eine große Zahl von Menschen über einen langen Zeitraum hinweg mit Nahrung versorgen.“
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Ursache für das Aussterben der Mammuts stark umstritten
Die Studienergebnisse sind deshalb so bedeutend, weil über die Wanderungen und Verhaltensweisen von Wollhaarmammuts wie auch über die Mensch-Mammut-Beziehung sehr wenig bekannt ist. Die etwa 1000-jährige Koexistenz von Mensch und Mammut in Alaska zeigt aber, dass Aufeinandertreffen sehr wahrscheinlich waren. Zumal die Ursache für das Aussterben der Mammuts vor rund 6000 Jahren nach wie vor umstritten ist.
Dass Elma vermutlich durch menschliche Jagd gestorben ist, würde die Theorie unterstützten, dass Menschen bei dem Aussterben der Mammuts eine erhebliche Rolle gespielt haben könnten. Die Studie betont allerdings, dass auch Klima- und Vegetationsveränderungen wie die Absenkung des Meeresspiegels und veränderte Landschaften Ursache für das Aussterben gewesen sein könnten.
Neue Chancen für Untersuchungen von Mensch-Mammut-Beziehung
Die Forschungsarbeit eröffnet neue Möglichkeiten für die Untersuchung von Mensch und Mammut. „Diese Analyse der lebenslangen Bewegungen kann wirklich zu unserem Verständnis darüber beitragen, wie Menschen und Mammuts in diesen Gebieten lebten“, erläutert Co-Autor Tyler Murchie, Postdoktorand und ehemaliges Mitglied des McMaster Ancient DNA Centre, in einer Erklärung der Universität. „Wir können unser genetisches Verständnis der Vergangenheit weiter erheblich erweitern und differenziertere Fragen darüber beantworten, wie sich Mammuts bewegten, wie sie miteinander verwandt waren und wie das alles mit alten Menschen zusammenhängt.“
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