Berlin. Für gläubige Juden ist Jom Kippur einer der wichtigsten Feiertage. Doch worum geht es dabei genau? Die Bedeutung einfach erklärt.
Jom Kippur, in Deutschland auch als Versöhnungstag oder Versöhnungsfest bezeichnet, ist der wichtigste Feiertag im Judentum. An diesem Tag geht es für Gläubige um Reue, Vergebung und spirituelle Erneuerung. Doch was genau wird gefeiert, welche Bräuche sind mit diesem Tag verbunden und wann findet Jom Kippur 2024 statt? Hier finden Sie die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den jüdischen Feiertag.
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Jom Kippur: Das ist die Bedeutung des wichtigsten jüdischen Feiertags
Jom Kippur ist der Höhepunkt der sogenannten „ehrfurchtsvollen Tage“ im Judentum, die mit Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahrsfest, beginnen. Während Rosch Haschana den Beginn eines neuen Jahres einläutet, dient Jom Kippur zehn Tage später dazu, das vergangene Jahr zu reflektieren, sich Fehler einzugestehen und um Vergebung von Gott sowie von den Menschen um einen herum zu bitten. Der Feiertag rückt damit die Themen Buße und Vergebung in den Mittelpunkt, die im Judentum eine große Bedeutung haben.
Das Versöhnungsfest ist ein strenger Fasten- und Ruhetag. An ihm wird der dem Glauben nach unzertrennlichen Verbindung des jüdischen Volkes zu Gott gedacht. Außerdem wird an Jom Kippur laut jüdischem Glaube das Schicksal eines Menschen für das kommende Jahr besiegelt. Es geht an dem Feiertag also nicht nur um die Vergangenheit, sondern durchaus auch um die Zukunft.
Wann ist Jom Kippur 2024?
Jom Kippur fällt jedes Jahr auf ein anderes Datum. Das liegt daran, dass der jüdische Kalender sich nach dem Mond richtet – ähnlich ist es bei Ostern im Christentum. Im Jahr 2024 beginnt Jom Kippur am Abend des 11. Oktober und endet am Abend des 12. Oktober. Der Feiertag beginnt traditionell mit dem Sonnenuntergang, da nach jüdischer Tradition ein neuer Tag mit der Dämmerung beginnt. Das sind die Termine für die kommenden Jahre:
- Jom Kippur 2024: 11.–12. Oktober
- Jom Kippur 2025: 1.–2. Oktober
- Jom Kippur 2026: 20.–21. September
Typische Bräuche und Rituale an Jom Kippur
Die Feierlichkeiten an Jom Kippur unterscheiden sich stark von denen vieler anderer religiöser Feiertage, da es ein Tag des Fastens und der Einkehr ist. Besonders wichtige Bräuche sind:
- Fasten: Gläubige verzichten für 25 Stunden auf Essen und Trinken. Das Fasten beginnt mit Sonnenuntergang und endet am folgenden Abend nach dem Schlussgebet.
- Gebet: Religiöse Jüdinnen und Juden besuchen die Synagoge, wo spezielle Gebete und Lesungen aus der Thora stattfinden. Besonders wichtig ist das Kol-Nidrei-Gebet, das zu Beginn des Feiertags gesprochen wird.
- Keine Arbeit: Jom Kippur ist ein Ruhetag, an dem alle Arten von Arbeit strikt verboten sind, ähnlich wie am Schabbat.
- Weiß tragen: Es ist üblich, an Jom Kippur weiße Kleidung zu tragen – ein Zeichen der Reinheit und des Wunsches nach einem Neuanfang.
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Jom Kippur: Die Ursprünge des Feiertags liegen weit zurück
Das Fest geht nach gängiger Meinung auf das babylonische Exil der Israeliten zurück. Im dritten Buch Mose heißt es: „Am zehnten Tage des siebenten Monats sollt ihr fasten und keine Arbeit tun, weder ein Einheimischer noch ein Fremdling unter euch. Denn an diesem Tage geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem Herrn.“
Das Fest geht auch auf den Umstand zurück, dass das jüdische Volk 40 Tage nach dem Erhalt der Zehn Gebote am Berg Sinai ein goldenes Kalb verehrte. Gott vergab Mose und seinen Anhängern laut religiöser Lehre jedoch. Seitdem wird Jom Kippur als Tag der Sühne begangen.
Ist Jom Kippur ein gesetzlicher Feiertag?
In Deutschland ist Jom Kippur kein gesetzlicher Feiertag. Dennoch gibt es in einigen Bundesländern, etwa in Berlin, Regelungen, die jüdischen Schülerinnen und Schülern sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ermöglichen, an diesem Tag freizunehmen.