Berlin.. Kolumbien startet die Bergung der „San José“ und hofft auf einen sagenhaften Schatz. Alles über den „Heiligen Gral“ der Schiffswracks.
Kolumbien hat eine aufsehenerregende Unterwasserexpedition gestartet: die Bergung der versunkenen „San José“. Es gibt Schiffswracks mit einem höheren Glamourfaktor, zum Beispiel die „Titanic“. Die „San José“ jedoch ist nicht nur kulturell und historisch wertvoll. Sie verspricht vielmehr Geld und Gold – einen Milliardenschatz. Richtig gelesen: Milliarden, nicht Millionen.
Es ist kaum überraschend, dass das gut 300 Jahre alte Schiff nicht nur Historiker und Archäologen auf den Plan ruft, sondern ebenso Goldsucher und Juristen umtreibt. Ein jahrelanger Rechtsstreit um die wertvolle Fracht erschwerte bisher die Bergung. Ansprüche melden an:
- Spanien betrachtet das Segelschiff als sein staatliches Eigentum.
- Die indigene Volksgruppe der Qhara Qhara aus Bolivien beansprucht nicht das Boot, sondern „nur“ den Schatz für sich; Edelmetalle aus kolumbianischen und peruanischen Minen, mithilfe von Sklaven erbeutet.
- Auf die Ladung hat es auch die US-Bergungsfirma Sea Search-Armada (SSA) abgesehen, die die „San José“ entdeckt haben will.
- Diesen Anspruch macht ihr Kolumbien streitig. Das Wrack liegt in kolumbianischen Hoheitsgewässern. Kolumbiens Institut für Anthropologie und Geschichte (ICANH) erklärte die Fundstätte zu einem nationalen „geschützten archäologischen Gebiet“.
Gestritten wird vor dem Ständigen Schiedshof im niederländischen Den Haag. Jetzt will Kolumbien Fakten schaffen, mit der Expedition beginnen. Zunächst wird das Schiff von einem Boot geortet, fotografiert, gefilmt und von einem Tauchroboter mit Sensoren erkundet. Danach will man ein Inventar der archäologischen Funde auf dem Meeresboden erstellen.
Voller Gold- und Silbermünzen?
Vorzugsweise reden die Kolumbianer heute von Kultur und Historie,von einem nationalen Kunstschatz. Aber als die „San José“ 2015 entdeckt wurde, sprach der damalige Staatspräsident Juan Manuel Santos vom „wertvollsten Schatz, der je in der Geschichte der Menschheit gefunden wurde“. Das weckte aufs Neue Begehrlichkeiten.
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Die exakte Lage des Fundorts wird geheim gehalten. Jäger des verlorenen Schatzes sollen es nicht zu leicht haben. Halbwegs gesichert ist, dass die „San José“ vor der Hafenstadt Cartagena gesunken ist und in einer Tiefe von etwa 600 Metern liegt. Sea Search-Armada will das Schiff übrigens schon in den 1980er-Jahren entdeckt haben.
Heiliger Gral
Das Schiff ist legendär. Oft wurde es als „Heiliger Gral der Schiffswracks“ bezeichnet. Laut Wikipedia stand es acht Jahre im Dienst der spanischen Handelsflotte, von 1700 bis 1708. Das Flaggschiff der Marine soll am 28. Mai Portobello in Panama mit 344 Tonnen Gold- und Silbermünzen sowie 116 Kisten mit Smaragden aus Peru verlassen haben. Kurs: Cartagena.
Am 8. Juni 1708 wurde es von vier britischen Kriegsschiffen angegriffen; nicht unüblich, versuchten doch die mit den Spaniern verfeindenden Briten immer wieder Schiffe der sagenhaften Silberflotte zu kapern. Bei einem Seegefecht schossen sie die „San José“ in Brand, die nach einer Explosion ihrer Pulverkammer sank. Von den 578 Seeleuten, Soldaten und Passagieren wurden letztlich nur elf gerettet. Der vermeintliche Schatz beflügelt seither die Fantasie von Glücksrittern.
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„Wir denken nicht an den Schatz“
Die Behörden schätzen den heutigen Wert der Reichtümer auf 4 bis 17 Milliarden Dollar. Wie viel Geld die Bergung kosten wird, lässt sich schwer sagen. Die Auskünfte reichen von 4,5 bis über 60 Millionen Dollar. Die Bilder, die bisher veröffentlicht wurden, zeigen allerdings überwiegend Kanonen, Porzellangeschirr, Töpferwaren und Glasflaschen.
Vielleicht muss man Alhena Caicedo beim Wort nehmen. Die Direktorin des Kolumbianischen Instituts für Anthropologie und Geschichte will mit der Vorstellung einer Schatzkammer aufräumen. „Wir denken nicht an den Schatz. Wir denken darüber nach, wie wir Zugang zu den historischen und archäologischen Informationen an diesem Ort erhalten können.“
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