Berlin. TV-Koch Johann Lafer berichtet, welche Rolle seine Frau bei seiner großen Krise spielte. Und warum er jetzt bei „Rote Rosen“ anheuert.
Dank seiner Shows, Bücher und seiner früheren Michelin-Sterne zählt Johann Lafer zu den bekanntesten Köchen Deutschlands. Jetzt erweitert der 66-Jährige seine Aktivitäten um eine Gastrolle in „Rote Rosen“ (von 29. Mai bis 3. Juni, 14.10, ARD) und insbesondere um seine neue Kochsendung „Drei Teller für Lafer“ (ab 13. Mai von Montag bis Freitag, 15 Uhr, SAT.1). Trotzdem betont er im Interview, dass er es beruflich ruhiger angehen lassen will. Denn er musste erleben, wie sein Leben durch die vielen beruflichen Einsätze aus den Fugen geriet.
Wollen Sie nach Ihrem „Rote Rosen“-Auftritt Kochen womöglich auf die Schauspielerei umsatteln?
Johann Lafer: Nein, ich habe das nur mal im Vorbeigehen erwähnt, weil ich meine Kollegen im „Traumschiff“ gesehen habe. Ich war gespannt, ob ich in so einer Situation vor laufenden Kameras normal bleiben kann. Das hat mir ein bisschen Angst bereitet, aber gleichzeitig war es für mich ein Riesenspaß, weil das eben etwas Besonderes ist. Meine größte Kritikerin ist meine Frau, und sie meinte „Johann, das hast du sehr gut gemacht“.
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Was hat Ihre Frau normalerweise zu kritisieren?
Lafer: Meine Grundhaltung ist die, dass ich mehr mache, als es meine Zeit eigentlich erlaubt, ich mich also oft übernehme. Und sie meint dann „Das ist jetzt genug“. Man muss jemand haben, der sehr ehrlich und uneigennützig offen ist, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.
Lafer stand kurz vor seinem 50. Geburtstag vor einem Burn-Out
Sie haben ja jetzt auch mit der Kochshow „Drei Teller für Lafer“ zu tun. Was für ein Ziel verfolgen Sie damit?
Lafer: Diese Sendung hat mehrere Aspekte. Zum einen haben wir drei Generationen im Studio, mit denen wir eine möglichst breite Zielgruppe erreichen wollen. Gleichzeitig gebe ich den Kandidaten mit meiner Expertise von 45 Jahren Tipps, wie man zum Beispiel mit dem, was man im Kühlschrank hat, etwas kreativ machen kann. Oder wie lange man einen Fisch im Ofen lassen soll. Die Leute sollen einen Mehrwert haben.
Deshalb ist das auch die erste Kochsendung, wo es keinen Sieger gibt. Ich sage zwar, ganz subjektiv, welcher Teller mir am besten geschmeckt hat, aber es ist keine Challenge. Weil die Menschen sehr wenig Zeit haben, ihren Kindern Wissen zum Kochen zu vermitteln, versuchen wir eine Art Ersatzlösung zu bieten. Das ist wie eine Kochschule. Mein Ziel ist es, dass wir authentisch Hinweise geben, dass Kochen Spaß macht. Am Ende soll etwas Gescheites auf dem Teller sein. Und wenn die Leute sagen ‚Das ein oder andere habe ich mitgenommen‘, dann bin ich sehr glücklich.
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Ihr Restaurant haben Sie zwischenzeitlich verkauft. Aber wie haben Sie ganzen Herausforderungen im Privat- und Berufsleben gut bewältigt?
Lafer: Ich hatte eine Krise. Zu meinem 50. stand ich kurz vor dem Burn-Out, weil die Kerze an allen Ecken gebrannt hat. Obendrein habe ich noch einen Hubschrauberschein gemacht, denn ich dachte, dann kann ich mich noch selbst überholen und drei Termine auf einmal wahrnehmen. Ich war ein Irrer. Und die Reaktionen waren alle negativ. Wenn ich nicht Zuhause war, waren meine Frau und Kinder enttäuscht.
War ich Zuhause, haben sich die Gäste beklagt, dass ich nicht im Restaurant bin. Meine Frau musste sich dann doppelt kümmern. Wenn ich nicht in der Kochschule war, gab es keinen Kochkurs. Wenn ich im Fernsehen aufgetreten bin, hieß es ‚Der kocht nur im Fernsehen‘. Ich habe Gottseidank verstanden, dass ich nicht alles gleichzeitig machen kann. Aber das war ein Prozess. Am Ende hat dann auch mein Körper gestreikt. Ich hatte Arthrose, konnte kaum noch gehen und musste mich einer Knieoperation unterziehen. Das waren alles Folgeerscheinungen.
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Aber jetzt haben Sie diese Lektion endgültig verstanden?
Lafer: Ja, denn mir hat die Pandemie sehr geholfen, meine Gefühle wahrzunehmen. Wenn man im Hamsterrad steckt, ist alles andere sekundär. Aber in der Zeit habe ich auf einmal um 19 Uhr Nachrichten geschaut. Ich konnte das gar nicht glauben, dass ich das mache. Oder ich bin mal für zwei Stunden in die Weinberge gegangen. Früher habe ich immer gesagt: Heute habe ich keine Zeit, das mache ich morgen. Inzwischen habe ich sehr viel mehr Kraft und Gelassenheit und Selbstbewusstsein. Und wenn der Körper merkt, dass er nicht mehr so unter Druck steckt, dann kehrt die Lebensfreude zurück.
Wenn Sie Ihr Leben und Ihre Karriere Revue passieren lassen, würden Sie alles genauso wieder machen?
Lafer: Das würde ich nicht zu 100 Prozent bestätigen. Mit meiner Erfahrung würde ich schon manches verändern. Wie jeder hatte ich Phasen, wo ich keine Lust mehr hatte. Aber nach drei, vier Tagen habe ich dann überlegt: Was gibt es, was ich sonst mit ähnlicher Leidenschaft machen könnte? Und am Ende bin ich zu dem zurückgekommen, was ich vorher gemacht habe. Es ist eben eine Berufung.
Lafer raunzte seine Frau an: Das hatte Folgen
Neben Ihrem Beruf sind Sie seit 34 Jahren verheiratet. Wie haben Sie das bei all den Beanspruchungen geschafft?
Lafer: Grundsätzlich gelingt es nur, wenn die Frau wie in unserem Falle in demselben Metier tätig ist. Wir waren ja beide Geschäftsführer. Außerdem muss es eine klare Abgrenzung zwischen den Tätigkeiten geben. Am Anfang wollte ich die Zügel alle selbst in der Hand halten. Das ist ein großer Fehler in einer Beziehung.
Man muss dem Partner in der Verantwortung und Umsetzung Freiräume lassen. Früher ist es passiert, dass ich nach Hause gekommen bin und gesagt habe „Welcher Schwachsinnige hat denn da die Pfingstrosen hingestellt?“ – Nun, das war meine Frau. Sie hat mir dann erklärt, dass ich mit der Dekoration nichts zu tun habe, und schließlich haben wir die Kompetenzbereiche getrennt. Ich habe die Küche gemacht und meine Frau war für die Gästebetreuung samt Hotel zuständig. Dann hat das auch angefangen, Spaß zu machen. Aber ich habe lange Jahre gebraucht, um das zu verstehen.
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Sind Sie jetzt glücklicher und erfüllter als früher?
Lafer: Ja, definitiv. Ich sehr viel zufriedener mit mir. Ich bin nicht mehr der Getriebene. In meiner Heimat in der Steiermark sagte man früher immer „Hansi“ zu mir. Jetzt bin ich wieder der Hansi, ich habe mich nur zum Johann verändert. Ich habe nie meine Herkunft vergessen. Und wenn immer ich glaube, spinnen zu müssen, sage ich mir: Du kommst von einem kleinen Bauernhof mit Plumpsklo, und jetzt fängst du an, den Macker zu machen.