Berlin. Wo Regen fallen sollte, brennt die Sonne vom Himmel. Weite Teile des südlichen Afrikas verdorren – und mit ihm Mensch und Tier.
Seit vergangenen Oktober ist in weiten Teilen des südlichen Afrika kaum noch Regen gefallen. Steigende Temperaturen und ausbleibender Niederschlag haben sich seither über Angola, Sambia, Simbabwe und Nambia gelegt und halten die Region in eisernem Griff. Der Sambesi führt mancherorts nur noch sehr wenig Wasser, laut einem Bericht der EU-Kommission vom April 2024 befindet sich der Flusspegel auf einem Negativrekordniveau. Gerade mal noch 20 Prozent sonst der üblichen Wassermenge wurden im Oberlauf gemessen.
Grund für das Ausbleiben des Regens ist das Klimaphänomen El Niño, das gleichzeitig für im Schnitt fünf Grad höhere Temperaturen im Vergleich zum Vorjahr sorgt, die höchsten seit den 1960er Jahren. Eigentlich hätten zwischen Dezember und Februar ergiebige Regenfälle kommen sollen. Eigentlich, doch statt dessen fiel die Hälfte oder weniger dessen, was für die Jahreszeit üblich ist, haben Forscher der Universität von Kalifornien beobachtet. Besonders trocken war demnach der Feburar, der normalerweise am meisten Regen bringt.
Die schlimmste Dürre seit über 100 Jahren hat verheerende Folgen – und ruft nun die Vereinten Nationen auf den Plan. Laut dem UN-Nothilfebüro OCHA sind mehr als 24 Millionen Menschen von Hunger, Unterernährung und Wasserknappheit betroffen.
Nahrungsversorgung für Millionen Menschen gefährdet
In Simbabwe habe die ungewöhnliche Hitze „wirklich alles buchstäblich verdorren“ lassen, sagte Regina Feindt, die stellvertretenden Landesdirektorin der Welthungerhilfe in Simbabwe, am Dienstag. Die Erntevorhersage sei „ernüchternd bis katastrophal“. Auf den Feldern gebe es kaum Erträge und das Vieh habe bald kein Gras mehr zu fressen, während Preise für Grundnahrungsmittel in den Städten in die Höhe schnellten, so Feindt.
Nach Angaben der Hilfsorganisation Care sind allein in Sambia seit Oktober bereits mehr als 9000 Rinder aufgrund der Dürre verendet, dazu ist knapp die Hälfte des angebauten Mais verdorrt, eine Million Hektar verlorene Ernte. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung im südlichen Afrika sind nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) auf die Landwirtschaft als Lebensgrundlage angewiesen.
Der Landwirtschaftsektor in der Region sei schwer getroffen, warnt auch die EU-Kommission. Die extremen Wetterbedingungen beinträchtigten das Wachstum auf den Feldern und führten zur akuter Nahrungsmittelknappheit in vielen Teilen des Sambesi-Beckens. Dazu seien Menschen in Bamibia, Botswana und dem Nordwesten Südafrikas von erhöhter Waldbrandgefahr betroffen. Wegen der niedrigen Pegel im Sambesi sei zudem die Stromproduktion aus Wasserkraftwerken eingeschränkt.
„Humanitäre Krise erfordert sofortiges Handeln“
Malawi, Sambia und Simbabwe haben aufgrund der Dürre bereits nationale Katastrophenzustände ausgerufen. Wasser zum Trinken und Kochen wird immer knapper, während gleichzeitig ein Choleraausbruch in der Region wütet. Gleichzeitig hat El Niño in Madagaskar, Mosambik, Malawi und Sambia zu viel Regen und Überschwemmungen geführt. Tausende flohen davor.
„Es handelt sich nicht nur um einen Klimaschock, sondern um eine humanitäre Krise, die sofortiges Handeln erfordert“, sagte Chikwe Mbweeda, die Landesdirektorin von Care in Sambia. Das Ausmaß der Ernährungsunsicherheit in der Region sei schon heute enorm, so Mbweeda. Allein in Malawi, einem der ärmsten Länder der Region, leide bereits knapp ein Viertel der Bevölkerung (rund 4,4 Millionen Menschen) an schwerer Ernährungsunsicherheit.
Der aktuelle El Niño - ein in unregelmäßigen Abständen auftretendes Wetterphänomen im äquatorialen Pazifik - gehört nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) zu den fünf stärksten der letzten Jahrzehnte. Auf der südlichen Erdhalbkugel ist jetzt Herbst.