Berlin. In Großbritannien fahndeten Forscher nach den Spuren eines legendären Einsiedler-Mönchs. Was sie stattdessen fanden, überraschte sie.
Sankt Guthlac war ein bemerkenswerter Mensch. Im 7. und 8. Jahrhundert n. Chr. lebte er im Osten des angelsächsischen Englands als Einsiedler. Guthlac war der Sohn eines Adeligen, der seinem Wohlstand entsagte und fortan in seiner Einsiedelei in der Region Lincolnshire von vielen deswegen bewundert wurde. Als Guthlac 713 starb, wies sein Körper nach zwölf Monaten keine Spuren der Verwesung auf, so die Legende. Von da an verehrte ihn eine kleine Klostergemeinde als den Heiligen Sankt Guthlac.
An der ungefähren Stelle seiner Behausung entstand im 10. Jahrhundert eine Abtei, deren Ruinen im Städtchen Crowland bis heute zu sehen sind. Als Archäologen nach den Spuren der Einsiedelei von Sankt Guthlac gruben, erlebten sie eine Überraschung. Denn was sie an baulichen Spuren fanden, stammte nicht aus dem frühen Mittelalter, sondern aus dem späten Neolithikum oder der frühen Bronzezeit (2900 bis 1400 v. Chr.) – Tausende Jahre vor Guthlac. Die Geschichte des Ortes war damit viel komplexer und älter als bisher gedacht.
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Archäologen graben Tausende Jahre alte „Henge“ aus
Einem Statement der Universität Newcastle zufolge gruben die Archäologen vom „The Anchor Church Field Project“ eine sogenannte Henge aus. Eine Henge ist ein kreisförmiges Erdwerk, das bisher fast nur auf den britischen Inseln entdeckt wurde. Der Begriff ist dem legendären Stonehenge-Monument entnommen, das ebenfalls in konzentrischen Kreisen angelegt ist. Bei der nun entdeckten Henge soll es sich um eines der größten Exemplare im Osten Englands handeln.
Die Henge müsse aufgrund ihrer außergewöhnlichen Größe und Lage ein bedeutender Ort der Region gewesen sein, heißt es im Statement. Hier fanden wahrscheinlich Rituale und Zeremonien der frühen Bewohner Britanniens statt. Zu dieser Zeit war Crowland eine Halbinsel, die von drei Seiten durch Wasser begrenzt war. Die Henge muss an der erhöhten Stelle deshalb besonders gut erkennbar gewesen sein.
Im frühen Mittelalter müsse die seit Jahrhunderten verlassene Henge immer noch sichtbar gewesen sein. Den historischen Überlieferungen zufolge baute sich Guthlac seine Einsiedelei auf den Überresten eines geplünderten Grabhügels auf. Dabei könnte es sich nach den Erkenntnissen der jüngsten Ausgrabungen um die Henge gehandelt haben, die für den Einsiedler perfekte Fundamente gebildet hätte.
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Crowland war über Jahrtausende heiliger Ort für Menschen
Diese Vermutung bestätigen Fundstücke der Grabung. Ungefähr zu Lebzeiten von Guthlac sei die Henge wieder von den Menschen genutzt worden. So haben die Archäologen bei Ausgrabungen Keramik, zwei Knochenkämme und Glasscherben eines Trinkgefäßes entdeckt. Spätere Aktivitäten haben nur leider viele Überreste aus der angelsächsischen Epoche vernichtet.
„Wir wissen, dass viele prähistorische Monumente von den Angelsachsen wiederverwendet wurde“, zitiert das Statement Dr. Duncan Wright, einen Dozenten der mittelalterlichen Archäologie an der Newcastle University. Eine Henge zu finden, die zuvor unbekannt war und jetzt auf diese Weise genutzt wurde, sei allerdings sehr selten, so Wright. Die angelsächsischen Spuren können Guthlac nicht mit völliger Sicherheit zugeschrieben werden. Trotzdem sei die Wiedernutzung der Stätte ein Beweis dafür, dass Crowland über Jahrtausende ein heiliger Ort für die Menschen war.
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