Ratingen. 15 Autos brannten im Oktober 2023 teils vollständig aus. Bei den Ermittlungen kamen wichtige Infos von Beamten, die manche „Dorf-Sheriff“ nennen.
Zweieinhalb Monate nach einer Serie von Autobränden in Ratingen bei Düsseldorf hat die Polizei jetzt mitgeteilt, man habe den mutmaßlichen Täter ermittelt. Die Ermittler hatten die Gelegenheit, besonders gründlich vorzugehen, berichtete die Polizei am Donnerstag.
Der wegen schwerer Brandstiftung beschuldigte 31-Jährige ist seit einigen Monaten in einer Justizvollzugsanstalt wegen anderer Delikte, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag mit. Bereits im November habe die Polizei den Verdächtigen im Visier gehabt, habe allerdings erst in der Folge die Beweise zusammen tragen können. Da sei die Haftstrafe, wegen der er derzeit einsitze, eine Hilfe gewesen, erklärte der Sprecher.
Autobrand-Serie in Ratingen mit mehreren Hundertausend Euro Schaden
Insgesamt 15 Fahrzeugbrände werden dem 31-Jährigen zur Last gelegt. Der Schaden wird auf mehrere 100.000 Euro geschätzt. Angezündet worden waren unter anderem ein Auto Q4, ein Opel Insignia und ein Ford Transporter. Alle Brände seien im Bereich des Stadtteils Ratingen-West gewesen, wo der 31-Jährige auch lebe, sagte der Polizeisprecher.
Die Polizei sieht die Brand-Serie als gelöst an, letztlich entscheiden muss sich das später vor Gericht. Dass der 31-Jährige überhaupt in den Blick kam, sei den Beamten des Polizei-Bezirksdienstes im Stadtteil zu verdanken, teilte die Polizei mit.
„Die Polizei ist zur Erfüllung ihrer Aufgaben auf das Verständnis und die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Eine möglichst große Bürgernähe ist Voraussetzung für eine effektive Polizeiarbeit“, beschreibt das Portal polizei.nrw die Tätigkeit der Polizisten, die nicht selten als „Dorf-Sheriff“ tituliert werden. „Bezirksbeamte sind täglich „auf Streife“ in ihrem Bezirk. In allen Anliegen, bei denen die Polizei mit Rat und Tat zur Seite stehen kann, sind sie die vertrauensvollen Gesprächspartner für Bürgerinnen und Bürger aller Altersstufen“, heißt es auf dem Portal polizei.nrw. Doch wer diese Beamten, die oft nach einer längeren Dienstzeit bei der Polizei in diese Tätigkeit wechseln, nur als Begleiter auf Schulwegen oder bei der Verkehrserziehung in Kindertagesstätten wahrnimmt, unterschätzt die Aufgaben, hebt ein Sprecher der Kreispolizei Mettmann hervor: Weil sie auch im Blick haben sollen, wer so im Stadtteil lebt und womöglich einschlägig auffällt.
Bezirkspolizisten brachten die entscheidenden Hinweise
Der Ermittlungserfolg in der Ratinger Brandserie sei „entscheidend“ dem Bezirksdienst in Ratingen West zu verdanken, hob die Polizei am Donnerstag hervor. Dank ihrer Kenntnisse habe ein Bewegungsprofil des Verdächtigen erstellt werden können. Dadurch sei es gelungen, sämtliche Taten zu verbinden und in Bezug zu dem 31-Jährigen zu bringen.
Aufmerksam sei man auf ihn geworden, weil Streifenbeamte ihn bei einem der Brände in der Nähe des Brandortes angetroffen hatten, berichtete die Polizei. Da die Bezirkspolizisten den Mann bereits kannten, bildeten sie im weiteren Verlauf der Ermittlung sein Bewegungsmuster nach.
Motiv des Brandstifters ist unklar
So habe sich gezeigt: Bei mehreren Autobränden aus der Serie war er zur Tatzeit in der Nähe. Eine zusätzliche Auswertung seines Handys bekräftigte die Ermittler. Dass die Brandserie endete, als der 31-Jährige wegen anderer Delikte inhaftiert wurde, erhärtete den Verdacht weiter, teilte die Polizei mit.
Der Verdächtige schweigt unterdessen. Ein Motiv konnte die Polizei bisher nicht ausmachen, sowohl Kleinwagen als auch Lastwagen fielen dem Brandstifter zum Opfer. Ein Polizeisprecher sagte zur Serie: „Das ging querbeet.“
Der Stadtteil Ratingen-West war 2023 bundesweit über Wochen in den Medien. Ein 57-Jähriger hatte am 11. Mai in einem Wohn-Hochhaus eine Explosion ausgelöst und zwei Polizisten, vier Feuerwehrleute, zwei Rettungssanitäter und einen Notarzt zum teil lebensgefährlich verletzt:
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(dae)