Berlin. Stefanie Stappenbeck ist Aufmerksamkeit gewohnt. Im Interview erzählt sie, welcher Moment im TV ihr trotzdem weiche Knie bereitet hat.
Schauspielerin Stefanie Stappenbeck ist regelmäßig im TV zu sehen – unter anderem in der ZDF-Krimireihe „Ein starkes Team“. Ende 2023 hatte die Schauspielerin aber einen ihrer vielleicht spektakulärsten Auftritte, als sie bei „Wetten, dass ...?“ zu Gast war. Kurz danach haben wir sie im Dezember zum Interview getroffen und erfahren, wie sie ihren musikalischen Auftritt in der Show von Thomas Gottschalk erlebt hat, warum sie weiterhin ihre Krimireihe dreht, statt auf Konzerttournee zu gehen, und wann sie endlich nach ihrem eigenen Rhythmus lebt.
Wir sprechen jetzt anlässlich des „starken Teams“. Aber wollen Sie nach Ihrem Auftritt bei „Wetten, dass ..?“, wo Sie Chers „I Got You Babe“ überzeugend präsentierten, nicht eine Gesangskarriere einschlagen?
Stefanie Stappenbeck: Das lässt sich jetzt nicht mehr vermeiden (lacht).
Ihre Stimme wirkte ja ziemlich trainiert.
Stappenbeck: Ich habe 20 Jahre nicht mehr öffentlich gesungen. Ich liebe Musik, ich habe ein sehr gutes Gehör. Aber früher hatte ich das Gefühl, dass ich nicht singen kann. Dann hatte ich aber mit 30 die Chance, die Polly in der „Dreigroschenoper“ unter anderem am Berliner Ensemble zu spielen. Durch meine tolle Gesangslehrerin habe ich es geschafft, innerhalb von drei Monaten von Null auf „Dreigroschenoper“-Niveau zu kommen, und zwar in originaler Tonhöhe. Aber ich wusste nicht mehr, was jetzt davon übrig geblieben ist. Ich war fertig mit den Nerven, aber es hat einigermaßen geklappt.
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Haben Sie sich die Aufzeichnung angeschaut?
Stappenbeck: Nein, ich habe es mir noch nicht angucken können, ich bin viel zu aufgeregt. Ich bin nur stolz, dass ich den Moment meiner größten Angst genießen konnte. Diesen Song mit Jan Josef in Anwesenheit von Cher zu präsentieren, die meine Hand hielt, das war einer der erstaunlichsten Momente meines Lebens.
Hat Ihre Tochter die Sendung gesehen?
Stappenbeck: Ja, sie war auch erstaunlich wenig kritisch. Ich kenne sie sonst strenger.
Darum spielt Stefanie Stappenbeck gerne Charaktere, die anders sind als sie selbst
Sie wirken, wenn Sie das erzählen, so beschwingt und gut gelaunt. Müssen Sie einen inneren Schalter umwerfen, um die Linett Wachow in „Ein starkes Team“ spielen zu können, die härter und tougher ist?
Stappenbeck: Das ist tatsächlich so. Deshalb macht mir die Figur auch immer noch Spaß, weil sie nicht so ist wie ich. Ich kann da eine Seite von mir erforschen, die normal nicht so zum Tragen kommt. Es tut mir ganz gut, ein bisschen kritischer und härter zu sein und nicht zu lieb und gutgläubig durch die Welt zu gehen.
Haben Sie Nachteile von Ihrer gutgläubigen Offenheit gespürt?
Stappenbeck: Ja, ich werde oft von meinen Freunden gewarnt: Lass dich nicht ausnutzen. Ich merke das gar nicht so richtig. Mir sind schon Sachen passiert, die anderen nicht passiert wären. Aber ein genaues Beispiel kann ich nicht nennen. Das spielt sich eher im Kleinen ab.
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In einer der beiden Folgen fällt der Satz „Wenn man älter ist, ist man nicht mehr so unbekümmert.“
Stappenbeck: Das geht mir nicht so. Ich möchte das auch nicht. Ich habe Lust, klüger, freier und freundlicher zu werden. Ich will weiterhin, wenn ich Lust habe, unbekümmert sein, wobei es einem natürlich die aktuellen Umstände schwer machen.
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Stappenbeck: Ja, 2023 war wirklich scheußlich, auch wenn es für mich persönlich beruflich schön war. Ich habe meinen Nachrichtenkonsum sehr eingeschränkt, denn die Bilder hauen einen einfach um. Ich hätte die Arbeit nicht mehr geschafft und hätte auch keine gute Mutter mehr sein können. Ich musste mich da wirklich neu aufstellen.
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Stephanie Stappenbeck über das Genießen von Situationen, zu denen man sich überwinden muss
Aber sind Sie rein persönlich in den letzten Monaten freier und unbekümmerter geworden?
Stappenbeck: Die letzten drei Monate haben wir zwei „Starke Teams“ hintereinander gedreht, und ich hatte dieses krasse „Wetten, dass ...?“ und noch andere Projekte. Da war ich sehr durchgetaktet und nicht so frei. Aber ich habe den Unterschied zu früheren Jahren gemerkt. In jüngeren Jahren hätte ich den Moment meiner größten Angst, neben Cher zu sitzen und ihren Song zu singen, mit einem Tunnelblick irgendwie hingekriegt und überlebt.
Aber jetzt kann ich sagen: Ich hatte mir diese Freiheit erarbeitet, dass ich den Moment meiner größten Angst genießen konnte. Ich war anwesend und präsent. Auch wenn es komplett schiefgegangen wäre, ich habe diesen Moment am Schopf gepackt und nicht einfach versucht, ihn einigermaßen zu überstehen.
Ich glaube, das ist ein Verdienst meiner inneren Arbeit an mir. So war ich unbekümmert und bin mit der Haltung hineingegangen: Es ist mir egal, wenn es peinlich wird. Ich werde jetzt das Schönste für mich draus machen. Denn neben Cher sitze ich nur einmal. Es war jedenfalls der Wahnsinn.
Und wie liefen die Monate vorher bei Ihnen ab?
Stappenbeck: Der Sommer war auch ganz schön arbeitsintensiv. Ich drehte die neue Folge von „VERNAU“ und „Die Bachmanns“, bei einem der Drehs verletze ich mir auch noch das Knie. September war sehr schön und etwas freier in der Gestaltung. Da ging das Kind zur Schule, und ich konnte tagsüber mein Ding machen und meinem eigenen Rhythmus folgen. Das habe ich sehr gerne, und das ist mir wichtig.
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Wie sieht das aus, wenn Sie Ihrem eigenen Rhythmus folgen?
Ich kann essen, wann ich essen will, aufstehen, wann ich will. Ich habe keine Pläne, keine Verpflichtungen. Ich liege morgens einfach im Bett träume in den Tag hinein, höre Podcasts, lese interessante Zeitungsartikel und bin nicht von Terminen getrieben.
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