Aachen/Essen. Zollfahnder haben in NRW rund 460 Kilogramm der Droge „Captagon“ im Wert von 60 Millionen Euro sichergestellt. Vier Verdächtige sitzen in U-Haft.

  • Captagon in NRW: Zollfahnder haben eine große Menge der Droge sichergestellt.
  • Captagon-Fund in NRW: Vier Verdächtige sitzen nun in Untersuchungshaft.
  • Captagon kann Depressionen, Halluzinationen und Angstzustände auslösen.

Über Monate hinweg verfolgten Zollfahnder die Aktivitäten einer Drogenbande, und in den letzten Monaten gelang es ihnen, die bisher größte Menge der gefährlichen Droge Captagon in Deutschland sicherzustellen. Die Schmuggelware wurde dabei nicht nur in einem Pizza-Ofen entdeckt, sondern auch in Duftkerzen und Bremszylindern versteckt.

Captagon-Fund: Über mehrere Monate verfolgten Zollfahnder die Aktivitäten einer Drogenbande.
Captagon-Fund: Über mehrere Monate verfolgten Zollfahnder die Aktivitäten einer Drogenbande. © dpa | Zollfahndung Essen

Insgesamt seien 461 Kilogramm Tabletten im Wert von 64,5 Millionen US-Dollar gefunden worden, teilten die Zollfahndung Essen und die Staatsanwaltschaft Aachen am Donnerstag mit. Das entspricht rund 59 Millionen Euro. Vier syrische Staatsangehörige im Alter von 33 bis 45 Jahren seien seit Anfang Oktober in Untersuchungshaft.

Großer Drogenfund: Captagon macht hochgrädig abhängig

Nach Angaben des Bundeskriminalamts macht Captagon hochgradig abhängig und kann Depressionen, Halluzinationen und Angstzustände auslösen. Die Droge gehört zur Gruppe der Amphetamine. Zuerst hatten die Sender BR, MDR, SWR und RBB, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die Mediengruppe Bayern über entsprechende gemeinsame Recherchen berichtet.

Captagon: Wie Syrien zum Drogenstaat wurde

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    Bereits seit Ende 2022 hätten das Zollfahndungsamt Essen und die Abteilung für Organisierte Kriminalität der Staatsanwaltschaft Aachen wegen des Verdachtes des gewerbs- und bandenmäßigen Schmuggels und Handels von Betäubungsmitteln gegen eine syrische Tätergruppierung ermittelt, teilten die beiden Behörden mit.

    Captagon: Großer Zufallsfund Ende Oktober am Flughafen Köln/Bonn

    Ende 2022 war demnach ein großer Zufallsfund der Anfang der Ermittlungen: Am Flughafen Köln/Bonn entdeckten Beamte des dortigen Hauptzollamts bei einer Kontrolle von Paketen nach Bahrain mehr als zehn Kilogramm Captagon-Tabletten – etwa 59.000 Stück. „Die Drogen waren in sieben Paketen in Bremszylindern versteckt“, berichteten die Ermittler am Donnerstag. Bei einer Zollkontrolle am Flughafen Leipzig seien darüber hinaus in zwei Paketsendungen nach Saudi-Arabien etwa 32 Kilogramm Captagon-Tabletten, versteckt in Duftkerzen, sichergestellt worden.

    Ermittlungen zu den Absendern führten den Angaben zufolge zu vier Tatverdächtigen mit Wohnsitzen in Aachen, Alsdorf und Wien. Im Folgenden sei es den Fahndern gelungen, eine von der Tätergruppe angemietete Garage ausfindig zu machen.

    Captagon-Tabletten im Pizzaofen versteckt

    Im vergangenen September habe das Hauptzollamt Leipzig bei einer Kontrolle weitere 17 Kilogramm Captagon-Tabletten sichergestellt. „Hier waren die Drogen in einem Pizzaofen versteckt und sollten nach Saudi-Arabien versendet werden“, heißt es in der Mitteilung der Ermittler. Im selben Monat habe eine weitere Lieferung von etwa 30 Kilogramm Captagon-Tabletten nach Bahrain am Flughafen Köln/Bonn verhindert werden können. Hier seien die Drogen zur Tarnung in einen Luftfilter eingebaut worden.

    Anfang Oktober hätten Einsatzkräfte des Zollfahndungsamts Essen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Aachen schließlich Haftbefehle gegen die vier Tatverdächtigen vollstreckt und deren Wohnungen sowie die von ihnen angemieteten Garagen durchsucht. In dem Garagenlager stießen die Fahnder auf einen Koffer mit 48 Kilogramm Captagon-Tabletten sowie Paletten mit 16 Tonnen Sand, unter denen weitere 324 Kilogramm Captagon-Tabletten in Säcken verpackt versteckt waren.

    Captagon: Staatsanwaltschaft vermutet organisierte Kriminalität

    Bei den Durchsuchungsmaßnahmen seien zahlreiche Beweismittel gesichert worden. Eine erste Auswertung der Beweismittel habe die Fahnder zu einem weiteren von der Tätergruppe angemieteten Lagerort in Herzogenrath bei Aachen geführt. Die Ermittlungen dauern laut Staatsanwaltschaft an. Menge und Kaufkraft legten die Annahme nahe, dass es sich um organisierte Kriminalität handele. (dpa)