Berlin. Wayne Carpendale spielt in „Aufgestaut!“ einen wütenden Autofahrer. Im Interview verrät er, wie er selbst über die Klimakleber denkt.

Mit „Aufgestaut“ (ab 18. Oktober, 23.10 Uhr, ZDFneo) haben es die Klimakleber in die deutsche Serienlandschaft geschafft. Einer der Protagonisten, die mit ihnen konfrontiert sind, wird von Wayne Carpendale gespielt. Im Interview erklärt der 46-jährige Schauspieler, der mit Serien wie „Der Landarzt“ bekannt wurde, wie er persönlich mit diesem Thema umgeht, wie er sein Umweltbewusstsein einschätzt und wie sein Vater Howard seine Einstellung prägte.

Wenn man eine Rolle spielt, die mit ganz aktuellen Entwicklungen zu tun hat wie in diesem Falle den Klimaklebern, ist das etwas ganz Besonderes?

Wayne Carpendale: Na ja, als Schauspieler weiß ich ja, dass keine Rolle wie die andere ist. Aber die Geschwindigkeit, mit der diese Serie auf den Markt kam, war schon beeindruckend. Normalerweise dauert das locker ein Jahr, in diesem Fall gerade mal drei Monate. Und das macht es eben möglich, auch fiktional so aktuelle Themen zu begleiten – denn wer weiß schon, was die Klimakleber nächstes Jahr machen. Besonders war in diesem Fall auch, dass aufgrund der Aktualität natürlich jeder am Set eine Haltung zu dem Thema hatte. So gesehen war es auch eine Herausforderung, sich mit seinen eigenen Einstellungen zu konfrontieren und sie zu hinterfragen.

Wayne Carpendale muss sich in seiner neuen Serie „Aufgestaut“ mit Klimaklebern auseinandersetzen.
Wayne Carpendale muss sich in seiner neuen Serie „Aufgestaut“ mit Klimaklebern auseinandersetzen. © picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Wie würden Sie Ihre Haltung beschreiben?

Carpendale: Dass wir am eigentlichen Thema vorbeireden. Das Problem ist doch, dass gerade vor allem über die Form des Protests diskutiert wird – über die Klimakleber, über die, die sie gewalttätig von der Straße runterziehen, darüber, ob Rettungskräfte durchkommen. Wir geben den extremen Positionen auf beiden Seiten viel Raum, und das Klima wird dabei zur Nebensache. Was mir persönlich am meisten Sorgen macht, ist, dass ich beobachte, wie immer mehr Freunde und Bekannte so eine „Egalhaltung“ einnehmen, nach dem Motto „Man kann doch dazu eh nichts sagen, ohne von einer Seite auf den Deckel zu kriegen, also sag ich lieber nichts mehr dazu“. So eine schweigende Mehrheit, die sich nicht mehr aktiv an der Diskussion beteiligt, finde ich gerade in einer Demokratie sehr problematisch.

Kann eine Serie wie „Aufgestaut“ da positive Impulse geben?

Carpendale: Alles, was zu mehr Verständnis und mehr Kommunikation zwischen den Menschen führt, hilft gerade. Das Gute an so einer Serie ist, dass man sie aufgeschlossener schaut als etwa die Nachrichten, bei denen man sich schnell ideologisch positioniert. Bei der Serie lässt man seinen Gedanken freien Lauf, ist offener, wodurch man alle Protagonisten ein bisschen besser versteht.

Carpendale über Klimakleber: „Für Straftaten fehlt mir jegliche Toleranz“

Wie sehen Sie konkret die Situation mit den Klimaklebern? Ihre Figur in der Serie gerät ja völlig aus der Fassung.

Carpendale: Wir haben in Deutschland sehr viele Möglichkeiten zu protestieren und Meinungen kundzutun. Für Straftaten fehlt mir da jegliche Toleranz. Das gilt für die Beschädigung von Eigentum, für die Behinderung von Rettungskräften sowie für Selbstjustiz derjenigen, die den Klimaklebern gegenüber gewalttätig werden.

Schauspieler und Moderator Wayne Carpendale hat eine klare Haltung zu den Klimaklebern.
Schauspieler und Moderator Wayne Carpendale hat eine klare Haltung zu den Klimaklebern. © Getty Images for Constantin Film | Gisela Schober

Doch Sie würden nicht handgreiflich werden so wie Ihre Figur?

Carpendale: Nein! Ich verstehe sehr gut, dass die meisten, die in so einem von Klimaklebern verursachten Stau stehen, dringend irgendwohin müssen. Dass es da für Berufstätige teilweise um existenzielle Termine geht oder Kinder auf ihre Eltern warten. Aber so einen Protest aufzulösen bleibt einfach Aufgabe der Polizei. Die allerdings braucht mehr Unterstützung von der Politik.

Was für eine Botschaft hätten Sie denn an die Klimakleber?

Carpendale: Ich habe eine Meinung, aber keine Botschaft. Ich persönlich glaube eher an einen innovativen fortschrittlichen Weg als an Verbote.

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Schauspieler Carpendale will sich nicht mit falschen Lorbeeren schmücken

Wie umweltweltbewusst handeln Sie selbst? Laut Presseheft haben Sie ein energiesparendes Haus gebaut.

Carpendale: Ja, aber ich möchte mich nicht mit falschen Lorbeeren schmücken. Ich reise gerne, bin beruflich viel unterwegs und bei einem engen Zeitplan schaffst du es auch nicht immer mit dem Zug. Da ist bei mir persönlich Luft nach oben. Aber ich glaube ohnehin, dass wir das vor allem gemeinschaftlich und nicht individuell hinkriegen müssen – und vor allem auch über die Landesgrenzen hinaus. Es braucht weltweites, gemeinschaftliches Vorgehen.

In seiner Rolle als Thomas Kling: Wayne Carpendale trägt einen Klimakleber weg.
In seiner Rolle als Thomas Kling: Wayne Carpendale trägt einen Klimakleber weg. © ZDF/Bernd Schuller | Bernd Schuller

Was sagen Sie den Menschen, die Sie wegen Ihres Reisepensums kritisieren?

Carpendale: Dass sie recht haben, aber dass ich bei jedem etwas rauspicken kann, was die- oder derjenige im Leben nicht optimal macht. Ich habe zum Beispiel seit 17 Jahren kein Auto und sage auch nicht, dass jeder, der ein Auto hat, weniger umweltbewusst ist als ich. Davon abgesehen reise ich auch gern, um über den Tellerrand hinauszuschauen, was ich wichtig finde – gerade in diesen Zeiten.

Inwieweit hat Sie Ihr Vater in Ihrer pragmatischen Lebenseinstellung geprägt?

Carpendale: Mein Dad ist interessiert, bodenständig und wahnsinnig vorbehaltlos – er nimmt die Menschen, wie sie sind. Und er ist immer bereit, seine Meinung zu ändern, wenn man ihn überzeugt. Das hat er mir nicht beigebracht, sondern vorgelebt, und deshalb ist das für mich so wichtig.

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