Berlin. Vier Jahre nach dem Germanwings-Drama sagt Lufthansa, die Opfer hätten keine Todesangst erlebt. Will der Konzern Schmerzensgeld sparen?

Als am 24. März 2015 Germanwings-Pilot Andreas Lubitz eine Maschine mit 150 Menschen an Bord in den französischen Alpen abstürzen ließ, sollten die Passagiere angeblich keine Todesangst gehabt haben. Zu dieser Einschätzung kommt „Bild“ zufolge die Airline selbst, was sie jetzt auch den Angehörigen der Opfer der Katastrophe mitgeteilt haben soll. Hintergrund könnte ein Streit um Zahlungen von Schmerzensgeld sein.

Das sorgt für Wut. So wird mit Elmar Giemulla ein Anwalt zitiert, der etwa 200 Angehörige von 40 Opfern vertritt. Er schildert noch einmal, was sich an Bord des Flugzeugs abgespielt hat. „Aufnahmen des Voice-Recorders bestätigen, dass in den letzten zehn Minuten des Fluges mehrfach gegen die Cockpit-Tür geschlagen wurde“, sagte er.

Lufthansa sorgt für Wut – Darum geht es

  • In einem Brief behauptet Lufthansa offenbar, dass die Opfer der Germanwings-Katastrophe von 2015 keine Todesangst im Flieger gehabt hätten
  • Bei den Angehörigen sorgt das für Ärger
  • In diesem Jahr soll es noch eine mündliche Verhandlung vor Gericht im Streit um Schmerzensgeld geben

„In dem Schriftsatz spricht die Lufthansa von einem ,unauffälligen Flugverlauf‘. Das ist angesichts eines Sinkfluges, der dreimal schneller war als gewöhnlich, eine Zumutung“, sagte er weiter zu „rp-online“.

 Der Absturz der Germanwings-Maschine vor vier Jahren traf Haltern besonders hart: 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums verloren damals ihr Leben.
Der Absturz der Germanwings-Maschine vor vier Jahren traf Haltern besonders hart: 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums verloren damals ihr Leben. © dpa | Marcel Kusch

Lufthansa: Germanwings-Angehörige wehren sich

Auch einen normalen Sinkflug habe es nicht gegeben. Davon könne bei der Fluggeschwindigkeit von etwa 90 Kilometer die Stunde nicht mehr die Rede sein, sagte er weiter. Das Schreiben der Fluggesellschaft wirft die Frage auf, warum die Airline zu dem Schluss kommt, die Passagiere hätten keine Todesangst gehabt. Die Lufthansa reagiert indes zurückhaltend.

In dem Fall geht es auch um Schmerzensgeld. Die Lufthansa will etwa 25.000 Euro pro Opfer zahlen - der Anwalt will das Doppelte. Bald wird der Fall vor Gericht verhandelt. Die Airline selbst wehrt sich dagegen, sie sagt, die Passagiere hätten von dem Absturz nichts mitbekommen. Eine Aussage, die jetzt für Wut sorgt.

Germanwings-Absturz 2015 – was war passiert?

  • 2015 zerschellte eine Germanwings-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen
  • Alle 150 Menschen an Bord starben
  • Pilot Andreas Lubitz hatte die Maschine absichtlich in einen Sinkflug gebracht

Warum regen sich die Angehörigen auf? Wie „Bild“ berichtet (Bezahlinhalt), versichert Lufthansa den Angehörigen der Opfer in einem Brief, dass die Passagiere von dem Absturz nichts mitbekamen – und deshalb auch keine Todesangst hatten. Laut „Bild“ beruft sich Lufthansa auf Ermittlungsergebnisse der Behörden.

In den französischen Alpen stürzte das Flugzeug von Germanwings ab und zerschellte.
In den französischen Alpen stürzte das Flugzeug von Germanwings ab und zerschellte. © dpa | Rolf Vennenbernd

Lufthansa-Schreiben empört Angehörige

Angehörige reagieren offenbar teilweise empört auf das Lufthansa-Schreiben. „Das ist nicht nachvollziehbar. Es gibt genügend Hinweise, die das Gegenteil beweisen“, zitiert das Blatt den Anwalt einer Frau, die bei dem Absturz Bruder und Nichte verlor.

Germanwings-Absturz- Auch zwei Jahre danach ist die Trauer noch frisch

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    (küp)