Oberhausen. Exakt 100 Jahre alt ist die Jugendherbergsidee in diesem Jahr, aber längst haben auch private Anbieter Rucksacktouristen und Reisende mit schmalem Budget für sich entdeckt. Gut 100 private Hostels gibt es bundesweit, rund ein Dutzend sind es in NRW, darunter eine Handvoll im Ruhrgebiet.

Eigentlich ist die Sache doch so einfach. Wer im Wörterbuch „Hostel” nachschlägt, findet als Übersetzung: Jugendherberge. Aber Hostel ist eben nicht gleich Jugendherberge – und darf sich schon gar nicht so nennen! Noch nicht jedenfalls.

Exakt 100 Jahre alt ist die Jugendherbergsidee in diesem Jahr, aber längst haben auch private Anbieter Rucksacktouristen und Reisende mit schmalem Budget für sich entdeckt. Bisher hatte das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) zumindest den Namen geschützt – dieses Vorrecht aber wackelt: Erst Ende Januar hob das Deutsche Patentgericht in München den Markenschutz auf, jetzt soll der Bundesgerichtshof endgültig entscheiden. Bis dahin kann noch mindestens ein Jahr vergehen. Schonfrist fürs DJH sozusagen; in der die Konkurrenz jedoch nicht schläft – sondern bei sich schlafen lässt.

Gut 100 private Hostels gibt es bundesweit, rund ein Dutzend sind es in NRW, darunter eine Handvoll im Revier: Bottrop, Duisburg, Bochum, Essen – und Oberhausen. Vor sieben Jahren eröffneten Verena Breuckmann und Christina Antwerpen, damals gerade Anfang 20, ihr „In Hostel Veritas” in der ehemaligen Zeche Osterfeld, das erste im Ruhrgebiet. Mehr als 20 000 Gäste haben seitdem in dem 42-Betten-Haus übernachtet. „Wir bieten viel Service, aber wenig Komfort”, sagt Antwerpen.

Urlaub bei Freunden

Zwischen 15 und 25 Euro kostet die Übernachtung im schlicht eingerichteten Zimmer; Frühstück und Bettwäsche extra, Gemeinschaftserlebnis und Ausgehtipps inklusive. Spülen, Tischabräumen oder Bettenbeziehen muss hier kein Gast – aber fürs Pipimachen oder Duschen über den Flur und zum Fernsehen in den Gruppenraum.

„Unsere Gäste sind Individualreisende, die Bock haben zu staunen, was zu erleben, zu fühlen”, beschreibt Christina Antwerpen, die alleinige Herbergsmutti ist, seit sich Verena Breuckmann Anfang des Jahres aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat. „Urlaub bei Freunden” soll das Motto sein, nicht etwa „Hotel für Arme”. Sie wolle „nicht nur Betten verkaufen, sondern eine ganze Region”, sagt die 30-Jährige.

Die Hausordnung heißt deshalb „Watte zu beachten hast!”, im Biergarten gibt's handfeste Kniften statt Sandwiches, Pilsken statt Bier, und in einem der Mehrbettzimmer steht das Steigerlied auf der hellblauen Wand geschrieben.

Nichts für Schulklassen

Konkurrenz in der Region fürchtet die Jungunternehmerin nicht, „die belebt das Geschäft”, sagt sie. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise würden Hostels und die Idee dahinter stärker gefragt, glaubt sie: „Nicht, weil wir hier Billig-Angebote machen. Sondern weil wir damit gleichzeitig auch ein Gefühl vermitteln, ein Gemeinschaftserlebnis.” Dass es das auch in Jugendherbergen gibt, will Antwerpen nicht abstreiten. „Aber das kann man trotzdem gar nicht vergleichen.”

Dem Jugendherbergswerk hafte nach wie vor etwas Verstaubtes an, „der Klassiker ist doch immer noch das Herbergsehepaar, das darauf achtet, dass alle die Regeln einhalten.” Schulklassen seien indes gerade deshalb in Jugendherbergen besser aufgehoben als in Hostels, „die wollen wir gar nicht ansprechen.”

Was den Namensstreit angeht, hofft Christina Antwerpen auf eine Entscheidung im Sinne der Hostels – eine Freigabe des Begriffs Jugendherberge: „Das muss man sich mal vorstellen, man darf bisher noch nicht mal sagen: Hostels sind so was Ähnliches wie Jugendherbergen!”

Den umgekehrten Weg hat das DJH übrigens bereits für sich entdeckt: Die Jugendherbergen in den Städten, etwa in Düsseldorf oder Köln, werden als „City-Hostels” beworben; so einfach ist das.

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