Der Wunsch nach öffentlichen Mitteln stößt auf Skepsis – Konzern will offenbar Bürgschaften, aber keine Kredite.
Essen. Die Ankündigung des neuen Arcandor-Chefs Karl-Gerhard Eick, zur Finanzierung der 900 Mio € teuren Konzern-Sanierung auch den Staat um Hilfe zu bitten, ist in Berlin und Düsseldorf auf Skepsis gestoßen. Im Bundeswirtschaftsministerium hieß es zwar, der im Rahmen der Finanzkrise eingerichtete „Bürgschafts- und Kreditfonds steht grundsätzlich jedem Unternehmen offen”. Der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs betonte jedoch, er sehe keine Begründung für Staatshilfen. Bei Arcandor sei „offenkundig nicht die Finanzkrise ursächlich für die Probleme”, dem Einzelhandel gehe es schließlich noch vergleichsweise gut. Firmen, die Hilfen aus dem „Wirtschaftsfonds Deutschland” in Anspruch nehmen wollen, müssen neben einem tragfähigen Konzept nachweisen, dass ihre Schieflage im Wesentlichen durch die Finanzkrise verursacht wurde. Daran gab es mit Blick auf Arcandor gestern auch im Wirtschaftsministerium gewisse Zweifel - immerhin kämpft der Ex-KarstadtQuelle-Konzern bereits seit Jahren gegen die roten Zahlen. Dem Vernehmen nach will Arcandor keine Staatskredite, sondern lediglich Bürgschaften zur Absicherung von Bankkrediten. Bislang habe der Konzern jedoch keine Staatshilfe beantragt, hieß es.
Bei Arcandor sieht man in der Finanzkrise sehr wohl einen Grund für die aktuelle Not. Schließlich sei die Finanzierung über Banken deutlich schwieriger geworden, so ein Konzernsprecher. Zudem seien Erlöse etwa aus den Verkäufen von Neckermann und dem Immobilienpaket Highstreet durch die Finanzkrise in dreistelliger Millionenhöhe geschmälert worden.
Auch die NRW-Landesregierung bestätigt Gespräche mit dem Essener Konzern ohne Details zu nennen. FDP-Fraktionschef Gerhard Papke kritisierte im NRZ-Gespräch Eicks Ankündigung, um Staatshilfe zu bitten. „Ich glaube nicht, dass dies das Vertrauen in den Konzern stärkt.” Es gebe „keinen Anlass, über Staatshilfen nachzudenken. Jetzt ist der neue Vorstand gefordert, das Unternehmen wieder auf gesunde Füße zu stellen”. Angesichts der anhaltenden Debatte um Opel „ist der Ruf nach Staatshilfen offenbar salonfähig geworden”, so Papke. Eick hatte Bitten um Staatshilfe als „ganz normalen Vorgang” bezeichnet. Schließlich würden „die entsprechenden Programme aufgelegt, damit sie genutzt werden”. NRZ