Warum Margot Käßmann gut für die Protestanten ist
Gott sei Dank Käßmann! Etwas besseres als die Wahl der 51-Jährigen zu ersten Ratsvorsitzenden konnte der evangelischen Kirche in Deutschland kaum passieren. Nicht nur, weil eine Frau in diesem Amt längst überfällig war, sondern vor allem, weil Margot Käßmann die Mischung aus Führungsfigur und Seelsorgerin verkörpert, die der Kirche jetzt gut tun kann. Ihr ist es zuzutrauen, dass sie den Reformprozess als Reaktion auf Mitgliederschwund und Geldmangel fortsetzt ohne daraus einen kalten, bürokratischen Vorgang zu machen. Eine Reform, in der kein Platz für den Geist der Kirche, den Geist Gottes bleibt, ist mit Käßmann nicht vorstellbar.
Dabei hat sie als Ratsvorsitzende zwar nur mittelbar Einfluss auf die selbstständigen Landeskirchen. Doch als Bischöfin der größten Landeskirche hat ihr Wort Gewicht – erst Recht im Gespann mit Vize Nikolaus Schneider von der rheinischen, der zweitgrößten deutschen Landeskirche.
Über institutionelle Probleme hinaus hat Käßmann das Zeug, ein noch populäreres Aushängeschild der evangelischen Kirche zu werden, als es ihr Vorgänger Huber war. Wich-tig ist dabei, dass sie gerade in den Medien nicht nur als Funktionärin wahrgenommen wird, sondern als Frau. Als eine, die Kinder großgezogen, Brustkrebs erlitten und eine Scheidung durchgemacht hat und sich für Frauenrechte einsetzt ohne als Emanze zu wirken. Das macht sie authentisch und sympathisch. Und wenn sie dann weiter Theologie mit warmherziger Seelsorge verbindet, könnte dies sogar glaubensferne Zeitgenossen wieder auf die evangelische Kirche aufmerksam machen.